Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих Шиллер

Maria Stuart / Мария Стюарт - Фридрих Шиллер


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nur die Barmherzigkeit geschwiegen.

      Verbündet hat sich alles wider sie,

      Du selber hast ihr Antlitz nie gesehn,

      Nichts spricht in deinem Herzen für die Fremde.

      – Nicht ihrer Schuld red ich das Wort. Man sagt,

      Sie habe den Gemahl ermorden lassen;

      Wahr ist’s, daß sie den Mörder ehlichte.

      Ein schweres Verbrechen! – Aber es geschah

      In einer finster unglücksvollen Zeit,

      Im Angstgedränge bürgerlichen Kriegs,

      Wo sie, die Schwache, sich umrungen sah

      Von heftigdringenden Vasallen, sich

      Dem Mutvollstärksten in die Arme warf —

      Wer weiß, durch welcher Künste Macht besiegt?

      Denn ein gebrechlich Wesen ist das Weib.

      Elisabeth.

      Das Weib ist nicht schwach. Es gibt starke Seelen

      In dem Geschlecht – Ich will in meinem Beisein

      Nichts von der Schwäche des Geschlechtes hören.

      Talbot.

      Dir war das Unglück eine strenge Schule.

      Nicht seine Freudenseite kehrte dir

      Das Leben zu. Du sahest keinen Thron

      Von ferne, nur das Grab zu deinen Füßen.

      Zu Woodstock war’s und in des Towers Nacht,

      Wo dich der gnäd’ge Vater dieses Landes

      Zur ersten Pflicht durch Trübsal auferzog.

      Dort suchte dich der Schmeichler nicht. Früh lernte,

      Vom eiteln Weltgeräusche nicht zerstreut,

      Dein Geist sich sammeln, denkend in sich gehn

      Und diesen Lebens wahre Güter schätzen.

      – Die Arme rettete kein Gott. Ein zartes Kind

      Ward sich verpflanzt nach Frankreich, an den Hof

      Des Leichtsinns, der gedankenlosen Freude.

      Dort in der Feste ew’ger Trunkenheit

      Vernahm sie nie der Wahrheit ernste Stimme.

      Geblendet ward sie von der Laster Glanz

      Und fortgeführt vom Strome des Verderbens.

      Ihr ward der Schönheit eitles Gut zuteil,

      Sie überstrahlte blühen alle Weiber,

      Und durch Gestalt nicht minder als Geburt —

      Elisabeth.

      Kommt zu Euch selbst, Mylord von Shrewsbury!

      Denkt, daß wir hier im ernsten Rate sitzen.

      Das müssen Reize sondergleichen sein,

      Die einen Greis in solches Feuer setzen.

      – Mylord von Leicester! Ihr allein schweigt still?

      Was ihn beredt macht, bindet’s Euch die Zunge?

      Leicester.

      Ich schweige für Erstaunen, Königin,

      Daß man dein Ohr mit Schrecknissen erfüllt,

      Daß diese Märchen, die in Londons Gassen

      Den gläub’gen Pöbel ängstigen, bis herauf

      In deines Staatsrats heitre Mitte steigen

      Und weise Männer ernst beschäftigen.

      Verwunderung ergreift mich, ich gesteh’s,

      Daß diese länderlose Königin

      Von Schottland, die den eignen kleinen Thron

      Nicht zu behaupten wußte, ihrer eignen

      Vasallen Spott, der Auswurf ihres Landes,

      Dein Schrecken wird auf einmal im Gefängnis!

      – Was, beim Allmächt’gen! machte sie dir furchtbar?

      Daß sie dies Reich in Anspruch nimmt? daß dich

      Die Guisen nicht als Königin erkennen?

      Kann dieser Guisen Wiederspruch das Recht

      Entkräften, das Geburt dir gab, der Schluß

      Der Parlamente dir bestätigte?

      Ist sie durch Heinrichs letzten Willen nicht

      Stillschweigend abgewiesen, und wird England,

      So glücklich im Genuß des neuen Lichts,

      Sich der Papistin in die Arme werfen?

      Von dir, der angebeteten Monarchin,

      Zu Darnleys Mörderin hinüberlaufen?

      Was wollen diese ungestümen Menschen,

      Die dich noch lebend mit der Erbin quälen,

      Dich nicht geschwind genug vermählen können,

      Um Staat und Kirche von Gefahr zu retten?

      Stehst du nicht blühend da in Jugendkraft,

      Welkt jene nicht mit jedem Tag zum Grabe?

      Bei Gott! Du wirst, ich hoff’s, noch viele Jahre

      Auf ihrem Grabe wandeln, ohne daß

      Du selber sie hinabzustürzen brauchtest —

      Burleigh.

      Lord Leicester hat nicht immer so geurteilt.

      Leicester.

      Wahr ist’s, ich habe selber meine Stimme

      Zu ihrem Tod gegeben im Gericht.

      – Im Staatsrat sprech ich anders. Hier ist nicht

      Die Rede von dem Recht, nur von dem Vorteil.

      Ist’s jetzt die Zeit, von ihr Gefahr zu fürchten,

      Da Frankreich sie verläßt, ihr einz’ger Schutz,

      Da du den Königssohn mit deiner Hand

      Beglücken willst, die Hoffnung eines neuen

      Regentenstammes diesem Lande blüht?

      Wozu sie also töten? Sie ist tot!

      Verachtung ist der wahre Tod. Verhüte,

      Daß nicht das Mitleid sie ins Leben rufe!

      Drum ist mein Rat: Man lasse die Sentenz,

      Die ihr das Haupt abspricht, in voller Kraft

      Bestehn! Sie lebe – aber unterm Beile

      Des Henkers lebe sie, und schnell, wie sich

      Ein Arm für sie bewaffnet, fall’ es nieder.

      Elisabeth (steht auf).

      Mylords, ich hab nun eure Meinungen

      Gehört und sag euch Dank für euren Eifer.

      Mit Gottes Beistand, der die Könige

      Erleuchtet, will ich eure Gründe prüfen

      Und wählen, was das Bessere mir dünkt.

      Vierter Auftritt

      Die Vorigen. Ritter Paulet mit Mortimern.

      Elisabeth.

      Da kommt Amias Paulet. Edler Sir,

      Was bringt Ihr uns?

      Paulet.

      Glorwürd’ge


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