Satan und Ischariot II. Karl May
von anderer Seite. Nämlich unter denen, welche sich herbeigedrängt hatten, stand auch Judiths Vater, welcher, als er die Worte des Herkules hörte, gleich antwortete:
»Das können Sie erfahren. Die Tochter meiner Seele hat nicht nötig, sich zu hängen an einen herumziehenden Gaukler; sie wird sein die Beherrscherin eines berühmten Indianerstammes und glänzen in Juwelen, Gold und Seide wie eine Königin.«
Der Athlet sah dem ebenso unvorsichtigen wie äffischen Alten beinahe verblüfft in das Gesicht, schüttelte den Kopf und fragte:
»Die Beherrscherin eines Indianerstammes? Wie soll ich das verstehen? «
»Das ist so zu verstehen, daß sie wird sein die bewunderte und angebetete Gemahlin der »listigen Schlange«, welcher Häuptling des Yumastammes ist.«
»Was? Indianerin will sie werden?« lachte der Riese ungläubig. »Ihr wollt wohl Komödie spielen!«
»Nein, sondern wir wollen, daß die Komödie mit Ihnen endlich einmal ein Ende hat. Wir werden bei den Yumas bleiben, Judith und ich; Sie aber müssen mit nach Texas ziehen. Wir werden einen Palast und ein Schloß bekommen; Sie aber werden Klee ackern und Rüben pflanzen!«
Der andere fuhr sich mit der Hand nach dem Kopfe, stierte im Kreise umher, ließ dann seinen Blick auf mir haften und sagte:
»Herr, machen Sie diesem kindischen Tingel-Tangel ein Ende, indem Sie mir die Wahrheit berichten! Was habe ich von dem Kauderwelsch dieses alten Mannes zu halten?«
Es war jetzt unmöglich, es ihm länger zu verhehlen; darum antwortete ich:
»Sie haben die Wahrheit gehört; der Häuptling begehrt Judith zum Weibe und hat dies zu einer der Vorbedingungen des abgeschlossenen Friedens gemacht.«
»Der – — Häupt – — ling? Unglaublich! Dies Mädchen, dies Wunder von Schönheit will sich einem Roten an den Hals werfen? Sie treiben da einen Scherz mit mir, den ich mir verbitten muß!«
»Es ist Thatsache.«
»So bin entweder ich nicht bei Sinnen, oder Sie alle sind verrückt geworden. Sag, Judith, ist‘s wahr, was ich höre? Du willst als Frau bei der »roten Schlange« bleiben?«
»Ja,« nickte sie erhaben. »Ich werde Königin der Yumas sein.«
»Wirklich, wirklich? Es ist keine Lüge?«
Mir wurde himmelangst, denn ich sah, daß er sich in einer Aufregung befand, welche sich von Wort zu Wort steigerte. Auch konnte der Kolbenhieb, den er auf den Kopf erhalten hatte, vielleicht nicht ohne Wirkung auf sein Gehirn geblieben sein; ich wollte ihm eine beruhigende Antwort geben, aber das Mädchen, welches zur Unzeit herbeigekommen war, erwiderte schneller als ich:
»Deinetwegen mache ich keine Lüge. Ich habe mich mit dem Häuptling verlobt, und du kannst deines Weges gehen!«
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