Scepter und Hammer. Karl May

Scepter und Hammer - Karl May


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der Letzteren zu begeben.

      Der Türke war eine wirklich imposante Erscheinung. Seine hohe, breitschulterige Figur ragte um einen halben Kopf über Leute gewöhnlichen Schlages hinaus; auf dem Kopfe trug er den bekannten rothen Fez, welcher mit einer schwer goldenen Quaste verziert war; die eng anliegende Kleidung, über welche er den weiten Mantel nur leicht geworfen hatte, zeigte eine höchst ebenmäßige, kraftvolle Gestalt, um deren schlanke Taille sich der glänzende Gurt schlang, an welchem der historische krumme Säbel befestigt war. Das edel geschnittene Gesicht, aus welchem zwei dunkle, kühne Augen blitzten, wurde von einem dichten Vollbarte geschmückt, welcher bis auf die Brust herniederreichte, und wie dieser Mann so durch den Garten herbeigeschritten kam, machte er den Eindruck eines Charakters, dessen unerschütterliche Festigkeit durch die physischen Vorzüge eines kraftvollen Körper auf das Vollkommenste unterstützt wird.

      Jetzt erstieg er die Stufen der Veranda, und der Kastellan trat ihm zögernd entgegen.

      »Excellenz – — —«

      »Das Auge des Pascha fixirte ihn mit einem raschen Blicke.

      »Wer sind Sie?«

      »Ich bin der Kastellan von Schloß Sternburg, und das hier ist meine Frau.«

      »Melden Sie mich Seiner Durchlaucht, dem Prinzen von Sternburg. Ich werde bereits erwartet!«

      »Excellenz entschuldigen. Seine Durchlaucht sind nicht anwesend und – —«

      »Auf wie lange?«

      »Auf unbestimmte Zeit. Daher mögen Excellenz mir und meiner Frau gütigst gestatten, uns Ihnen zur Verfügung zu stellen. Schloß Sternburg steht Ihnen offen.«

      »Schön! Doch – hat der Prinz den Brief von Durchlaucht, seinem Vater erhalten?«

      »Allerdings, doch der junge Herr glaubten, daß noch einige Zeit bis zu Ihrem Erscheinen verstreichen werde. Ich glaube sogar, er entfernte sich nur, um Vorbereitungen für den Empfang so hoher Gäste zu treffen.«

      »War nicht nothwendig. Ich bin ein Seemann und zufrieden, wenn ich eine kleine Koje habe, von welcher aus ich in die See hinausblicken kann.«

      »O eine solche Koje wird hier wohl zu finden sein, Excellenz,« meinte die Kastellanin, welche es jetzt an der Zeit hielt, auch ein Wort zu sprechen. »Und für Madame auch, wenn sie es liebt, auf das Meer hinauszuschauen. Bitte, treten die Herrschaften nur ein!«

      Man betrat das Zimmer des Prinzen.

      »Wer wohnt hier?«

      »Der junge Herr. Hier und nebenan.«

      »Blos?« frug der Türke verwundert.

      »Ja, blos!« antwortete die Kastellanin, welche Muth zu fassen begann. »Er ist ja auch Seemann und liebt es, nur eine Koje zu haben.«

      Jetzt trat Arthur ein. Nurwan Pascha wandte sich sofort an ihn.

      »Du kennst die hiesigen Formalitäten beim Ankerwerfen eines Fahrzeuges?«

      »Ja.«

      »Besorge mir das. Die Schiffspapiere befinden sich in meiner Kajüte. Und sage den Leuten, daß ich mein Gepäck sofort erwarte; den Weg herauf kannst Du ihnen beschreiben.«

      »Alles richtig, Excellenz!« antwortete Arthur in strammer Haltung und verließ das Zimmer.

      Als er die Yacht erreichte, fand er die Effekten auf dem Verdecke bereits bereit gelegt. Die vier Matrosen hockten dabei und meinte:

      »Sprich die Sprache Deines Landes, Bruder; der Arab-el-Bahr wird Dich verstehen!«

      Drei von ihnen stiegen nach dem Schlosse empor, und der Vierte blieb zurück. Arthur stieg die schmale Treppe hinab und befand sich zwei Thüren gegenüber, deren eine er öffnete. Er befand sich in einer kleinen Kajüte, welche, wie er auf den ersten Blick erkannte, der Türkin zum Aufenthalte gedient hatte. Auch hier bemerkte er den feinen Duft, welcher ihm bereits aufgefallen war; es konnte nichts Anderes sein als Reseda, vermischt mit einem andern leisen orientalischen Parfüm. Wo war er demselben nur begegnet? Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn über ihm verfinsterte sich die Luke und der herabblickende Araber meinte:

      »Die Kajüte des Kapitäns befindet sich am Steuerbord!«

      Er betrat den bezeichneten Raum und fand die Papiere; dann wollte er nach oben zurückkehren, fühlte sich aber durch einen höchst auffälligen Umstand aufgehalten. Den beiden Kajüten gegenüber befand sich eine Eisenwand, welche bei einer zufälligen Berührung mehr Wärme zeigte, als die Temperatur der äußeren Luft mit sich brachte. Er eilte nach oben und trat hastig auf den Araber zu.

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