Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker

Die Regulatoren in Arkansas - Friedrich  Gerstacker


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ziemlich gut im Sattel gehalten, nur der Krämer war von den Schlingpflanzen vom Pferd gestreift worden. Sein klägliches Schreien rief die Jäger zurück, und Harper griff im ersten Augenblick seinem Pferd in die Zügel. Doch im nächsten Moment gab er dem Tier schon wieder den Hacken zu spüren. Das wäre kein Arkansas-Jäger, der auf einer warmen Bärenfährte neben einem gestürzten Kameraden bliebe.

      Am Rand des Rohrdickichts mußten jedoch auch die anderen von den Pferden. Sie sprangen mit einem Satz aus dem Sattel und brachen sich durch das tolle Gewirr von Schlingpflanzen und Rohr, das an manchen Stellen dichte Wände bildete und erst mit dem Messer durchhauen werden mußte, Bahn. Wohl hatten aber auch die Jäger Ursache, so schnell wie möglich vorzudringen, denn mitten im Dickicht und gar nicht mehr weit von ihnen entfernt, erhob sich jetzt der fürchterlichste Lärm, der sich nur in einem Rohrbruch denken läßt. Die Hunde heulten und bellten, das dürre Rohr krachte, das Laub raschelte, und die Männer schrien, um die Kämpfenden noch mehr anzufeuern, daß man ebensogut hätte glauben können, ein Hurrikan käme durch den Wald gebraust.

      Der Bär war gestellt, die Hunde hatten ihn im Lager überrascht, wo er sich wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit niedergelassen, und so spät mußte er aufgestiegen sein, daß ihm die vordersten, Poppy und Eddy, schon dicht auf den Pelz gerückt waren, ehe er sich vom ersten Schrecken erholen konnte.

      Eddy war nur ein Bracke und auf einer Fährte ausgezeichnet, beim wirklichen Kampf aber nicht viel wert, Poppy dagegen, eher etwas schwerfälliger gebaut, kannte keine größere Wonne als einen Bären bei den Keulen zu nehmen, wobei er sehr geschickt den gefährlichen Vordertatzen auswich. Als sich der Bär daher mit wildem Sprung, die Nase dicht am Boden, damit er unter all den Schlinggewächsen hindurchschlüpfen konnte, empfehlen wollte, hatte ihn Poppy, ehe er sich’s versah, am Fell und packte ihn so derb, daß er sich brummend umwandte, um den Zudringlichen mit kräftiger Klaue zurückzuweisen. Hierauf wartete Poppy aber keineswegs. Sobald er nur sah, daß der Bär stehenblieb, sprang er blitzschnell zur Seite und entging dadurch dem gefährlichen Schlag; er wiederholte aber das Spiel von neuem, sobald der Verfolgte ihm wieder die Kehrseite zuwandte. Lange hätte er ihn freilich nicht auf diese Art zurückhalten können, doch jetzt kamen auch die übrigen Hunde herbeigestürmt, und nun mußte der Bär ernstlich an Flucht denken, wollte er nicht die Hetze mit seinem Pelz bezahlen.

      Er floh also dem nicht mehr sehr fernen Fluß zu, nach welcher Richtung hin das Dickicht auch am undurchdringlichsten war; doch immer wieder warf sich ihm die Meute entgegen, die ihn wie rasend umschwärmte. Endlich sah er sich genötigt, einen offenen Teil des Waldes zu wählen und den Strom hinab eine seichte Slew zu benutzen, deren etwas steile Ufer die Hunde hinderten, ihm näher zu kommen. Im Fall eines Angriffs hätten sie ihm nicht ausweichen können. Hierdurch erwehrte er sich zwar eine Zeitlang der Zähne seiner Verfolger, die Jäger bekamen aber auch zugleich Gelegenheit, ihm den Weg abzuschneiden, da sie am Geheul der Meute merkten, wohin sich die Jagd wandte. Als der Bär daher, keineswegs in der besten Laune, eben wieder ausweichen wollte, um einen zweiten Versuch zu machen, zum Fluß zu kommen, brach Roberts dicht neben ihm aus dem Dickicht, legte an und feuerte. In demselben Augenblick krachte eine zweite Büchse, und auch Curtis’ Kugel traf das Tier. Aber beide Kugeln schienen wenig Wirkung zu haben. Der Bär sprang einmal hoch, stieß ein schwaches Stöhnen aus, das fast wie ein Seufzer klang, erreichte dann aber mit einem gewaltigen Satz den Rand der Slew, streckte hier den Rüden, der sich ihm entgegenwarf, mit einem Schlag seiner fürchterlichen Tatze zu Boden und floh dem Fluß zu.

      Roberts hatte unterdessen seine Zeit ebenfalls genutzt; mit einem Sprung, der einem Panther Ehre gemacht haben würde, setzte er über die Slew und war mit seinem Messer dicht hinter dem Bären, als er den Rand des Flusses erreichte. Hier krachte eine dritte Büchse, und in demselben Augenblick kam auch Roberts bei dem tödlich verwundeten Tier an und stieß ihm den breiten Stahl in die Flanke. In der Hitze des Nachsetzens hatte er aber nicht darauf geachtet, wo er sich befand. Der Bär fuhr noch mit letzter Kraftanstrengung, im Todeskampf in die Höhe, wehrte nicht einmal die beiden Hunde ab, die sich auf ihn warfen, sondern sprang die steile Uferbank hinab in den Fluß. Der Bär, Roberts und die beiden Hunde verschwanden gleichzeitig in dem über ihnen zusammenschlagenden, trüben Petite-Jeanne.

      »Wah!« sagte Assowaum lachend, als er, sich mit der Linken an einem jungen Stamm festhaltend, über den Uferrand hinabschaute, »der weiße Mann hält merkwürdig fest.« Ehe jedoch einer der übrigen Jäger den Kampfplatz erreichen konnte, tauchten die Untergesunkenen wieder empor, und Roberts, keineswegs durch den freilich etwas unerwarteten Sprung aus der Fassung gebracht, zog den jetzt verendeten Bären mit den beiden Hunden, die ihre Beute selbst unter dem Wasser nicht hatten fahrenlassen, ans Ufer und nahm sich erst dann Zeit, zu der Stelle hinaufzusehen, von der er so plötzlich und keineswegs freiwillig heruntergekommen war. Hier begegnete er dem Blick Harpers, der verwundert zu ihm hinabschaute und ausrief:

      »Holla, Roberts, was, zum Henker, macht Ihr da unten mit der Bestie? Wie wollen wir sie denn jetzt wieder heraufbekommen?«

      »Ja, wenn ich selbst nur erst oben wäre«, erwiderte lachend der Gefragte, »herunter ging’s’ merkwürdig leicht, jetzt möcht’ es aber seine Schwierigkeiten haben.«

      »Warten!« rief Assowaum, »ich schaffe Rat.«

      »Warten?« meinte Roberts mit komischer Wehmut, »ich möchte wissen, was ich anderes tun könnte als abwarten; wer in so einer Falle sitzt wie ich hier, hat gut warten.«

      »Ist denn der Bär fett?« fragte Harper.

      »Ziemlich!« erwiderte Roberts, das Tier, das neben ihm noch halb im Wasser lag, befühlend. »Wollt Ihr Euch nicht selbst überzeugen?«

      »Danke schön«, wehrte Harper lachend ab, »ich glaube Euch aufs Wort, habe auch wirklich keine so gewaltige Eile.«

      Assowaum hatte indessen einen kleine Hickorybaum abgehauen, den er dort, wo er zuerst auszweigte, abhackte und nun den ganzen obern Teil von den Ästen befreite, aber doch noch so viele stehenließ, daß sie eine Art Leiter bildeten. Dann erkletterte er eine kleine Weißeiche, die an einer Zypresse in die Höhe wuchs, und hieb von dieser eine dünne Weinrebe ab. Zuerst ließ er nun den schlanken Stamm zu Roberts hinunter, und dann reichte er ihm das eine Ende der Rebe, wobei er ihm bedeutete, die Hunde einen nach dem andern daran festzubinden. Mit Hilfe des Gürtels und Taschentuchs war das leicht geschehen, und die Tiere, durch die vereinten Kräfte der Männer hinaufgezogen, waren bald oben auf der Uferbank.

      »Wie bekommen wir aber jetzt den Bären herauf?« fragte Harper, »der Kerl wiegt wenigstens seine dreihundert Pfund, und ohne Stricke werden wir ihn wohl unten lassen müssen!«

      Assowaum nickte.

      »Das ist richtig. Seht Ihr die zwei Stücke faulen Holzes hier am Wasserrand? Die wälzen wir ins Wasser – binden den Bären daran fest, und Assowaum geht mit, den Fluß hinunter. Einundeinehalbe Meile von hier wohnt Mr. Bahrens. Ihr anderen nehmt die Pferde und reitet am Rohrbruch hinunter. Mit Sonnenuntergang sitzen wir alle bei Mr. Bahrens.«

      »Ein guter Einfall, Assowaum«, rief Roberts, der jetzt mit großer Gewandtheit an dem dünnen Stamm emporstieg und bald wieder bei den übrigen war, »ein guter Einfall. Bahrens hat überdies einen Weg bis zum Fluß hinunter gegraben, und da können wir unsere Beute mit größter Bequemlichkeit aufs Trockene legen.«

      »Aber höre, Assowaum!« rief Curtis, als sich der Indianer schon mit großer Geschicklichkeit an die Ausführung seines Vorschlages machte, »wenn du bei Bahrens ankommst, da, wo wir im vorigen Sommer den Honigbaum fällten, dann binde doch dein Fahrzeug eine Weile dort irgendwo an und komm erst ohne den Bären zum Haus. Bahrens prahlt immer so fürchterlich mit der Menge von Wild, das er erlegt, und wir wollen doch einmal sehen, was er für Lebensmittel im Haus hat. Sei also vorsichtig, daß er dich nicht mit deiner fetten Ladung bemerkt.«

      Der Indianer lächelte und nickte mit dem Kopf, äußerte aber nichts mehr und war bald emsig beschäftigt, die zwei Baumteile in den Fluß zu rollen und den Bären dann mit abgeschälten Stücken Hickory-Rinde festzubinden. In kaum einer Viertelstunde hatte er diese Arbeit beendet, legte seine Büchse auf den Bären, der durch die leichten Holzstücke über Wasser gehalten wurde, und stieß, teils hinterher schwimmend, teils watend, das sonderbare Fahrzeug vor sich den Fluß hinunter.

      »So


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