Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker

Die Regulatoren in Arkansas - Friedrich  Gerstacker


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brauche Geld«, sagte Rowson lakonisch. »Mein Land ist vermessen, und wenn ich bis zum ersten Montag im Juni die volle Summe nicht einliefere, so kann es mir, wie Ihr alle recht gut wißt, vor der Nase weggekauft werden. Außerdem leben hier in der Gegend einige freundliche Seelen, die sich ein ganz besonderes Vergnügen daraus machen würden, mir diesen Gefallen zu tun. Da ist unter anderen dieser Mr. Harper – die Pest auf seinen Kopf!«

      »Hahaha, Rowson«, Cotton lachte spöttisch. »Wenn Mrs. Roberts hörte, daß Ihr einem andern Christenmenschen die Pest auf den Schädel wünscht, ihre fromme Meinung von Euch würde ein bedeutendes Leck bekommen.«

      »Spottet nur, Cotton, Ihr habt Euch das Recht dazu erworben, es ist ja Euer täglich Brot. Aber wenn ich nicht die Wahrheit rede, daß hier einige leben, denen ich selbst mit Wollust ein Messer…, doch das gehört nicht hierher«, fuhr er, sich schnell fassend, fort. »Sprecht Euch jetzt aus, wollt Ihr meinem Rat folgen, oder nicht? Wir können in acht Tagen jeder dreihundert Dollar verdienen, und das ist mehr, als sich auf ehrliche Art und Weise zustande bringen läßt.«

      »Gut! Mir ist’s recht«, rief Cotton, »diesmal geht Ihr beiden aber; wir zwei, Weston und ich, haben das vorige Mal den Hals riskiert.«

      »Ja, ja«, stimmte Weston bei, »’s ist wahr – wir wären auch beinahe noch erwischt worden. Diesmal ist die Reihe auszuruhen an uns.«

      »O halt! Nicht so schnell«, unterbrach sie Johnson, »vorerst müssen wir über den Plan einig werden, und dann bitt’ ich, daß die beiden Herren bedenken mögen, welche Last wir mit dem Verkauf hatten, und daß ich selbst bis jetzt noch nicht einmal von jedem Verdacht frei bin. Erst also der Plan – wie hattet Ihr’s Euch gedacht, Rowson?«

      »Nun seht«, erwiderte dieser, indem er ein breites Bowiemesser unter der Weste vorzog und damit zu schnitzeln anfing, »zwei von uns – (mehr dürfen es auf keinen Fall sein, um nicht Verdacht zu erwecken, wenn sie zufälligerweise gesehen werden sollten) – also zwei von uns gehen mit ihren Büchsen, und jeder mit drei oder vier Zügeln, die er auf irgendeine Art an sich verbergen muß, von hier aus über den Petite-Jeanne nach der Mühle am Springcreek zu. Die Zügel erwähne ich deshalb, damit wir nicht wieder solchen Ärger beim Verkauf der Pferde haben, da das letztemal die scharfe Baumrinde den Tieren die Mäuler blutig gerissen hatte und die Seelenverkäufer auf der Insel am Preis mäkeln wollten. Von der Mühle aus ist es nicht mehr weit, ein paar Meilen höchstens, zu Husfield, und an der ersten Fenzecke angelangt, haltet Euch nur gleich links auf dem ersten Fußpfad, der scheinbar in den Wald wieder hineinläuft; er biegt aber nur deshalb aus, um ein paar umgestürzten Eichen Raum zu geben. nachher wendet er sich wieder der Farm zu und läuft gerade nach dem Pferdehof hin, der auf der andern Seite mit dem Haus selbst in Verbindung steht.

      Husfield hat etwa siebenundzwanzig Pferde, alles gerechnet, mit Füllen und Hengsten, von denen er gewöhnlich acht füttert. Die letzteren aber dürfen wir nicht berühren, er würde sie schon am nächsten Morgen vermissen und ist ein zu guter Waldmann, als daß er uns nicht auf der Fährte bleiben sollte. Die übrigen weiden, unter der Führung eines jungen, dreijährigen Hengstes, draußen im Freien.«

      »Er darf ja im Frühjahr keinen Hengst frei herumlaufen lassen«, unterbrach ihn Johnson.

      »Ich weiß wohl«, fuhr Rowson fort, »er tut’s aber doch. Jetzt wenigstens, dessen bin ich sicher, ist der Hengst noch draußen und kommt jeden Abend regelmäßig an die Fenz der Umzäunung – zu ein paar Stuten, denen er, außen herumtrabend, wiehernd seine Liebeserklärung macht, und kehrt dann wieder in den Wald, nach seinem gewöhnlichen Schlafplatz zurück. Ihm folgt der ganze Trupp, und das ist der Zeitpunkt, sich der besten zu bemächtigen, denn die Bewohner des Hauses achten nicht viel auf die Tiere. Ich bin zweimal dort eingekehrt, um dessen auch gewiß zu sein.«

      »Wenn man die Stuten aus der Umzäunung holen könnte«, meinte Weston schmunzelnd, »dann hätte man nachher die ganze Herde und könnte so schnell reiten, wie die Tiere laufen wollten.«

      »Ja, und hätte am nächsten Morgen etwa zehn oder zwölf von den Schuften, mit Büchsen und ellenlangen Messern, auf einer Fährte hinter uns her, der ein Blinder mit dem Stock folgen könnte«, rief Rowson. »Nein, wir müssen sichergehen, denn wir wollen nicht allein nicht erwischt werden, sondern auch jeden Verdacht vermeiden, und das können wir nur dadurch bezwecken, daß wir die Sache so vorsichtig wie möglich anfangen. An der Mühle dürfen die, welche die Pferde entführen sollen, sich ebenfalls nicht blicken lassen. Am besten ist’s, man geht gleich da, wo die Straße den Springcreek berührt, hindurch ans andere Ufer, was zufällig des Weges Kommende zu der irrigen Meinung veranlassen wird, die Reiter hätten hinüber nach Dardanella gewollt. An der Ecke der Fenz, eben da, wo der Weg links abbiegt, ist noch dazu ungemein steiniger Boden, und eine Fährte, über den Weg zurück, kann kaum bemerkt werden. Was nachher zu tun ist, wenn man sich erst einmal an Ort und Stelle befindet, brauche ich Euch nicht weiter zu sagen, das wißt Ihr gut genug.«

      »Wer geht aber?« brummte Cotton unwillig. »Ihr gebt uns so gute Lehren, als ob Ihr selbst gar nicht mit zur Partie gehörtet. Wir haben’s das letztemal riskiert, es ist nicht mehr als recht und billig, daß jetzt zwei andere ihren Hals dransetzen.«

      »Noch dazu, da Ihr so sehr gut dort in der Gegend bekannt seid«, warf Weston ein. »Andere, die alle jene beschriebenen Pfade erst suchen müssen, würden sehr viel Zeit dabei verlieren.«

      »Wahr – wahr, in vielen Stücken«, meinte Rowson lächelnd, »aber, junger Mann, Johnson und ich haben, wie schon gesagt, das letztemal fast mehr Angst und Gefahr ausgestanden als Ihr beiden, die Ihr bloß die Pferde abholtet. Doch es sei – ich biete mich als einen der ’Abholer‹ an, bestimmt Ihr den andern; doch nur unter der Bedingung, daß ich bloß verpflichtet bin, die Tiere bis an die Mamelle zu schaffen, das heißt bis auf den Bergrücken, der die Wasser der Mamelle vom Fourche la fave trennt. Dort an den Quellen des Creeks wollen wir zusammentreffen, und von da an mögen die anderen beiden die Pferde nach der Insel befördern.«

      »Dann wär’s das beste, daß Ihr und Johnson den ersten Teil übernähmt; Weston und ich wollen sie dann schon in Sicherheit bringen.«

      »Halt!« rief Johnson, »dem schurkischen Husfield gehe ich nicht freiwillig aufs Land. Ihr wißt vielleicht nicht, daß wir vor vierzehn Tagen einen Streit miteinander hatten, in dem ich… das verdammte Pistol schnappte, und der Schuft schlug mich nieder. Ich bin der Kanaille dafür etwas schuldig«, fuhr er zähneknirschend fort, »möchte das aber nicht auf seinem eigenen Grund und Boden abmachen, das spräche nachher vor Gericht gegen mich. – Nein, laßt lieber das Los bestimmen, wer gehen soll, wir können ja Grashalme ziehen.«

      »Ach was, Grashalme«, brummte Cotton, »die Jagd soll entscheiden. Wir wollen morgen früh alle vier, oder vielmehr drei, da Rowson diesmal Freiwilliger ist, nach verschiedenen Revieren aufbrechen, und kommen hier am Dienstagmorgen wieder zusammen. Wer morgen die meisten Hirsche schießt oder überhaupt die beste Jagd macht, ist frei.«

      »Einverstanden!« rief Rowson, »das ist ein guter Einfall, da gehe ich auch mit, und wenn es nur des Spaßes halber wäre.«

      »Meinetwegen«, sagte Johnson, »wir sind alle gute Jäger, und das Glück mag entscheiden, wer von uns diesseits oder jenseits der Mamelle Pferdefleisch zu befördern bekommt; also morgen früh. Wir müssen aber auch eine Gegend bestimmen, daß wir einander nicht in die Schußlinie laufen. Ich meinerseits will den Fluß ein Stück Weg hinaufgehen und in der Niederung jagen.«

      »Da kommt Ihr mir in mein Revier«, entgegnete Weston, »ich muß dort hinauf, denn ich habe mein Lager noch, mit Decke, Kochgeschirr und zwei Hirschhäuten, da oben.«

      »Gut – dann gehe ich hinüber an den Petite-Jeanne; Jones von drüben sagte mir gestern, er hätte Unmassen von Fährten gesehen.«

      »Und ich gehe ebenfalls nach der Gegend zu«, sagte Rowson, »werde aber nicht den ganzen Tag jagen können, weil ich der Mrs. Laughlin versprochen habe, gegen Abend hinüberzukommen und Betstunde zu halten.«

      »Und wo tut Ihr indessen Eure Büchse hin?« fragte Johnson.

      »Nun, zu Mrs. Fulweal, denk’ ich. Dort ist ja auch Cottons Schwester, und wenn ich abends nach Hause reite, nehme ich sie wieder mit.«

      »Rowson,


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