Die Sandwich-Inseln. Anrep-Elmpt Reinhold
ist.
Um ¼8 Halt vor Kaáwalóa in der „Kéalakékua“ – Bai. Es war leider dunkel, daher nur in deutlicher Sicht der schmucke leuchtende Thurm, der in Nähe der Stelle erbaut, wo Kapitän Cook den 14. Februar 1779 gefallen war.
Die Stelle ist durch ein Monument bezeichnet worden. Das Denkmal bildet ein aus Stein gemauerter Obelisk, dessen Oberfläche mit Cementmörtel beworfen und polirt ist. Die Höhe desselben beträgt 28′, die Basis hat einen Umfang von 9 □′. Die Umgebung des Obelisken, 20 □-Yard umfassend, ist durch 4 Kanonenläufe markirt, die mit Ketten verbunden sind und in deren Raum eine Akazie und einige Kokospalmen wuchern. Die Inschrift des Monumentes lautet übersetzt: „Zum Gedenken an den grossen Weltumsegler, Kapitain der königl. Marine James Cook, der die Inseln den 18. Januar a. D. 1778 entdeckte und an dieser Stelle den 14. Februar a. D. 1779 gefallen ist.“ Dieses Monument ist ihm von einigen seiner Landsleute im November 1874 errichtet worden.
Um 8 Uhr gings weiter bis Kailúa, im Distrikte Kóna gelegen, mit circa 200 Einwohnern; bis 1820 war es Residenz der Könige. Die Umgebung des Ortes und zwar der grösste Theil des Küstenstriches ist im Besitz Ihrer Hoheit der Ruth Keelíkolani, der Schwester der Könige Kamehámehá IV. und V. Hier wurde unter König Kámehámehá III. 1854 die erste Kaffeeplantage angelegt.
Nach Kailúa hielten wir in der Nacht vor Wâinanalií und um ½6 Morgens den 10. August machten wir Halt vor Kowaihae in prachtvoller Sicht des Kap Kiahóli mit seinen steilen Ufern und der glänzenden Sicht des Huálalaï, der dritten Gebirgserhebung der Insel Hawaii.
Den lieblichen Ort mit seinen Kokosnuss-Hainen habe ich den 9. Juli schon beschrieben, daher ich die weitere Erörterung desselben übergehe.
Kaum, dass wir um 9 den lieblichen kleinen Hafen verlassen hatten, erhob sich plötzlich ein heftiger Wind, der bald zum Sturm ausartete, und die See wurde wild.
Um ½10 bei zunehmend unruhiger See machten wir Halt vor Mahukóna, dem letzten Haltepunkt der Insel Hawaii und einem zu den bedeutendsten Hafenorten des Inselreiches sich ausbildenden Ort.
Dieser Sturm ist der sogenannte „mumúkohú“, der „Wind von den Bergen“, wegen dessen Vehemenz Kawaihae einen besonderen Ruf hat, da er daselbst, wie man sagt, Steine heben soll. Während dieses Sturmes ist die Landung hier höchst beschwerlich.
Die Umgebung von Mahukóna bildet ein wild durcheinander geworfenes Lavageröll und ist daher wüst und vollständig vegetationslos.
Um 10 bei zunehmender Vehemenz des Sturmes durchzogen wir den Hawaii-Mauí-Kanal der bergigen Küste der Insel Maui zu, und um 2 Uhr hielten wir wieder im südlichsten Hafen derselben, dem schon erwähnten Máhakéna mit seinem auffallenden Cactusflor.
Um 3 verliessen wir den unwirthlichen Ort bei wahrhaft wüthendem Sturm und erreichten um 4 bei beständiger Sicht des trotz Sturm stets glänzenden Haléakála die „Maalaéa“ – Bai bei imposant unruhig wogender See und pompös wirbelndem Sandsturme der Landenge von Kóla.
Um 5 nach empfangener Post verliessen wir die Bai und folgten der, wenngleich wüsten, jedoch höchst imposanten Gebirgsküste von West-Maui bis Lahaïna, wo wir um ½7 eintrafen.
Lahaïna, wie schon früher erwähnt, liegt lang gestreckt auf einem flachen Vorsprung des hier schmalen Saumes der Küste am Fusse des wildzerrissenen Gebirges klein und schmal in Mitte üppiger Baumpflanzungen, einen höchst malerischen Eindruck hervorrufend.
Ihre Umgebung bilden die Zuckerrohrfelder der sogenannten „Pioneer“ – Plantage des Mr. H. Torton, dessen schmucker Wohnsitz in Mitte der Stadt gelegen ist.
Der Hafen ist ein ruhiger und sicherer und nächst Honolulu der zweitgrösste.
Zur Zeit Kamehámehá III. war Lahaïna zeitweilig die Residenz des Königs. Die Stadt zählt 10.000 Einwohner. Es befindet sich hier die im Jahre 1831 eröffnete Normalschule, das sog. „Lahaïna“ – Seminar, dessen Cursus ein dreijähriger ist und in dem junge Leute sich auf Kosten des Staates zu Lehrern ausbilden können. Die Anstalt nach gut bestandenem Lehrerexamen verlassend, treten die jungen Leute sofort als Lehrer in Funktion. Desgleichen die, die ebenfalls auf Kosten des Staates in der Anstalt zum Seewesen, zu öffentlichen Arbeiten, zum Minenwesen etc. ihr Examen absolvirt haben. Ein Spezialdiplom über das bestandene Examen, über die Fähigkeit und die Aufführung wird den Entlassenen alsdann ausgestellt.
Ausser dieser rein auf Kosten des Staates erhaltenen, vortrefflich geleiteten Schule sind – gleichwie auf allen Inseln so auch hier – sogenannte Abendschulen etablirt, in welchen gegen eine sehr geringe Beisteuer der Eltern die Kinder, die über die primäre Erziehung schreiten wollen, die Möglichkeit finden, sich Kenntnisse zu erwerben, um sich zum Eintritte in die Hochschule vorzubereiten.
Ausserdem giebt es sehr viele Privatschulen auf den Inseln, die mit Hülfe verhältnissmässig verschiedener Subsidien des Staates sich etablirt haben.
Lahaïna gegenüber liegt die wüste, steile Felseninsel Lanaï. Diese Insel ist eine heilige. Der Glaube bestand in früherer Zeit, dass auf dieser Insel der erste Gott der Hawaii-Kanaken entstanden sei. Es sollen circa 16 „heiaus“ in Ruinen auf der Insel zu sehen sein, die mit ihren „kua-hás“, d. h. dunkeln Opfersteinen recht viel Interesse bieten.
Diese Insel war es, auf der Kamehámehá I. seine Ruhestunden des Jahres mit Fischen, Jagen und Kraftübungen verbrachte und zwar namentlich in der Umgebung des „heiau“ von Kauúnalú, seines Lieblingstempels.
Sehr sehenswerth sind die am südlichen Ufer der Insel gelegenen, sogenannten Nadeln von Honopú. Sie sind gleichsam von Menschenhand geschaffen, säulenartige Riffe, die aus dem Wasser ragen, 80–120′ über den Spiegel des Oceans sich erheben und eine Basis von je circa 40 □′ aufweisen.
Die Bevölkerung der Insel ergiebt gegenwärtig nur die Zahl von 214 Seelen, während zur Zeit Vancouvers Besuch dieselbe eine Bevölkerung von 6000 Seelen besass, die sich mit Anbau von „tarro“, oder auch „kálo“ genannt, zur Genüge ernähren konnten; die jetzige Bevölkerung von 214 Seelen kann sich jedoch auf der augenblicklich dürren Insel kaum erhalten.
Die einzige Vegetation der Insel soll die von Farren, Schachtelhalm und Moos sein. Der Hauptbetrieb der Insel liegt in der Fischerei. Die Maximalhöhe derselben beträgt 1600′. —
Um ½8 lichteten wir die Anker und langsam umwendend mit weitem Bogen verliessen wir den lieblichen, vor dem heftigen Sturme des „Maui-Molokai“ – Kanales vollständig geschützten Hafen und zogen wieder quer über den stürmischen Kanal. Rechts zeichnet sich in der Ferne die Insel Molokai, die ich nicht besuchen wollte, daher ich dieselbe laut authentischer Mittheilungen eines mit mir reisenden, höchst intelligenten Häuptlings oberflächlich wie folgt schildere:
Die Entfernung der Insel Molokai von Honolulu bis Kaúnakakaï, einem Hafen an der südlichen Küste der Insel, beträgt circa 45 Seemeilen, und die Entfernung von Pukoô, einem andern Hafen der Südküste der Insel, bis Lahaïna beträgt 15 Seemeilen oder von Honolulu ab 60 Seemeilen.
Die Hauptbeschäftigung der Einwohner der Insel liegt im „tarro“ – Anbau und Fischfange. Die Bevölkerung wird auf 2581 Seelen geschätzt. Die Vegetation derselben soll stellenweise, namentlich in den Thälern, wie z. B. in dem von Haláwa, welches von einem steilen Gebirge umgeben ist, reich an Wasserfällen und – obgleich waldlos – eine üppige sein.
Der Boden der Insel soll durchweg ein fruchtbarer und zu jeder Cultur fähiger sein, was die ertragreiche Zuckerplantage Kalaaé des Herrn H. W. Mayer beweist.
Wenn nur zur Bewässerung des Landes genügendes Wasser wäre, würde die Insel genügenden Raum für mehrere Zuckerplantagen bieten, leider aber nimmt in Folge der Vernichtung der Waldung und daher dürrer werdenden Bodens, der natürlich mehr Feuchtigkeit verbraucht, das Wasser von Jahr zu Jahr noch mehr ab.
Der grösste Theil der Insel gehört gegenwärtig der Schwester der verstorbenen Könige Kamehámehá IV. und V., der Prinzessin Ruth-Keelikoláni. Der Besitz bildet nämlich die ganze westliche Seite der Insel. Es soll auf derselben ein Bestand von 14000 Schafen und circa 3000 Stück Hornvieh sich befinden. Die Gegend charakterisiren Wachteln und Fasanen, die Kamehámehá V. importirt und die sich auffallend vermehren. —
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