Die Colonie: Brasilianisches Lebensbild. Erster Band.. Gerstäcker Friedrich

Die Colonie: Brasilianisches Lebensbild. Erster Band. - Gerstäcker Friedrich


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Helene dachte nicht so. Von dem wilden Ritte war ihr reiches, schweres Haar gelöst und in Unordnung gerathen; ihren Anzug mußte sie ebenfalls wechseln, und da ihr dazu keine Kammerjungfer zu Gebote stand, bedurfte sie einer länger als gewöhnlichen Zeit, um sich der Gesellschaft, so klein diese auch immer sein mochte, zu zeigen. Oskar, überhaupt heute nicht in der besten Laune, war entsetzlich ungeduldig geworden und hatte den Klöppel der Klingel schon fast ausgeschlenkert, um die, wie er glaubte, saumselige Schwester dadurch etwas rascher herbeizurufen.

      Während Graf Oskar so im Zimmer herumlief und seinem Ärger durch verschiedene Ungezogenheiten Luft machte, die Gräfin mit dem Baron Jeorgy an einem der Fenster stand, das eine freundliche Aussicht über die Stadt gewährte, und ein Beider Interessen sehr lebhaft in Anspruch nehmendes Gespräch führte, hatte sich Vollrath an das Instrument gesetzt und intonirte leise einige Lieblings-Melodien Helenen's, theils im einfachen getragenen Thema, theils in geschickt und künstlerisch durchgeführten Variationen.

      »Es ist ein trauriges Land,« sagte endlich der Baron mit einem tiefen Seufzer, indem er, ohne die Melodie selber zu beachten, den Tact dazu unbewußt auf dem Fenster trommelte – »ein sehr trauriges Land, dieses ausgeschrieene Brasilien, und ich fürchte fast, daß uns ein böser Stern an diese Küste geführt hat, von der ich, aufrichtig gestanden, gar kein rechtes Fortkommen mehr sehe. Ich begreife wenigstens nicht recht, wie man in Europa je, ohne die gehörigen Mittel, wieder standesgemäß auftreten könnte.«

      »Sie dürfen den Muth nicht verlieren, Baron,« bemerkte die in dieser Hinsicht viel resolutere Gräfin. »Ich fange jetzt selber an einzusehen, daß wir alle Beide doch möglicher Weise zu viel Standesvorurtheile mit herüber gebracht haben, um das Leben hier an der richtigen Stelle anzugreifen.«

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      Chagra ist in Brasilien das Nämliche, was der Landmann in Nordamerika unter dem Worte Farm versteht – ein kleines »Landgut«, oder eine »Colonie«, ob es nun eben erst unter den Waldbäumen begonnen ist, oder schon seine weiten und bebauten Felder nach allen Seiten ausbreitet.

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Chagra ist in Brasilien das Nämliche, was der Landmann in Nordamerika unter dem Worte Farm versteht – ein kleines »Landgut«, oder eine »Colonie«, ob es nun eben erst unter den Waldbäumen begonnen ist, oder schon seine weiten und bebauten Felder nach allen Seiten ausbreitet.


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