Timon von Athen. Уильям Шекспир

Timon von Athen - Уильям Шекспир


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Händen sich auf den Gipfel des Berges hinaufarbeiteten, ihn hinunter schlüpfen lassen, ohne daß nur ein einziger seinen ausglitschenden Fuß begleiten wollte.

      Mahler. Das ist gemein; ich kan euch tausend moralische Gemählde zeigen, die dergleichen plözliche Glüks-Streiche weit lebhafter vorstellen sollen, als Worte. Doch thut ihr wohl, dem Lord Timon zu zeigen, daß es schon begegnet ist, daß erniedrigte Augen den Fuß über dem Kopf gesehen haben. * Unser Autor hat, wie der Augenschein zeigt, seinen Poeten in diesem Stüke zu einem schlechten Kerl gemacht. Damit sein Charakter aber nicht der Profeßion selbst nachtheilig sey, so hat er ihn zu einem eben so schlechten Poeten gemacht, als er ein schlechter Mann ist. Ein untrügliches Kennzeichen von dem falschen Geschmak und unreiffen Urtheil, so er ihm beylegt, ist seine Liebe zu allem was seltsam, erstaunlich und abentheurlich, und eine Verachtung alles dessen, was gewöhnlich oder der Natur gemäß ist. Warbürton.

      (Inspicere tanquam in speculum jubeo) – (Terent.)

      Zweyte Scene

      (Trompeten. Timon tritt auf, und wendet sich auf eine leutselige

      Art an die verschiednen Personen, die ihm die Aufwartung machen.)

      Timon (zu einem Boten.)

      Er sizt im Gefängniß, sagt ihr?

      Bote. Ja, gnädiger Herr; Seine Schulden belauffen sich auf fünf Talente, seine Mittel sind sehr knapp, seine Glaubiger sehr dringend; er bittet euch, an diejenige, die ihn eingesezt haben, zu seinem Behuf zu schreiben, und würde ohne allen Trost seyn, wenn ihr ihm diese Gunst versagen würdet.

      Timon. Der edle Ventidius! Gut! Ich bin nicht von der Art, meinen Freund zu verlassen, wenn er meiner am meisten nöthig hat. Ich weiß, er ist ein Edelmann, der wohl verdient, daß man ihm aushelfe; ich will es thun, ich will die Schuld bezahlen, und ihn befreyen.

      Bote.

      Euer Gnaden verpflichtet sich ihn auf ewig.

      Timon. Empfehlt mich ihm; ich will ihm seine Ranzion schiken, und ihn, wenn er wieder frey seyn wird, zu mir einladen. Es ist nicht genug, dem Schwachen aufzuhelfen, man muß ihm auch den Arm zum Gehen leyhen. Lebt wohl.

      Bote.

      Ich wünsche Euer Gnaden tausend Wohlergehen.

      (Geht ab.)

      (Ein alter Athenienser tritt auf.)

      Alter Athenienser.

      Lord Timon, hört mich reden.

      Timon.

      Rede frey, mein guter alter Vater.

      Alter Athenienser.

      Du hast einen Diener, namens Lucilius.

      Timon.

      So ist's; was soll er dann?

      Alter Athenienser.

      Sehr edler Timon, laß diesen Mann sogleich vor dich kommen.

      Timon.

      Ist er hier oder nicht? – Lucilius! – (Lucilius tritt auf.)

      Lucilius.

      Hier, was befehlen Euer Gnaden?

      Alter Athenienser. Dieser Bursche hier, Lord Timon, dieser dein Diener besucht des Nachts mein Haus. Ich bin ein Mann, der von der Jugend an sich Müh gegeben hat, etwas zu erwerben, und mein Vermögen erheischt einen gewichtigern Erben, als einen der auf einem hölzernen Teller ißt.

      Timon.

      Gut; was weiter?

      Alter Athenienser. Ich hab' eine einzige Tochter, und sonst keinen Anverwandten, dem ich vermachen könnte was ich erworben habe. Das Mädchen ist hübsch, so jung als eine Braut seyn kan, und ich habe keine Kosten gespart, sie zu den besten Eigenschaften zu erziehen. Dieser dein Diener bewirbt sich um ihre Liebe; ich bitte dich, edler Lord, vereinige dich mit mir, ihm ihren Umgang zu untersagen; ich selbst hab' es fruchtlos gethan.

      Timon.

      Der Mann ist ein ehrlicher Mann.

      Alter Athenienser. So wird er's auch hierinn seyn, Timon. Seine Ehrlichkeit belohnt ihn durch sich selbst, sie soll ihm nicht meine Tochter kuppeln.

      Timon.

      Liebt sie ihn?

      Alter Athenienser. Sie ist jung und mannbar; unsre eigene ehmalige Leidenschaften lehren uns, wie leichtsinnig die Jugend ist.

      Timon (zu Lucilius.)

      Liebt ihr das Mädchen?

      Lucilius.

      Ja, mein Gnädiger Herr, und sie ist es zufrieden.

      Alter Athenienser.

      Wenn sie einander ohne meine Einwilligung heurathen, so rufe ich die Götter zu Zeugen, daß ich meinen Erben aus den Bettlern auf der Strasse wählen, und ihnen alles entziehen will.

      Timon. Wieviel soll sie zum Brautschaz haben, wenn sie einen Mann heurathete, der ihr an Vermögen gleich wäre?

      Alter Athenienser.

      Drey Talente fürs Gegenwärtige, und künftig alles.

      Timon. Dieser wakere Mann hat mir lange gedient; um sein Glük zu machen, will ich mich ein wenig angreiffen; es ist eine Pflicht der Menschlichkeit. Gieb ihm deine Tochter; so viel du ihr giebst, will ich ihm auch geben, um zu machen, daß er so viel wägen soll als sie.

      Alter Athenienser. Sehr edler Lord, verspreche mir das auf euer Ehrenwort, so soll er sie haben.

      Timon.

      Hier hast du meine Hand, mein Ehrenwort ist mein Versprechen.

      Lucilius. Ich danke Euer Gnaden demüthigst; nimmer möge mir das Glük gedeyhen, welches ich nicht eurer Güte schuldig zu seyn erkenne.

      (Lucilius und der Alte Athenienser gehen ab.)

      Poet.

      Nehmet diese Arbeit so gütig auf, als die Wünsche, die ich für Euer Gnaden langes Leben thue.

      Timon.

      Ich danke euch, ihr sollt gleich mehr von mir hören; geht nicht weg —

      Was habt ihr hier, mein Freund?

      Mahler.

      Ein Gemählde, welches ich Euer Gnaden bitte anzunehmen.

      Timon. Mahlerey ist mir allezeit willkommen. Seitdem die Falschheit mit der Natur des Menschen ein Gewerbe treibt, ist ein gemahlter Mensch soviel als ein natürlicher; gemahlte Figuren sind gerade das, wofür sie sich geben. Euer Werk gefällt mir, und ihr sollt finden, daß es mir gefällt; wartet, bis ihr wieder von mir hört.

      Mahler.

      Die Götter erhalten euch!

      Timon. Lebt wol, mein Herr; gebt mir eure Hand, wir müssen heute mit einander zu mittagessen. Mein Herr, euer Juweel hat von allzugrossem Lob gelitten.

      Juweelen-Händler.

      Wie, Milord? Ist es mißfällig?

      Timon. Es ist mir bis zum Ekel angepriesen worden. Wenn ich es bezahlen sollte, wie es geschäzt wird, so müßte ich mich zu Grunde richten.

      Juweelen-Händler. Gnädiger Herr, es ist so geschäzt wie diejenige, die es verkauffen, es gerne gäben; ihr wißt aber wol, daß Dinge von gleichem Werth, wenn sie ungleiche Eigenthümer haben, nach ihren Besizern geschäzt werden; glaubt mir, Gnädiger Herr, das Juweel würde einen noch grössern Werth erhalten, wenn ihr es trüget.

      Timon.

      Ihr scherzet mit mir, mein guter Mann.

      Kauffmann.

      Nein, Gnädiger Herr, er redt nur die gemeine Sprache, die alle Leute mit ihm reden.

      Timon.

      Seht, wer hier kommt – Wollt ihr ausgescholten seyn?

      Dritte Scene

      (Apemanthus)1 (zu den Vorigen.)

      Juweelen-Händler.

      Wir


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<p>1</p>

Sehet diesen Character eines Cynikers, sehr fein vom Lucian in seinem Ausruf der Philosophen gezeichnet, und wie gut Shakespear ihn copirt hat. Warbürton.