Aus zwei Welttheilen. Zweiter Band.. Gerstäcker Friedrich

Aus zwei Welttheilen. Zweiter Band. - Gerstäcker Friedrich


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– Auslieferung zu verschieben – Unsinn, kommt zu spät, sag ich – ungemein verbinden – vollkommenste Hochachtung und Freundschaft – ja, thut mir leid – kommt zu spät –«

      »Aber Sie sagten ja erst vor wenigen Secunden, daß Saise noch nicht fort sei? Wie ist es da möglich?«

      »Mein Overseer hat sie gekauft,« entgegnete ihm Beaufort, sich die Zähne stochernd; »jetzt wenden Sie sich an den und lassen Sie mich mit der Sache ungeschoren – ich hab' es satt, noch länger mit dem Geschöpf geplagt zu werden.«

      »Aber, Mr. Beaufort, was um des Heilands willen hat Sie nur gegen die Unglückliche so hart machen können? Sie behandelten sie ja doch bis jetzt immer mehr wie ein Vater, als ein Fremder.«

      »Das ist es eben, Herr!« rief der alte Pflanzer entrüstet – »das ist es eben; die Schande vor allen meinen Niggern erleben zu müssen; glauben Sie denn nicht, daß sich die Schufte halb todt lachen, weil ihr Herr mit einem von ihrer Race so lange an einem Tisch gegessen hat?«

      »Wenn aber nun Saise wirklich aus rein indianischem Blute entsprossen wäre und Sie, ohne es zu wissen, ein Bubenstück unterstützt hätten?« frug St. Clyde, den alten Mann fest ins Auge fassend, »wenn nun jener Fremde mit schurkischen Genossen und der Hülfe eines Richters diesen Kaufbrief geschmiedet hätte und durch Sie eine Unglückliche, die Sie bis jetzt für ihren zweiten Vater hielt, in namenloses Elend gestoßen wäre?«

      Beaufort sah den jungen Mann einen Augenblick starr an, dann aber schüttelte er ärgerlich mit dem Kopf und rief:

      »Thorheit – Unsinn – kommen Sie da mit einem ganzen Packet voll wenn und aber und – zum Donnerwetter, Herr – lassen Sie mich jetzt mit ihren Lamentationen zufrieden, die Dirne ist verkauft – ich habe den Brief selbst unterzeichnet und damit basta. – Gehen Sie zum Overseer, wenn Ihnen so viel d'ran liegt, mit funfzig Dollar Profit wird er sie wieder ablassen – oder – gehen Sie lieber einmal ins Feld und schicken Sie ihn mir herauf, ich habe etwas mit ihm zu sprechen.«

      Der alte Mann schritt ins nächste Zimmer und warf ärgerlich die Thüre hinter sich ins Schloß. Aber nicht mehr auf den jungen Creolen zürnte er, sondern auf sich selbst; zum ersten Mal wurde jetzt der Gedanke in ihm wach, daß er doch wohl zu voreilig gewesen und sich von seinem Jähzorn zu sehr habe hinreißen lassen. Das Geschehene ließ sich freilich nicht mehr ungeschehen machen, aber versuchen wollte er nun, ob er es nicht wenigstens verbessern könne. Er gedachte Saise zu kaufen und dann nachzuforschen, ob wirklich schwarzes Blut in ihren Adern rolle; bis dahin konnte sie ein kleines Haus für sich beziehen, und brauchte mit ihm und seiner Tochter nicht in Berührung zu kommen.

      Eine Stunde später stand Duxon mit Pitwell wieder am Ufer des Flusses.

      »Pitwell,« sagte der Erstere, »ich glaube doch, es ist besser, wir brechen schon morgen auf; den alten Beaufort scheint die Sache zu wurmen – er wird bedenklich.«

      »Sollte er etwas merken?« frug Pitwell ängstlich.

      »Ein Wunder wär's nicht,« knirschte Duxon zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch, »der Laffe war ja wieder hier und hat ihm wahrscheinlich in den Ohren gelegen. Denkt nur, er wollte mir die Dirne wieder abkaufen.«

      »Wer? Mr. Beaufort?«

      »Ja – Beide – erst der Gelbschnabel und dann, wie ich zum Herrn kam, dieser selbst. – Er hatte, während ich mit ihm sprach, einen Brief in der Hand, und meinen Hals wollt ich verwetten, daß er vom Richter war. Da ich nun hier manche Kleinigkeit an der Kreide habe, so sehe ich gerade nicht ein, weshalb wir noch länger zögern sollten. Als ich ihm die Indianerin nicht verkaufen wollte, lief ihm wieder, wie gewöhnlich, die Galle über die Leber und er sagte, ich möchte in einer Stunde zu ihm kommen und mit ihm abrechnen, die Gelegenheit will ich benutzen; eine so schnelle Abrechnung erspart überhaupt manches Unangenehme. Meine übrigen Angelegenheiten kann ich alle bis morgen früh geordnet haben; bis dahin haltet Ihr Euch auch fertig; in vier Tagen müssen wir in Texas sein.«

      »Gut!« sagte Pitwell nachsinnend, »aber, Duxon, wir gehen dann in Gesellschaft – ich – ich habe noch einige Freunde, die mich hinter Fischer's Landung erwarten – Ihr – Ihr macht Euch ja doch wohl nichts daraus, ein wenig schnell zu reisen?«

      Duxon sah ihn scharf von der Seite an und frug nach kleiner Pause: »Darf ich dann aber auch wissen warum?«

      »Und gebt Ihr mir Euer Ehrenwort, daß Ihr schweigen wollt?« flüsterte Pitwell, sich vorsichtig umschauend.

      »Braucht Ihr mein Ehrenwort dafür?« lächelte der Overseer.

      »Nun, ich sehe, Ihr versteht mich, Duxon,« fuhr der Yankee leise fort; »ich habe wieder ein kleines Geschäft im Gang, gerade so wie wir es damals betrieben. Ein reicher Pflanzer, vom andern Ufer des Mississippi, will seine Sklaven gern nach Texas schaffen, da sie in Louisiana zu vielen Werth für andere Leute haben, und er bezahlt mir hundert Dollar für den Kopf. Unterhalb Waterloo sind wir gestern morgen übergesetzt, und mit Hülfe zweier Gefährten habe ich sämmtliche Neger, hundert und funfzehn Mann, in den zwischen Fischer's Laden und dem Cutoff liegenden Sumpf gebracht – saht Ihr die drei, die heute Morgen hier vorbeizogen? Das waren die letzten. Sie haben sämmtlich falsche Pässe. Jetzt wißt Ihr Alles und seid Ihr gescheidt, so schließt Ihr Euch nicht allein an uns an, sondern nehmt Euch auch noch ein paar – Begleiter mit. Hat denn Beaufort gar keine Neger, denen das Leben in Louisiana nicht länger gefällt? Ihr könnt ihnen ja sagen, es ginge in ein besseres Klima.«

      »Das wohl,« murmelte Duxon, in tiefem Sinnen vor sich hinstarrend; »aber Pitwell, die Sache hat einen andern und zwar sehr bösen Haken. Daß wir glücklich fortkommen, daran zweifle ich keinen Augenblick, für Waffen werdet Ihr auch schon gesorgt haben, doch – wenn sich Texas nun an die Vereinigten Staaten schließt, wie es überall heißt, wie dann? Dann liefert uns die Regierung aus.«

      »Du lieber Gott,« lachte Pitwell, »wenn die Regierung darauf eingehen wollte, alle die auszuliefern, die irgend etwas verbrochen haben, wer sollte denn da das Land bebauen, Heerden ziehen oder gegen die Mexikaner und Cumanches fechten? Nein, Duxon, laßt Euch darüber keine grauen Haare wachsen, davor sind wir sicher. Das wissen die wackern Burschen auch recht gut, sonst hätten sie ja nie selbst für einen Anschluß an die Union gestimmt.«

      »Ich glaube, Ihr habt Recht,« sagte Duxon, »auf keinen Fall dürfte es schwer halten, weiter westlich zu ziehen, wo uns weder Texas, noch Onkel Sam7 etwas anhaben kann; beistehen wird uns, sollte es so weit kommen, Mancher.«

      »Sieben Achtel von Texas,« lachte Pitwell.

      »Nun gut denn, es sei; ist dem aber so, dann brechen wir morgen früh lieber vor Tagesgrauen auf, so daß wir etwa um zehn oder elf Uhr Alle beisammen sind. Verfolgung brauchen wir von hier aus nicht zu fürchten, denn Beaufort steht nicht so früh auf und ich werde schon dafür sorgen, daß er die Fehlenden irgendwo beschäftigt glauben soll. Wird aber Saise gutwillig mit uns gehen?«

      »Ist das eine Frage von einem Overseer; habt Ihr keine Peitsche?«

      Duxon lächelte und sagte höhnisch: »Ihr scheint nicht zu verstehen, wie man mit Damen umgeht; doch – ich habe ein anderes Mittel, ich nehme unsere kleine Gig und fahre. Als Entschuldigung mögen die Zurückbleibenden nachher dem Herrn sagen, natürlich nicht eher, als er darnach frägt, ich hätte meine Sachen an Fischer's Landung geschafft, wo stets Boote anlegen. Aber Pest und Gift, ich wollte doch heute bei meiner kleinen – Frau bleiben und werde nun bis morgen früh zu rennen und zu laufen haben, daß ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Nun beim Teufel, in Texas kann ich's ja nachholen, hahaha, sie wird wohl nicht böse darüber werden.«

      »Schwerlich!« sagte Pitwell trocken; »also jetzt an's Werk – habt Ihr Waffen?«

      »Zwei Büchsen, ein Bowiemesser und drei paar Pistolen – Ihr wißt, ein Overseer muß immer eine kleine Burg aus seinem Haus machen können.«

      »Gut, wenn Ihr einen Wagen nehmt, so mögt Ihr nur das Alles mitbringen – solche Sachen sind immer nützlich; aber dort kommt der junge Laffe die Allee herunter, der sich so gewaltig um die Indianerin anstellt. Die Dame vom Haus ist bei ihm; wie heißt sie?«

      »Gabriele,


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Uncle Sam, Scherzname der Vereinigten Staaten nach den Anfangsbuchstaben United States!