Die Braut von Messina. Friedrich von Schiller

Die Braut von Messina - Friedrich von Schiller


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      Die Braut von Messina

      Personen

      Donna Isabella, Fürstin von Messina.

      Don Manuel und Don Cesar, ihre Söhne.

      Beatrice.

      Diego.

      Boten.

      Chor, bestehend aus dem Gefolge der Brüder.

      Die Ältesten von Messina, reden nicht.

      Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie

      1. Aufzug 2. Aufzug 3. Aufzug 4. Aufzug

      Erster Aufzug.1

      Die Scene ist eine geräumige Säulenhalle, auf beiden Seiten sind Eingänge, eine große Flügelthüre in der Tiefe führt zu einer Kapelle.

      Erster Auftritt

      Donna Isabella in tiefer Trauer, die Ältesten von Messina stehen um sie her.

Isabella

        Der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb,

        Tret' ich, ihr greisen Häupter dieser Stadt,

        Heraus zu euch aus den verschwiegenen

        Gemächern meines Frauensaals, das Antlitz

        Vor euren Männerblicken zu entschleiern.

        Denn es geziemt der Wittwe, die den Gatten

        Verloren, ihres Lebens Licht und Ruhm,

        Die schwarz umflorte Nachtgestalt dem Aug

        Der Welt in stillen Mauern zu verbergen;

        Doch unerbittlich allgewaltig treibt

        Des Augenblicks Gebieterstimme mich

        An das entwohnte Licht der Welt hervor.

        Nicht zweimal hat der Mond die Lichtgestalt

        Erneut, seit ich den fürstlichen Gemahl

        Zu seiner letzten Ruhestätte trug,

        Der mächtigwaltend dieser Stadt gebot,

        Mit starkem Arme gegen eine Welt

        Euch schützend, die euch feindlich rings umlagert.

        Er selber ist dahin, doch lebt sein Geist

        In einem tapfern Heldenpaare fort

        Glorreicher Söhne, dieses Landes Stolz.

        Ihr habt sie unter euch in freud'ger Kraft

        Aufwachsen sehen, doch mit ihnen wuchs

        Aus unbekannt verhängnißvollem Samen

        Auch ein unsel'ger Bruderhaß empor,

        Der Kindheit frohe Einigkeit zerreißend,

        Und reifte furchtbar mit dem Ernst der Jahre.

        Nie hab' ich ihrer Eintracht mich erfreut;

        An diesen Brüsten nährt' ich beide gleich,

        Gleich unter sie vertheil' ich Lieb' und Sorge,

        Und beide weiß ich kindlich mir geneigt.

        In diesem einz'gen Triebe sind sie Eins,

        In allem Andern trennt sie blut'ger Streit.

        Zwar, weil der Vater noch gefürchtet herrschte,

        Hielt er durch gleiche Strenge furchtbare

        Gerechtigkeit die Heftigbrausenden im Zügel,

        Und unter eines Joches Eisenschwere

        Bog er vereinend ihren starren Sinn.

        Nicht waffentragend durften sie sich nahn,

        Nicht in denselben Mauern übernachten.

        So hemmt' er zwar mit strengem Machtgebot

        Den rohen Ausbruch ihres wilden Triebs;

        Doch ungebessert in der tiefen Brust

        Ließ er den Haß – der Starke achtet es

        Gering, die leise Quelle zu verstopfen,

        Weil er dem Strome mächtig wehren kann.

        Was kommen mußte, kam. Als er die Augen

        Im Tode schloß und seine starke Hand

        Sie nicht mehr bändigt, bricht der alte Groll

        Gleichwie des Feuers eingepreßte Gluth,

        Zur offnen Flamme sich entzündend, los.

        Ich sag' euch, was ihr Alle selbst bezeugt:

        Messina theilte sich, die Bruderfehde

        Löst' alle heil'gen Bande der Natur,

        Dem allgemeinen Streit die Losung gebend,

        Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt.

        Ja, diese Hallen selbst bespritzte Blut.

        Des Staates Bande sahet ihr zerreißen,

        Doch mir zerriß im Innersten das Herz —

        Ihr fühltet nur das öffentliche Leiden

        Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz.

        Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort:

        "Du siehst, daß deiner Söhne Bruderzwist

        "Die Stadt empört in bürgerlichem Streit,

        "Die, von dem bösen Nachbarn rings umgarnt,

        "Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht.

        " – Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu,

        "Wie du der Söhne blut'gen Hader stillst.

        "Was kümmert uns, die Friedlichen, der Zank

        "Der Herrscher? Sollen wir zu Grunde gehn,

        "Weil deine Söhne wüthend sich befehden?

        "Wir wollen uns selbst rathen ohne sie

        "Und einem andern Herrn uns übergeben,

        "Der unser Bestes will und schaffen kann!"

        So spracht ihr rauhen Männer, mitleidlos

        Für euch nur sorgend und für eure Stadt,

        Und wälztet noch die öffentliche Noth

        Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst

        Und Sorgen schwer genug belastet war.

        Ich unternahm das nicht zu Hoffende,

        Ich warf mit dem zerrißnen Mutterherzen

        Mich zwischen die Ergrimmten, Frieden rufend —

        Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich

        Beschickt' ich sie, den Einen um den Andern,

        Bis ich erhielt durch mütterliches Flehn,

        Das sie's zufrieden sind, in dieser Stadt

        Messina, in dem väterlichen Schloß

        Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,

        Was nie geschah, seitdem der Fürst verschied.

        Dies ist der Tag! Des Boten harr' ich stündlich,

        Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug.

        – Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen

        Mit Ehrfurcht, wie's dem Unterthanen ziemt.

        Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht,

        Für's Andre laßt uns Andere gewähren.

        Verderblich diesem Land und ihnen selbst

        Verderbenbringend


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<p>1</p>

Die Eintheilung in Aufzüge und Auftritte, die sich in der ersten und in allen bisherigen Ausgaben nicht findet, ist dem von Schiller revidirten Hamburger Bühnenmanuscript entnommen.