Die Braut von Messina. Friedrich von Schiller

Die Braut von Messina - Friedrich von Schiller


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Gedanken überlassen.

        Wir haben uns in des Kampfes Wuth

        Nicht besonnen und nicht berathen,

        Denn uns bethörte das brausende Blut.

        Sind sie nicht unser, diese Saaten?

        Diese Ulmen, mit Reben umsponnen,

        Sind sie nicht Kinder unsrer Sonnen?

        Könnten wir nicht in frohem Genuß

        Harmlos vergnügliche Tage spinnen,

        Lustig das leichte Leben gewinnen?

        Warum ziehn wir mit rasendem Beginnen

        Unser Schwert für das fremde Geschlecht?

        Es hat an diesem Boden kein Recht.

        Auf dem Meerschiff ist es gekommen

        Von der Sonne röthlichem Untergang;

        Gastlich haben wir's aufgenommen

        (Unsre Väter! Die Zeit ist lang),

        Und jetzt sehen wir uns als Knechte,

        Unterthan diesem fremden Geschlechte!

Ein Zweiter. (Manfred.)

        Wohl! Wir bewohnen ein glückliches Land,

        Das die himmelumwandelnde Sonne

        Ansieht mit immer freundlicher Helle,

        Und wir können es fröhlich genießen;

        Aber es läßt sich nicht sperren und schließen,

        Und des Meers rings umgebende Welle,

        Sie verräth uns dem kühnen Corsaren,

        Die die Küste verwegen durchkreuzt.

        Einen Segen haben wir zu bewahren,

        Der das Schwert nur des Fremdlings reizt.

        Sklaven sind wir in den eigenen Sitzen,

        Das Land kann seine Kinder nicht schützen.

        Nicht, wo die goldene Ceres lacht

        Und der friedliche Pan, der Flurenbehüter,

        Wo das Eisen wächst in der Berge Schacht,

        Da entspringen der Erde Gebieter.

Erster Chor. (Cajetan.)

        Ungleich vertheilt sind des Lebens Güter

        Unter der Menschen flücht'gem Geschlecht;

        Aber die Natur, sie ist ewig gerecht.

        Uns verlieh sie das Mark und die Fülle,

        Die sich immer erneuend erschafft,

        Jenen ward der gewaltige Wille

        Und die unzerbrechliche Kraft.

        Mit der furchtbaren Stärke gerüstet,

        Führen sie aus, was dem Herzen gelüstet,

        Füllen die Erde mit mächtigem Schall;

        Aber hinter den großen Höhen

        Folgt auf der tiefe, der donnernde Fall.

        Darum lob' ich mir niedrig zu stehen,

        Mich verbergend in meiner Schwäche.

        Jene gewaltigen Wetterbäche,

        Aus des Hagels unendlichen Schlossen,

        Aus den Wolkenbrüchen zusammen geflossen,

        Kommen finster gerauscht und geschossen,

        Reißen die Brücken und reißen die Dämme

        Donnernd mit fort im Wogengeschwemme,

        Nichts ist, das die Gewaltigen hemme.

        Doch nur der Augenblick hat sie geboren,

        Ihres Laufes furchtbare Spur

        Geht verrinnend im Sande verloren,

        Die Zerstörung verkündigt sie nur.

        – Die fremden Eroberer kommen und gehen;

        Wir gehorchen, aber wir bleiben stehen.

      Die hintere Thüre öffnet sich; Donna Isabella erscheint zwischen ihren Söhnen Don Manuel und Don Cesar.

Beide Chöre. (Cajetan.)

        Preis ihr und Ehre,

        Die uns dort aufgeht,

        Eine glänzende Sonne!

        Knieend verehr' ich dein herrliches Haupt.

Erster Chor. (Berengar.)

        Schön ist des Mondes

        Mildere Klarheit

        Unter der Sterne blitzendem Glanz,

        Schön ist der Mutter

        Liebliche Hoheit

        Zwischen der Söhne feuriger Kraft;

        Nicht auf der Erden

        Ist ihr Bild und ihr Gleichniß zu sehn.

      Hoch auf des Lebens3

        Gipfel gestellt,

        Schließt sie blühend den Kreis des Schönen,

        Mit der Mutter und ihren Söhnen

        Krönt sich die herrlich vollendete Welt.

        Selber die Kirche, die göttliche, stellt nicht

        Schöneres dar auf dem himmlischen Thron;

        Höheres bildet

        Selber die Kunst nicht, die göttlich geborne,

        Als die Mutter mit ihrem Sohne.

Zweiter Chor. (Bohemund.)

        Freudig sieht sie aus ihrem Schooße

        Einen blühenden Baum sich erheben,

        Der sich ewig sprossend erneut.

        Denn sie hat ein Geschlecht geboren,

        Welches wandeln wird mit der Sonne

        Und den Namen geben der rollenden Zeit.

      (Roger.)

        Völker verrauschen,

        Namen verklingen,

        Finstre Vergessenheit

        Breitet die dunkelnachtenden Schwingen

        Über ganzen Geschlechtern aus.

        Aber der Fürsten

        Einsame Häupter

        Glänzen erhellt,

        Und Aurora berührt sie

        Mit den ewigen Strahlen

        Als die ragenden Gipfel der Welt.

      Vierter Auftritt

Isabella (mit ihren Söhnen hervortretend)

      Blick' nieder, hohe Königin des Himmels,

      Und halte deine Hand auf dieses Herz,

      Daß es der Übermuth nicht schwellend hebe;

      denn leicht vergäße sich der Mutter Freude,

      Wenn sie sich spiegelt in der Söhne Glanz,

      Zum Erstenmal, seitdem ich sie geboren,

      Umfass' ich meines Glückes Fülle ganz.

      Denn


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<p>3</p>

Anmerkung. Nach der Absicht des Verf. sollte die Stelle: "Hoch auf des Lebens – ihrem Sohn" auf dem Theater wegbleiben.