Wallensteins Tod. Friedrich von Schiller
Terzky. Gleich darauf Illo.
Max Piccolomini verließ dich eben?
Wo ist der Wrangel?
Fort ist er.
So eilig?
Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.
Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,
Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch – weg war er,
Und niemand wußte mir von ihm zu sagen.
Ich glaub, es ist der Schwarze selbst gewesen,
Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.
Ist's wahr, daß du den Alten willst verschicken?
Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?
Er geht nach Frauenberg, die spanischen
Und welschen Regimenter anzuführen.
Das wolle Gott nicht, daß du das vollbringst!
Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen?
Ihn aus den Augen lassen, grade jetzt,
In diesem Augenblicke der Entscheidung?
Das wirst du nicht tun. Nein, um alles nicht!
Seltsame Menschen seid ihr.
Oh! nur diesmal
Gib unsrer Warnung nach. Laß ihn nicht fort.
Und warum soll ich ihm dies eine Mal
Nicht trauen, da ich's stets getan? Was ist geschehn,
Das ihn um meine gute Meinung brächte?
Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich
Mein alt erprobtes Urteil von ihm ändern?
Denkt nicht, daß ich ein Weib sei. Weil ich ihm
Getraut bis heut, will ich auch heut ihm trauen.
Muß es denn der just sein? Schick einen andern.
Der muß es sein, den hab ich mir erlesen.
Er taugt zu dem Geschäft, drum gab ich's ihm.
Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.
Weiß wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,
Weil ich sie achte, liebe, euch und andern
Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,
Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was
Geht euer Neid mich an und mein Geschäft?
Daß ihr sie haßt, das macht sie mir nicht schlechter.
Liebt oder haßt einander, wie ihr wollt,
Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,
Weiß doch, was mir ein jeder von euch gilt.
Er geht nicht ab – müßt' ich die Räder ihm am Wagen
Zerschmettern lassen.
Mäßige dich, Illo!
Der Questenberger, als er hier gewesen,
Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.
Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.
Und daß geheime Boten an ihn kommen
Vom Gallas, weiß ich auch.
Das ist nicht wahr.
Oh! du bist blind mit deinen sehenden Augen!
Du wirst mir meinen Glauben nicht erschüttern,
Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.
Lügt er, dann ist die ganze Sternkunst Lüge.
Denn wißt, ich hab ein Pfand vom Schicksal selbst,
Daß er der treuste ist von meinen Freunden.
Hast du auch eins, daß jenes Pfand nicht lüge?
Es gibt im Menschenleben Augenblicke,
Wo er dem Weltgeist näher ist als sonst
Und eine Frage frei hat an das Schicksal.
Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,
Die vor der Lützner Aktion vorherging,
Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,
Hinaussah in die Ebene. Die Feuer
Des Lagers brannten düster durch den Nebel,
Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,
Der Runden Ruf einförmig nur die Stille.
Mein ganzes Leben ging, vergangenes
Und künftiges, in diesem Augenblick
An meinem inneren Gesicht vorüber,
Und an des nächsten Morgens Schicksal knüpfte
Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.
Da sagt' ich also zu mir selbst: " So vielen
Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen
Und setzen, wie auf eine große Nummer,
Ihr Alles auf dein einzig Haupt und sind
In deines Glückes Schiff mit dir gestiegen.
Doch kommen wird der Tag, wo diese alle
Das Schicksal wieder auseinanderstreut,
Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.
Den möcht' ich wissen, der der Treuste mir
Von allen ist, die dieses Lager einschließt.
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