Wallensteins Tod. Friedrich von Schiller
Auftritt
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Mir meldet er aus Linz, er läge krank,
Doch hab ich sichre Nachricht, daß er sich
Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas.
Nimm beide fest und und schick sie mir hieher.
Du übernimmst die spanischen Regimenter,
Machst immer Anstalt und bist niemals fertig,
Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn,
So sagst du Ja und bleibst gefesselt stehn.
Ich weiß, daß dir ein Dienst damit geschieht,
In diesem Spiel dich müßig zu verhalten.
Du rettest gern, so lang du kannst, den Schein;
Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab ich diese Rolle für dich ausgesucht,
Du wirst mir durch dein Nichtstun diesesmal
Am nützlichsten – Erklärt sich unterdessen
Das Glück für mich, so weißt du, was zu tun.
(Max Piccolomini tritt ein.)
Jetzt, Alter, geh. Du mußt heut nacht noch fort.
Nimm meine eignen Pferde. – Diesen da
Behalt ich hier – Macht's mit dem Abschied kurz!
Wir werden uns ja, denk ich, alle froh
Und glücklich wiedersehn.
Wir sprechen uns noch.
(Geht ab.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Max Piccolomini.
Mein General —
Der bin ich nicht mehr,
Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Ich hab des Kaisers Dienst entsagt.
Und willst das Heer verlassen?
Vielmehr hoff ich,
Mir's enger noch und fester zu verbinden.
(Er setzt sich.)
Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's eröffnen,
Als bis des Handelns Stunde würde schlagen.
Der Jugend glückliches Gefühl ergreift
Das Rechte leicht, und eine Freude ist's,
Das eigne Urteil prüfend auszuüben,
Wo das Exempel rein zu lösen ist.
Doch, wo von zwei gewissen Übeln eins
Ergriffen werden muß, wo sich das Herz
Nicht ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten,
Da ist es Wohltat, keine Wahl zu haben,
Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.
– Die ist vorhanden. Blicke nicht zurück.
Es kann dir nichts mehr helfen. Blicke vorwärts!
Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln.
– Der Hof hat meinen Untergang beschlossen,
Drum bin ich willens, ihm zuvorzukommen.
– Wir werden mit den Schweden uns verbinden.
Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde.
(Hält ein, Piccolominis Antwort erwartend.)
– Ich hab dich überrascht. Antwort mir nicht.
Ich will dir Zeit vergönnen, dich zu fassen.
(Er steht auf und geht nach hinten. Max steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versetzt; wie er eine Bewegung macht, kömmt Wallenstein zurück und stellt sich vor ihn.)
Mein General! – Du machst mich heute mündig.
Denn bis auf diesen Tag war mir's erspart,
Den Weg mir selbst zu finden und die Richtung.
Dir folgt' ich unbedingt. Auf dich nur braucht' ich
Zu sehn und war des rechten Pfads gewiß.
Zum ersten Male heut verweisest du
Mich an mich selbst und zwingst mich, eine Wahl
Zu treffen zwischen dir und meinem Herzen.
Sanft wiegte dich bis heute dein Geschick,
Du konntest spielend deine Pflichten üben,
Jedwedem schönen Trieb Genüge tun,
Mit ungeteiltem Herzen immer handeln.
So kann's nicht ferner bleiben. Feindlich scheiden
Die Wege sich. Mit Pflichten streiten Pflichten.
Du mußt Partei ergreifen in dem Krieg,
Der zwischen deinem Freund und deinem Kaiser
Sich jetzt entzündet.
Krieg! Ist das der Name?
Der Krieg ist schrecklich, wie des Himmels Plagen,
Doch er ist gut, ist ein Geschick, wie sie.
Ist das ein guter Krieg, den du dem Kaiser
Bereitest mit des Kaisers eignem Heer?
O Gott des Himmels! was ist das für eine
Veränderung! Ziemt solche Sprache mir
Mit dir, der wie der feste Stern des Pols
Mir als die Lebensregel vorgeschienen!
Oh! welchen Riß erregst du mir im Herzen!
Der alten Ehrfurcht eingewachsnen Trieb
Und des Gehorsams heilige Gewohnheit
Soll ich versagen lernen deinem Namen?
Nein! wende nicht dein Angesicht zu mir!
Es war mir immer eines Gottes Antlitz,
Kann über mich nicht gleich die Macht verlieren;
Die Sinne sind in deinen Banden noch,
Hat