Das Nibelungenlied. Unknown

Das Nibelungenlied - Unknown


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fünfhundert Mähren an Gold mögen tragen,

      Das bieten sie mir gerne für ihre Freiheit an."

      Da sprach aber Siegfried: "Das wär übel gethan.

      "Ihr sollt sie beide ledig von hinnen laßen ziehn;

      Nur daß die edeln Recken sich hüten fürderhin

      Vor feindlichem Reiten her in euer Land,

      Laßt euch zu Pfande geben der beiden Könige Hand."

      "Dem Rathe will ich folgen." So giengen sie hindann.

      Seinen Widersachern ward es kundgethan,

      Des Golds begehre Niemand, das sie geboten eh.

      Daheim den lieben Freunden war nach den heermüden weh.

      Viel Schilde schatzbeladen trug man da herbei:

      Das theilt' er ungewogen seinen Freunden frei,

      An fünfhundert Marken und Manchem wohl noch mehr;

      Gernot rieth es Gunthern, dieser Degen kühn und hehr.

      Um Urlaub baten alle, sie wollten nun hindann.

      Da kamen die Gäste vor Kriemhild heran

      Und dahin auch, wo Frau Ute saß, die Königin.

      Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin.

      Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten.

      Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten

      Der König mit den Seinen und mancher edle Mann:

      Die giengen alle Tage zu Frau Kriemhild heran.

      Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held,

      Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.

      Der König hörte sagen, er wolle nun hindann:

      Geiselher der junge ihn von der Reise gewann.

      "Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr?

      Hört meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,

      Bei Gunther dem König und bei seinem Lehn:

      Hier sind viel schöne Frauen, die läßt man euch gerne sehn."

      Da sprach der starke Siegfried: "So laßt die Rosse stehn.

      Von hinnen wollt ich reiten, das laß ich mir vergehn.

      Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land:

      Davon hat mich Herr Geiselher mit großen Treuen gewandt."

      So verblieb der Kühne dem Freund zu Liebe dort.

      Auch wär ihm in den Landen an keinem andern Ort

      So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,

      Daß er alle Tage die schöne Kriemhild ersah.

      Ihrer hohen Schönheit willen der Degen da verblieb.

      Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;

      Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Noth;

      Darum hernach der Kühne lag zu großem Jammer todt.

* * * * *

      Sechstes Abenteuer

Wie Gunther um Brunhild gen Isenland fuhr

      Wieder neue Märe erhob sich über Rhein:

      Man sagte sich, da wäre manch schönes Mägdelein.

      Sich eins davon zu werben sann König Gunthers Muth.

      Das dauchte seine Recken und die Herren alle gut.

      Es war eine Königin geseßen über Meer,

      Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.

      Schön war sie aus der Maßen, gar groß war ihre Kraft;

      Sie schoß mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft.

      Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang;

      Wer ihrer Minne gehrte, der muste sonder Wank

      Drei Spiel' ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;

      Gebrach es ihm an Einem, so war das Haupt ihm verloren.

      Die Königstochter hatte das manchesmal gethan.

      Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgethan.

      Der seine Sinne wandte auf das schöne Weib.

      Drum musten bald viel Degen verlieren Leben und Leib.

      Als einst mit seinen Leuten saß der König hehr,

      Ward es von allen Seiten berathen hin und her,

      Welche ihr Herr sich sollte zum Gemahl erschaun,

      Die er zum Weibe wollte und dem Land geziemte zur Fraun.

      Da sprach der Vogt vom Rheine: "Ich will an die See

      Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.

      Um ihre Minne wag ich Leben und Leib,

      Die will ich verlieren, gewinn ich nicht sie zum Weib."

      "Das möcht ich widerrathen," sprach Siegfried wider ihn:

      "So grimmiger Sitte pflegt die Königin,

      Um ihre Minne werben, das kommt hoch zu stehn:

      Drum mögt ihrs wohl entrathen, auf diese Reise zu gehn."

      Da sprach der König Gunther: "Ein Weib ward noch nie

      So stark und kühn geboren, im Streit wollt ich sie

      Leichtlich überwinden allein mit meiner Hand."

      "Schweigt," sprach da Siegfried, "sie ist euch noch unbekannt.

      "Und wären eurer viere, die könnten nicht gedeihn

      Vor ihrem grimmen Zorne: drum laßt den Willen sein,

      Das rath ich euch in Treuen: entgeht ihr gern dem Tod,

      So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Noth."

      "Sei sie so stark sie wolle, die Reise muß ergehn

      Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn.

      Ihrer hohen Schönheit willen gewagt muß es sein:

      Vielleicht daß Gott mir füget, daß sie uns folgt an den Rhein."

      "So will ich euch rathen," begann da Hagen,

      "Bittet Siegfrieden, mit euch zu tragen

      Die Last dieser Sorge; das ist der beste Rath,

      Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat."

      Er sprach: "Viel edler Siegfried, willst du mir Helfer sein

      Zu werben um die Schöne? Thu nach der Bitte mein;

      Und gewinn ich mir zur Trauten das herrliche Weib,

      So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib."

      Zur Antwort gab ihm Siegfried, König Siegmunds Sohn:

      "Ich will es thun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,

      Kriemhild die schöne, eine Königin hehr:

      So begehr ich keines Dankes nach meinen Arbeiten mehr."

      "Das gelob ich," sprach Gunther, "Siegfried, dir an die Hand.

      Und kommt die schöne Brunhild hieher in dieses Land,

      So will ich dir zum Weibe meine Schwester geben:

      So magst du mit der Schönen immer in Freuden leben."

      Des schwuren sich Eide diese Recken hehr.

      Da schuf es ihnen beiden viel Müh und Beschwer,

      Eh


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