Geister, Frauen Und Andere Einbildungen. Stephen Goldin
Die Stadt würde es nicht zulassen.“
Und Ryan wusste, dass er Recht hatte. Welche Macht auch immer die Kontrolle hatte, würde ihm nicht erlauben, etwas Wichtiges zu zerstören. Aber er musste sich irgendetwas nähern, sonst hätte man nicht so viel daran gesetzt, ihn aufzuhalten.
„Nun“, begann er langsam. Dann, mit einem kurzen Sprint, bewegte er sich auf die Männer zu. Der nächste Mann stellte sich ihm in den Weg. Ryan gab ihm einen schnellen Tritt in die Leiste und der Mann sank in die Knie, sodass Ryan Platz hatte, an ihm vorbei zu rennen. Ryan rannte und rannte weiter, die Gasse zwischen den Gebäuden entlang.
„Ihm nach!“ rief Bael – unnötiger Weise, denn die anderen hatten schon die Verfolgung aufgenommen. Erst konnten sie mithilfe ihrer Kenntnis des Grundrisses der Stadt mit ihm mithalten, aber die Verzweiflung verlieh Ryans Füßen Schnelligkeit. Er hörte für den Moment auf zu denken, und überließ es seinem Instinkt, ihn um die spitzen Ecken zu lotsen, die sein Vorstellungsvermögen überschritten. Er sah sich selbst auf eine solide Mauer zu rennen, nur damit, einen Moment bevor er hinein krachte, eine Öffnung erschien. Er raste durch Gebäude, über Treppen, überquerte schmale, gebogene Brücken hundert Meter in der Luft, und dann nach unten und hinaus. Hinein, hinaus, rund herum, vorbei; seine Schlangenlinien waren so willkürlich und so schnell wie er nur konnte. Seine Verfolger fielen weiter zurück, bis er sie schließlich nicht mehr sehen konnte. Dann waren auch ihre Schritte nicht mehr zu hören. Ryan blieb stehen.
Die Stille brach wieder herein, die Stille, die ihn anfangs in der Stadt willkommen geheißen hatte. Das einzige Geräusch war sein eigenes angestrengtes Luft Schnappen. Er sank auf die Knie, seine zitternden Beine konnten sein Gewicht nicht länger tragen. Dann lag er auf der Seite, als große Mengen Luft sich ihren Weg in seine Brust brannten.
Seine Hand glitt wieder in seine Hosentasche, und berührte den Kommunikator. Das kalte Metall-Kästchen hatte ihren beruhigenden Effekt auf seine mitgenommene Psyche. Es gab eine Erde. Es gab noch das Schiff im Orbit über der Stadt, bereit, ihm zu helfen. Er war nicht alleine gelassen in dieser Tortur, er war nur hier allein.
„Du hast noch kein Blut geleckt, Bael“, keuchte er leise.
„Ich habe es auch nicht versucht“, hörte er Baels Stimme. Ryan sah erschrocken auf. Über seinem Kopf hing, in der Luft, eine großer 3D-Bildschirm, der von Baels Gesicht ausgefüllt wurde. „Du brauchst nicht zu rennen, Jeff. Die Stadt kann mich jederzeit über deinen Aufenthaltsort informieren. Ich kann dich immer finden, wenn ich will. Aber wenn du alleine sein willst, dann ist das deine Entscheidung. Wir haben versucht, dich zu retten. Was immer jetzt passiert ist deine eigene Schuld. Tschüss.“ Der Bildschirm wurde schwarz.
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