Geister, Frauen Und Andere Einbildungen. Stephen Goldin

Geister, Frauen Und Andere Einbildungen - Stephen Goldin


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ehrlich. Warst du persönlich jemals so neugierig darauf, was es in dieser Stadt gibt, dass du riskiert hättest, deinen Verstand zu verlieren, um hierher zu kommen?“ Baels Augen leuchteten lebendig auf, während er diesen Punkt erwartungsvoll erkundete. „Hast du dich freiwillig für diese Mission gemeldet, oder hat Java-10 es dir aufgetragen? Ah, schau wie er zappelt. Das war nicht deine Idee, doch?“

      „Das hat nichts zu tun damit—”

      „Es hat sehr viel damit zu tun. Jeff, du bist eine Marionette, ein Sklave des Schiffs da oben. Mach deine Arbeit gut, führe diese Mission brav aus, und dann bekommst du ein Schulterklopfen, Lob, vielleicht sogar eine Medaille. Ist das alles, was dir dein Leben wert ist?“

      „Ich habe Verantwortung gegenüber der Flotte, der Erde.“

      „Zum Teufel mit denen! Was ist mit deiner Verantwortung gegenüber der guten alten Nummer eins? Wie wäre es damit, zu lernen, dich selbst zu vergnügen?“

      „Die Erde braucht mich—”

      „Klar, wie Präsident Ferguson noch ein Loch in seinem Arsch braucht.“ Bael sah sich um. „Hey, Jungs, kommt rüber, setzt euch zu uns.“

      Fünfzehn weitere Männer spazierten zu dem offenen Platz, wo Ryan und Bael saßen. Sie kamen aus allen Richtungen, und ihr Gang war so gemächlich wie der von Bael gewesen war. Sie waren die anderen Forscher, die auf früheren Expeditionen in die Stadt gekommen waren. Ryan kannte die meisten von ihnen, wenn nicht persönlich, dann hatte er zumindest von ihnen gehört. Sie waren zähe, erfahrene Männer gewesen, bevor sie in die Stadt gekommen waren. Nun schienen sie sanft, entspannt und sehr zufrieden. Sie alle begrüßten Bael und lächelten Ryan freundlich zu.

      „Sicher“, sagte Bael, „möchtest du jetzt deinen Kommunikator herausholen und Java-10 die gute Nachricht mitteilen, dass alle am Leben sind und es ihnen gut geht und alle hier an einem Ort versammelt sind.“

      Um ehrlich zu sein, war das genau, was Ryan tun wollte. Trotz der freundlichen Gesichtsausdrücke, fühlte es sich akut gefährlich an, von sechzehn Deserteuren umgeben zu sein. Mehr denn je, wollte er nun das kalte Metall-Kästchen in der Hand halten, das ihm die warme Zuversicht gab, dass es da oben jemanden gab, der sich um sein Wohlbefinden sorgte. Aber diese Unterhaltung schien zu einem persönlichen Duell zwischen Bael und ihm selbst zu werden, und er weigerte sich, seinem Gegner die Befriedigung zu geben, Recht gehabt zu haben. Also sagte er stattdessen: „Ich kann es später berichten.“

      „Hoppa, Junge!“, grinste Bael. „Du beginnst schon zu lernen. In ein paar Tagen wirst du so frei sein, wie wir alle.“

      Ryan hatte das ungute Gefühl, dass er den anderen in die Falle gegangen war. „Aber ich habe keine paar Tage“, entgegnete er boshaft. „Wenn ich bis morgen Mittag hier nicht weg bin, sieht man mich als verschollen an, wie euch. Und dann wird Java-10 die Stadt bombardieren und dem Erdboden gleich machen.“

      Das Lächeln der anderen Männer verschwand. Außer bei Bael, dessen gute Laune scheinbar durch nichts zerstört werden konnte. „Ich glaube nicht“, sagte er leise, „dass die Stadt das zulassen würde.“

      Nun war es Ryan, der einen Moment schwieg. „Du sprichst, als wäre sie ein Lebewesen.“

      „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob sie eins ist oder nicht. Aber wenn du hier eine Weile bist, dann fängst du an, dich das zu fragen. Sie weiß auf jeden Fall, was in unseren Köpfen vorgeht. Sie reagiert auf unsere Gedanken und erfüllt unsere Träume. Sie liebt uns Jeff, und sie wird nicht zulassen, dass uns etwas geschieht.“

      Es lief Ryan kalt über den Rücken. Bael war so ernst, wie nur ein Verrückter sein konnte. Er schluckte und sagte: „Wie dem auch sei, ich möchte nicht hier sein, um diese Liebe zu testen, wenn die Bomben kommen.“

      „Du bist frei, jederzeit zu gehen, wenn du willst“, erinnerte ihn Bael. „Niemand wird dich aufhalten.“

      Ryan erkannte zu seiner Überraschung, dass Bael Recht hatte. Er war sicher gewesen, dass er irgendeine satanische Kraft irgendwo in der Stadt vorfinden würde, die ihn gegen seinen Willen festhalten würde. Stattdessen hatte er diese, bisher, fantastische Technologie und sechzehn freundliche Geisteskranke gefunden. Er war – noch – nicht der Verrücktheit der anderen verfallen, und er fühlte keine beängstigenden Zwänge, die ihn am Weggehen hinderten. Er war frei jederzeit zu gehen.

      „Klar“, sagte Tashiro Surakami, einer der anderen Kundschafter, die Ryan vage kannte, „Java-10 wäre vielleicht nicht so ganz zufrieden mit dir, wenn du es tätest.“

      Das war der Punkt. Wenn er jetzt gehen würde, würde er nicht wirklich etwas zu berichten haben. Er war hierhin geschickt worden, um herauszufinden, wieso diese Männer nicht zu ihren Schiffen zurückgekehrt waren. Bisher hatte er, abgesehen von ein paar genusssüchtigen Verallgemeinerungen, die Bael von sich gegeben hatte, keinerlei Anhaltspunkte für den Grund. Wenn er die Stadt nun verließ und zum Schiff zurückging, hätte er gleich dort bleiben können.

      „Ich muss meine Arbeit noch fertig machen“, meinte Ryan dickköpfig. „Ich gebe nicht nach der Hälfte auf. Ich muss herausfinden, wieso...“ Er fuhr nicht fort.

      „Wieso wir verrückt geworden sind?“ beendete Bael den Satz für ihn. „Aus unserer Perspektive ist es, wieso wir zu Verstand gekommen sind. Die Antwort ist überall um dich herum, wenn du dir nur die Zeit nimmst, danach zu suchen. Die anderen Jungs, und ich selbst, wir lenken dich wahrscheinlich ab. Vielleicht hilft es, wenn du eine Weile alleine bist. Jungs, lassen wir Jeff mal hier. Vergiss nicht, Jeff, wenn du mit jemandem sprechen willst, ruf uns einfach. Jemand wird dich hören.“

      Bael und die anderen entfernten sich in gemütlichem Tempo während sie sich unterhielten und lachten. Es war, als hätte Ryan für sie plötzlich aufgehört, zu existieren. In einer Minute waren sie alle weg. Die erdrückende Stille kehrte wieder zurück und Ryan saß wieder alleine inmitten der scheinbar verlassenen Stadt.

      Der Kundschafter griff schnell zu seinem Kommunikator und spuckte einen verzweifelten Bericht für das Schiff oben aus. Er hoffte auf einen Ratschlag, aber das Schiff bestätigte nur knapp den Erhalt der Nachricht und trug ihm auf, vorsichtig zu bleiben und unterbrach die Verbindung.

      Erst als er wieder aufstand, sah er die Frau.

       ***

      Er starrte einen langen Moment geradeaus, unfähig etwas zu sagen.

      Die Frau hatte nicht mit diesem Problem zu kämpfen. „Hallo Jeff“, sagte sie sanft. „Erinnerst du dich an mich?“

      Erinnerte er sich? Wie hätte er Dorothy vergessen können, das erste Mädchen, mit dem er jemals geschlafen hatte? Dorothy mit ihren kleinen aber weiblichen Brüsten, ihrem klingenden Lachen, ihrem lieblichen Willen, ihm zu gefallen....

      „Du existierst nicht“, sagte Ryan kalt. „Du bist nicht echt.“

      Dorothy verdrehte ihren Kopf in der komischen Art, wie sie es immer getan hatte, wenn er etwas sagte, das sie nicht verstand. „Bin ich nicht?“

      “Ich bin nicht in der Stimmung für Frage-Antwort-Spielchen. Erst Bael und jetzt du. Was auch immer du bist, du bist nicht Dorothy. Sie ist hundert Parseks weit weg, sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Du bist nur eine Täuschung. Geh weg.“

      Dorothy starrte nur auf ihre Füße und bewegte sich nicht. „Du liebst mich nicht mehr.“

      „Schau“, sagte Ryan, „Ich gebe zu, du bist ein kluger Schwindel. Aber ich weiß, dass du nicht echt bist. Es ist nicht deine Schuld...du hast es versucht.“

      „Nicht echt?“ Dorothy sah auf, ihre Augen rot und verweint, ihre Stimme zitterte. „Du kannst mich sehen und hören, oder? Wenn du ein wenig näher kommen würdest, könntest du mein Parfum riechen. Wenn du deine Hand ausstrecken würdest, würdest du mich berühren. Wenn du mich beißen würdest, würdest du mich schmecken. Wie echt muss ich denn sein?“ Ihr Appell grenzte an Hysterie.

      Ryan zögerte. Sie musste eine Halluzination sein. Daran gab es überhaupt


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