Moon Dance. Amy Blankenship
ihrer Eltern und schaute hinauf in die Sterne, die durch die dicken Wolken blinzelten. Sie blies sich ihre Stirnfransen aus ihren Augen, froh darüber, dass es endlich aufgehört hatte zu regnen.
Es war das erste Mal, dass sie Campen war, und das Allerletzte, was sie wollte, war, die ganze Zeit im Wohnmobil eingeschlossen zu sein. Sie war so aufgeregt gewesen, über den Ausflug, und sie hatte sich sogar noch mehr gefreut, als ihre Eltern erlaubt hatten, dass sie den kleinen Familienhund Scrappy mitbringen konnte. Es hatte lange gedauert, aber nach viel Bitten und Betteln, und nachdem sie versprochen hatte, sie würde sich um ihren kleinen besten Freund, einen kleinen Yorkshire Terrier-Welpen, kümmern, hatte sie ihre zögernden Eltern endlich überzeugen können.
Scrappy war gerade damit beschäftigt, die Dunkelheit zu verbellen, wobei er an seiner Leine zerrte und wartete, dass er die Schatten jagen durfte, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten. Das kleine Mädchen schrie leise auf, als Scrappy sich plötzlich von seiner Leine losriss und weglief. Sie stand von den Metallstufen auf, als der Welpe durch ein kleines Loch in dem Zaun, der den Campingplatz vom Wildtierpark trennte, kroch.
âScrappy, nein!â, rief Tabby und rannte hinter dem Hund her. Ihre Eltern hatten darauf vertraut, dass sie ihn nicht verlieren würde. Am Zaun stehenbleibend atmete sie unsicher ein, als sie hinaus in die Dunkelheit der Bäume blickte. âIch bin kein Feigling.â Sie biss entschlossen auf ihre Unterlippe, ehe sie auf ihre Knie sank, um die Ãffnung im Zaun zu inspizieren.
Mit nur wenigen Kratzern schaffte sie es, sich durch dasselbe Loch zu zwängen und rannte davon in den Wald, wobei sie dem Geräusch von entferntem Hundegebell folgte. âDu wirst mich noch in Schwierigkeiten bringenâ, flüsterte sie rau, dann begann sie, mit ihrer Zunge zu schnalzen, wissend, dass der Welpe oft auf dieses Geräusch reagierte.
âTabby, wo bist du?â
Hinter sich hörte Tabatha ihre Mutter rufen, aber sie war mehr darauf konzentriert, ihren Hund zurück zum Campingplatz zu bringen. Scrappy war ihr Hund, und sie musste auf ihn Acht geben. Also, anstatt ihrer Mutter zu antworten oder nach dem Welpen zu rufen, schwieg sie und folgte dem Geräusch von Scrappys schrillem Gebell.
Es dauerte nicht lange, dann musste Tabatha kurz stehenbleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum und stützte ihre Hände auf ihre schmutzigen Knie, schwer atmend lauschte sie den Geräuschen des Waldes. Sie hatte schon immer einmal mitten im Wald stehen wollen, und einfach zuhören, so wie die Indianer das in Fernsehfilmen machten.
Die Regenwolken, die sich für kurze Zeit geöffnet hatten, kamen wieder zurück und das helle Mondlicht verschwand plötzlich. Ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass sie die Lichter des Campingplatzes nicht mehr sehen konnte.
Sie machte einen zögerlichen Schritt nach vorne und blickte wild um sich, aber alles, was sie sehen konnte, waren Dunkelheit, kaum erkennbare Baumstämme und noch dunklere Schatten. Sie winselte leise, als etwas in der Ferne hinter ihr knurrte. Sie entschied, dass ihr jene Richtung nicht gefiel und rannte in die entgegengesetzte Richtung, ohne sich noch einmal umzusehen.
Nach einiger Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, hörte sie Scrappy wieder bellen und lief in diese Richtung, hoffend, dass, was auch immer geknurrt hatte, sie nicht verfolgte. Sie hörte ein weiteres Knurren, aber diesmal kam es von irgendwo vor ihr.
Indem sie ihre Fersen in den Boden stemmte, versuchte sie, stehenzubleiben, aber durch den Regen war der Waldboden bedeckt mit feuchtem Laub und Schlamm. Anstatt stehenzubleiben, rutschte sie sogar noch weiter zur Seite, ehe sie über eine kleine Anhöhe hinunter kullerte.
Die Luft blieb ihr weg, als ihr Körper einen Baum traf, der ihre Rutschpartie beendete. Das Erste, was ihr auffiel, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, war, dass Scrappy nicht mehr bellte. Sie hörte wieder das Knurren und begann, den Hügel wieder hoch zu krabbeln, als sie ein leises Winseln hörte. Sie drückte sich hoch auf ihre Knie, schielte über den Baumstamm und sah eine kleine Lichtung, auf die der Mond gerade herunter leuchtete.
Gleich dort, in der Mitte war Scrappy und winselte so, als wäre er gerade von dem Hund zu Hause, am Ende der StraÃe, verprügelt worden. Der Welpe lag flach am Boden und krabbelte rückwärts. Tabathas blaue Augen wurden groÃ, als sie sah wieso. Zwei Tiere kamen auf der Lichtung langsam aufeinander zu und Scrappy befand sich genau in der Mitte zwischen ihnen.
âDummkopfâ, zischte Tabby leise.
Sie erkannte die Tiere von Bildern, die ihr Vater ihr gezeigt hatte, bevor sie auf Urlaub fuhren. Eines war ein Puma, und das andere erkannte sie vom Fernsehen⦠ein Jaguar. Sie liebte es, Tiersendungen zu sehen, und sie war nicht so empfindlich wie ihre Mutter, wenn die Tiere im Fernsehen einander angriffen. Aber das hier war anders⦠es war echt und es war etwas beängstigend.
Sie waren Katzen, die dich fressen konnten, und groÃe noch dazu. Die eleganten Tiere umkreisten einander, während sie tief in ihren Kehlen knurrten, ihre Augen glänzten wie goldene Medaillons. Die tödlichen Geräusche wurden vom leichten Wind zu Tabatha geweht, die mit nervöser Ehrfurcht zusah.
âKomm schon, Scrappyâ, flüsterte sie, hoffend, dass die riesigen Katzen sie nicht hören würden. âKomm her bevor einer von ihnen auf dich tritt.â Sie wollte eigentlich 'dich frisst' sagen, aber sie wollte den armen Welpen nicht noch mehr verängstigen, als er es ohnehin schon war.
Die Katzen schrien plötzlich, sodass Tabatha sich mit den Händen die Ohren zuhielt, weil es so laut war und so beängstigend klang. Sie rannten mit atemberaubender Geschwindigkeit über die Lichtung, sodass Scrappy seinen Schwanz zwischen die Beine einzog und vor Angst kreischte.
Als sie den traumatisierten Welpen so sah, kletterte Tabatha über den Baum und rannte so schnell sie konnte zu Scrappy. Sie war Scrappy näher als die Katzen und warf sich auf ihn, sodass sie seinen kleinen Körper mit ihrem bedeckte, gerade als die beiden Tiere nach vorn sprangen, und in der Luft genau über ihr aufeinander prallten.
âBitte, verletzt meinen Hund nicht!â, schrie sie.
Sie schrie noch einmal auf, als scharfe Krallen ihren Arm zerkratzten, und weitere Krallen über ihren Rücken streiften. Die Katzen fielen mit einem markerschütternden Krachen auf den Boden direkt hinter ihr, knurrten und schrien einander an. Sie blieb über Scrappy gekauert, der noch immer zitterte und leise winselte, wagte es nicht, sich nach den Tieren umzusehen, die nur einen Meter hinter ihr kämpften.
Tabatha hatte Angst sich zu bewegen und hielt den Hund so fest sie konnte in ihren Armen. Ihre Augenlider waren aufeinander gepresst und sie begann Scrappy zuzuflüstern, dass er laufen und Hilfe holen sollte, wenn eine der Katzen auch sie erwischte. Etwas feuchtes Warmes platschte auf ihren Rücken, aber sie bewegte sich noch immer nicht. SchlieÃlich endete der Kampf und sie wagte es, über ihre Schulter zu schielen.
Sie begann zu zittern und zu weinen, als sie zwei Männer hinter ihr liegen sah, über und über mit Blut verschmiert. Tabatha kam langsam auf ihre Knie hoch, Scrappy in ihren Armen, und begann sich rückwärts von ihnen zu entfernen. Wo waren der Puma und der Jaguar hin? Hatten sie die Männer angegriffen und waren dann weggerannt? Wieso hatten die Männer keine Kleider an?
Nathaniel öffnete plötzlich seine Augen und fletschte sehr scharfe Zähne in ihre Richtung.
Tabatha stolperte rückwärts und wäre beinahe umgefallen, aber konnte gerade noch ihr Gleichgewicht wiederfinden. Scrappy kreischte wieder, als das Knurren des Mannes so klang, wie das eines Pumas, und riss sich aus Tabbys Armen los. Er rannte weg in den Wald, bellend vor Angst.
Malachi zuckte während Blut aus seiner Brust strömte. Er öffnete den Mund und knurrte ein Wort in die Richtung des kleinen Mädchens.
âLauf!â Seine Stimme verendete mit dem ohrenbetäubenden Schrei eines Jaguars.
Tabatha