Bestimmt . Морган Райс

Bestimmt  - Морган Райс


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und Julia(Fünfter Aufzug, Dritte Szene; Aus der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel)

      1. Kapitel

      Assisi, Umbrien, 1790

      Als Caitlin Paine langsam wach wurde, herrschte um sie herum tiefste Dunkelheit. Sie öffnete die Augen, um festzustellen, wo sie war, aber das führte zu nichts. Auch als sie ihre Hände und Arme bewegen wollte, hatte sie keinen Erfolg. Es fühlte sich an, als wäre sie mit etwas Weichem zugedeckt, aber sie wusste nicht, was das sein konnte. Auf jeden Fall war es schwer und drückte sie nieder – und es schien von Minute zu Minute schwerer zu werden.

      Als sie zu atmen versuchte, stellte sie fest, dass ihre Atemwege blockiert waren.

      Voller Panik atmete sie durch den Mund ein, aber irgendetwas geriet dabei tief in ihren Hals. Der Geruch der Substanz stieg ihr in die Nase, und schließlich begriff sie, was es war: Erde. Sie war mit Erde zugedeckt, sie bedeckte ihr Gesicht, ihre Augen und ihre Nase und drang in ihren Mund ein. Ihr ganzer Körper wurde davon niedergedrückt, der Druck wuchs von Sekunde zu Sekunde und drohte sie zu ersticken.

      Weil sie nicht mehr atmen konnte und nichts sah, verlor Caitlin vollkommen die Nerven. Voller Panik versuchte sie mit ganzer Kraft, ihre Arme und Beine zu bewegen. Schließlich gelang es ihr, ihre Arme ein kleines bisschen anzuheben. Als sie sich weiter abmühte, konnte sie sie immer weiter heben, bis sie schließlich die Oberfläche durchbrach. Mit frischen Kräften schlug sie wild um sich, bis sie ihren Oberkörper befreit hatte.

      Nach einer Weile schaffte sie es, sich aufzusetzen, und wischte sich beinahe hysterisch die Erde aus dem Gesicht, von den Wimpern, von der Nase und vom Mund. Endlich konnte sie wieder Luft holen.

      Voller Dankbarkeit atmete sie in tiefen Zügen ein. Dann begann sie zu keuchen und hustete sich beinahe die Lunge aus dem Leib. Dabei flogen ihr Erdreste aus Mund und Nase.

      Als Nächstes versuchte sie, ihre immer noch schmutzverkrusteten Augen zu öffnen, um zu sehen, wo sie überhaupt war. Die Sonne ging gerade unter. Die Gegend war ländlich, und Caitlin lag in einem Erdhügel auf einem kleinen Dorffriedhof. Als sie aufsah, blickte sie in die fassungslosen Gesichter von rund einem Dutzend Dorfbewohnern, die in ärmliche Lumpen gekleidet waren. Völlig schockiert starrten sie auf Caitlin hinunter. Neben ihr stand ein Totengräber, ein kräftiger Mann, der sich ganz auf seine Arbeit konzentrierte. Er hatte sie noch nicht bemerkt und blickte auch nicht auf, als er eine Schaufel voll Erde in ihre Richtung warf.

      Noch bevor Caitlin reagieren konnte, traf die Erde sie mitten ins Gesicht und bedeckte erneut ihre Augen und ihre Nase. Schnell wischte sie sich den Dreck aus dem Gesicht und mühte sich mit aller Kraft, ihre Beine aus der frischen, schweren Erde zu ziehen.

      Endlich wurde auch der Totengräber auf sie aufmerksam. Als er die nächste Schaufel voll in ihre Richtung befördern wollte, entdeckte er sie und sprang entsetzt zurück. Die Schaufel fiel ihm aus der Hand, und langsam ging er rückwärts.

      Ein lauter Schrei durchbrach die Stille. Er kam von einer Dorfbewohnerin – das schrille Kreischen einer alten, abergläubischen Frau. Sie starrte hinunter auf das, was eigentlich Caitlins Leiche sein sollte, die sich jetzt aus der Erde erhob. Die Frau schrie und schrie.

      Die Reaktionen der übrigen Anwesenden waren unterschiedlich. Einige drehten sich einfach um und liefen fluchtartig davon. Andere blieben wie erstarrt stehen und schlugen sprachlos die Hand vor den Mund. Aber einige Männer, die Fackeln in den Händen hielten, schwankten offensichtlich zwischen Furcht und Zorn. Als sie zögernd ein paar Schritte auf Caitlin zumachten, erkannte sie an ihren Mienen und an den erhobenen Fackeln, dass sie sich auf sie stürzen wollten.

      Wo bin ich?, fragte sie sich verzweifelt. Wer sind diese Leute?

      Obwohl sie vollkommen verwirrt war, war sie trotzdem noch geistesgegenwärtig genug, um zu begreifen, dass sie schnell handeln musste.

      Schnell schob sie mit hektischen Bewegungen die Erde zur Seite, die ihre Beine immer noch niederdrückte. Doch weil das Erdreich nass und schwer war, ging es nur langsam voran. Sie fühlte sich unwillkürlich an einem Strandbesuch mit ihrem Bruder Sam erinnert, als er sie bis zum Hals im Sand eingegraben hatte, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Obwohl sie ihn angefleht hatte, sie wieder zu befreien, hatte er sie stundenlang warten lassen.

      Plötzlich bekam sie Angst. Sehr große Angst.

      »Bitte, helfen Sie mir!«, rief Caitlin und versuchte, Blickkontakt mit einer der Frauen in der Menge aufzubauen, weil sie auf ein mitfühlendes Gesicht hoffte.

      Doch sie fand keines. Stattdessen sah sie nur Schock und Furcht.

      Und Wut. Mehrere Männer, die mit landwirtschaftlichen Geräten bewaffnet waren, kamen immer näher. Caitlin blieb nicht mehr viel Zeit.

      Jetzt versuchte sie, die Männer direkt anzusprechen.

      »Bitte!«, rief sie. »Es ist nicht so, wie ihr denkt! Ich bin vollkommen ungefährlich. Bitte, tut mir nichts! Helft mir hier raus!«

      Doch damit schien sie ihnen anscheinend nur noch mehr Mut zu machen.

      »Tötet die Vampirfrau!«, rief ein Dorfbewohner aus der Menge. »Tötet sie noch einmal!«

      Auf diese Aufforderung reagierten die Leute mit begeistertem Gebrüll. Der Mob wollte ihren Tod.

      Ein großer, brutal wirkender Kerl, der offensichtlich mutiger war als die anderen, kam bis auf wenige Schritte auf sie zu. Kalt sah er auf sie hinunter, dann schwang er seine Spitzhacke hoch in die Luft. Er zielte direkt auf ihr Gesicht.

      »Dieses Mal wirst du sterben!«, schrie er und holte aus.

      Caitlin schloss die Augen und beschwor tief aus ihrem Inneren die Wut herauf. Sie war sehr ursprünglich, diese Wut, und jetzt spürte Caitlin, wie sie ihren ganzen Körper durchströmte. Auf einmal brannte sie vor Hitze. Es war einfach nicht fair, dass sie auf diese Weise sterben sollte – dass man sie angriff, obwohl sie so hilflos war. Schließlich hatte sie ihnen nichts getan. Es ist einfach nicht fair, hallte es in ihrem Kopf wider, während ihre Wut immer heißer wurde.

      Als der Mann seine Kreuzhacke niedersausen ließ, kam endlich die Kraftexplosion, die sie brauchte. In einer einzigen fließenden Bewegung sprang sie aus dem Erdhaufen und fing den Holzstiel der Spitzhacke mitten im Schwung ab.

      Die Menge stöhnte entsetzt auf und ging bestürzt einige Schritte rückwärts. Caitlin hielt die Hacke immer noch fest und sah, dass ihr Angreifer jetzt vor Angst zitterte. Noch bevor er überhaupt reagieren konnte, riss sie ihm mit einem Ruck das Gerät aus der Hand, sprang in die Höhe und trat ihm kräftig gegen die Brust. Daraufhin flog er mehrere Meter durch die Luft, landete mitten in der Gruppe der Dorfbewohner und riss einige von ihnen mit sich zu Boden.

      Nun hob Caitlin die Hacke hoch in die Luft, lief schnell ein paar Schritte auf die Leute zu, setzte ihr grimmigstes Gesicht auf und knurrte wütend.

      Völlig entsetzt schlugen die Dorfbewohner die Hände vors Gesicht und kreischten vor Furcht. Einige flüchteten in den Wald, die Übrigen duckten sich hilflos.

      Genau das war es, was Caitlin hatte erreichen wollen: Sie hatte sie so sehr in Angst und Schrecken versetzt, dass sie zu keiner Handlung mehr fähig waren. Schnell ließ sie das Gerät fallen und lief an ihnen vorbei, überquerte ein Feld und verschwand Richtung Sonnenuntergang.

      Während sie lief, wartete sie voller Hoffnung darauf, dass ihre Vampirfähigkeiten zurückkehrten, ihre Flügel wieder wuchsen und sie sich einfach in die Luft erheben und davonfliegen konnte.

      Doch sie hatte kein Glück, es geschah nichts – aus welchem Grund auch immer.

      Habe ich es verloren?, fragte sie sich. Bin ich wieder ein Mensch?

      Ihre Laufgeschwindigkeit war nur die eines normalen Menschen, auch an ihrem Rücken spürte sie nichts, keine Flügel, so sehr sie es sich auch wünschte. War sie wieder genauso schwach und wehrlos wie alle anderen?

      Noch bevor sie die Antwort herausfinden konnte, hörte sie Lärm hinter sich, der allmählich lauter wurde. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie den Mob, der hinter ihr herjagte. Sie schrien


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