Das Tournier Der Ritter . Морган Райс

Das Tournier Der Ritter  - Морган Райс


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und ließ den Blick schweifen. Unter ihr erstreckte sich die weitläufige und makellose Hauptstadt des Königreichs vom Joch, deren Schieferdächer die Silhouette der Stadt bestimmten und alle Häuser krönten. Die Häuser hatten waren von unterschiedlicher Form und Alter, dicht an dicht gebaut. Die Stadt war offensichtlich über die Jahrhunderte gewachsen, gemütlich, intim, lebendig. Mit ihren Spitzen und Türmchen hatte sie etwas Märchenhaftes an sich, besonders vor dem Hintergrund des blauen Sees, der in der Sonne glitzerte und hinter dem sich die Gipfel des Jochs erhoben, wie eine runde Mauer, um dieses wunderbare Land vor der Außenwelt zu schützen.

      So versteckt, so beschützt von der Außenwelt, konnte sich Gwendolyn nicht vorstellen, dass jemals irgendwelches Unheil über diesen Ort kommen sollte.

      Der König seufzte.

      „Schwer vorstellbar, dass all das hier stirbt“, sagte er – und sie bemerkte, dass sie denselben Gedanken geteilt hatten.

      „Schwer vorstellbar“, fügte er hinzu, „dass ich sterbe.“

      Gwendolyn wandte sich ihm zu und sah den Schmerz in seinen hellblauen Augen, die voller Trauer waren. Sorge erwachte in ihr.

      „An welcher Krankheit, Mylord?“, fragte sie. „Was immer es auch ist, es muss doch etwas geben, womit man es heilen kann!“

      Langsam schüttelte er den Kopf.

      „Ich habe mit jedem Heiler gesprochen“, antwortete er. „Den besten des Königreichs natürlich. Sie haben kein Heilmittel. Es ist ein Krebs, der in mir wuchert.“

      Er seufzte und blickte zum Horizont, und Gwendolyn wurde von tiefer Traurigkeit erfasst. Warum, fragte sie sich, wurden immer wieder die guten Menschen von Tragödien heimgesucht – während die Bösen es schafften zu blühen und zu gedeihen?

      „Ich bemitleide mich nicht“, fügte der König hinzu. „Ich habe mein Schicksal akzeptiert. Ich mache mir keine Sorgen um mich, sondern um mein Erbe. Meine Kinder. Mein Königreich. Das ist alles, was mir jetzt wichtig ist. Ich kann nicht meine eigene Zukunft planen, doch ich kann zumindest ihre sichern.“

      Er wandte sich ihr zu.

      „Und darum habe ich dich gerufen.“

      Gwendolyn brach es das Herz, und sie war bereit alles zu tun, um ihm zu helfen.

      „So sehr ich es auch will, ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann. Du hast ein ganzes Königreich zu deiner Verfügung. Was habe ich schon zu bieten, was andere nicht auch haben?“

      Er seufzte.

      „Wir teilen dieselben Ziele“, sagte er. „Du möchtest das Empire vernichtet sehen – ebenso wie ich. Du möchtest eine Zukunft für deine Familie, diene Leute, einen sicheren Ort, weit fort vom Zugriff des Empire –ebenso wie ich. Natürlich haben wir diesen Frieden hier im Königreich des Jochs – für den Augenblick. Doch freie Menschen können überall hingehen, wo sie es wünschen – doch wir können das nicht. Solange wir uns verstecken müssen, sind wir nicht frei. Das ist ein grundlegender Unterschied.“

      Wieder seufzte er.

      „Natürlich leben wir in einer imperfekten Welt, und das hier mag das Beste sein, was diese Welt zu bieten hat. Doch ich glaube es nicht.“

      Eine ganze Weile lang schwieg er, und Gwendolyn fragte sich, worauf er hinaus wollte.

      „Wir leben unser Leben in Angst, so wie schon mein Vater vor mir“, fuhr er schließlich fort, „Angst, dass wir entdeckt werden, dass das Empire uns hier hinter dem Joch findet, dass sie hier auftauchen und den Krieg an unsere Türschwelle tragen. Und Krieger sollten niemals in Angst leben. Es gibt eine feine Linie zwischen dem Bewachen des Schlosses und der Angst, es zu verlassen. Ein großer Krieger kann seine Tore verstärken und sein Schloss verteidigen – doch ein noch größerer Krieger kann die Tore weit öffnen und sich furchtlos jedem stellen, der anklopft.“

      Er wandte sich ihr zu und sie konnte eine königliche Entschlossenheit in seinen Augen sehen, konnte die Stärke spüren, die er ausstrahlte – und in diesem Augenblick verstand sie, warum er der König war.

      „Es ist besser zu sterben, indem man sich tapfer einem Gegner stellt, als in Sicherheit zu warten, bis er vor unseren Toren aufmarschiert.“

      Gwendolyn war sprachlos.

      „Dann möchtest du das Empire angreifen?“, fragte sie.

      Er sah ihr in die Augen, doch sie konnte immer noch nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht verstehen oder das, was ihm durch den Kopf ging.

      „Das will ich“, antwortete er. „Doch es ist eine unpopuläre Einstellung. Auch für meine Vorfahren vor mir war es schon unpopulär, weshalb sie es nie getan haben. Du musst wissen, dass die Sicherheit und der Reichtum des Landes ein Volk weich machen kann, widerwillig, das aufzugeben, was sie haben. Wenn ich einen Krieg anfinge, hätte ich viele feine Ritter hinter mir – doch mindestens ebenso viele widerwillige Bürger. Und vielleicht sogar eine Revolution.“

      Gwendolyn ließ mit dem Auge einer Königin, der brillanten Strategin, die sie geworden war, den Blick über die Gipfel des Jochs gleiten, die sich am fernen Horizont erhoben.

      „Es scheint so gut wie unmöglich zu sein, dass das Empire angreift“, antwortete sie. „Selbst wenn sie euch irgendwie finden sollten. Wie sollten sie die Klippen überwinden und über den See kommen?“

      Er stemmte die Hände in die Hüften und studierte mit ihr den Horizont.

      „Sicherlich wären wir im Vorteil“, antwortete er. „Wir würden hunderte der Ihren töten bevor sie auch nur einen der Unseren töten könnten. Doch das Problem ist, dass ihnen Millionen von Männern zur Verfügung stehen, uns nur ein paar Tausend. Letztendlich werden sie siegen.“

      „Würden sie wirklich Millionen von Männern für einen winzigen Winkel des Empire opfern?“, fragte sie, doch sie kannte die Antwort bereits. Schließlich hatte sie selbst erlebt, was sie für den Sieg aufzugeben bereit waren, als sie den Ring angegriffen hatten.

      „Beim Erobern sind sie bar jeder Rücksicht“, sagte er. „Sie würden alles dafür geben. So sind sie nun einmal. Sie würden niemals aufgeben. So ist es überliefert.“

      „wie kann ich dann helfen, mein König?“, fragte sie.

      Er seufzte und blickte schweigend auf die Stadt hinaus.

      „Ich brauche deine Hilfe, um das Königreich zu retten“, sagte er schließlich und sah sie ernst an.

      „Aber wie?“, fragte sie verwirrt.

      „Unsere Prophezeiungen sprechen von der Ankunft eines Außenweltlers“, sagte er. „Einer Frau. Aus einem Königreich auf der anderen Seite des Meeres. Sie sagen, dass sie das Königreich rettet und dass sie unser Volk durch die Wüste führen wird. Bis zu deiner Ankunft wusste ich nicht, was die Prophezeiung bedeutete. Doch heute bin ich mir sicher, dass du diese Frau bist.“

      Gwendolyn lief es bei seinen Worten kalt den Rücken hinunter. Ihr Herz schmerzte noch immer vom Exil ihrer eigenen Leute, vom Untergang des Rings und sie vermisste Thor und Guwayne. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder ein Volk führen zu müssen.

      „Das Land des Jochs stirbt“, fuhr er leise fort. „Mit jedem Tag vertrocknet der See ein wenig mehr. Wenn meine Kinder alt sind, wird das Wasser einer trockenen Einöde gewichen sein, und die Quelle unserer reichen Ernte wird fort sein. Ich muss an die Zukunft denken, weil mein Vater und seine Vorväter sich geweigert haben, es zu tun. Zu handeln ist nicht länger eine Option – es ist eine Notwendigkeit.“

      „Doch was willst du tun?“, fragte sie.

      Er seufzte und starrte gen Horizont.

      „Es gibt einen Weg, das Land des Jochs zu retten“, sagte er. „Es geht das Gerücht, dass davon in den alten Büchern geschrieben steht, die von den Lichtsuchern bewacht werden.“

      „Lichtsucher?“, fragte sie.

      „Du musst wissen, dass auch in meinem Königreich ein Krebs wuchert“, erklärte er. „So perfekt alles aussehen mag, wenn du durch unsere Straßen gehst – es ist es nicht. Eine Schlingpflanze breitet sich


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