Italienische Nächte . Sophie Love

Italienische Nächte  - Sophie Love


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      Bryn sah beleidigt aus. „Entschuldige mal, wessen Freunde seid ihr doch gleich? Seine oder Keiras?“

      „Beides“, antwortete Shelby und verschränkte die Arme.

      Bryn sah unbeeindruckt aus. „Obwohl er fremdgegangen ist?“

      „Leute!“, rief Keira. Sie hatte keinen Bock auf Rumgezicke. Sie starrte noch immer auf ihr Handy.

      Bryn nahm es ihr aus der Hand.

      „Denk nicht mal dran“, sagte sie streng.

      „Tue ich ja gar nicht!“, rief Keira empört.

      Aber Bryn hatte recht. Ein winziger Teil von ihr hatte darüber nachgedacht. Trotz all seiner Fehler hatte Zach sie gern gehabt. Sie waren zwei Jahre zusammen gewesen, hatten zusammen gewohnt. Er war verlässlich gewesen. Und vertraut. Bloß die Tatsache, dass für sie die Karriere vor der Beziehung kam, hatte alles zunichte gemacht. Hatte einen Keil zwischen sie getrieben und ihn in die Arme von Julia.

      Bryn schaute sie finster an und ließ das Handy über ihrem Weinglas baumeln.

      „Bring mich nicht dazu“, sagte sie.

      Aus dem Augenwinkel konnte Keira sehen, dass Shelby und Maxine über Bryns dramatische Vorstellung den Kopf schüttelten.

      Sie seufzte laut. „Okay, okay. Ich werde mich nicht mit ihm treffen. Ist es das, was du hören willst?“

      Bryn nickte zufrieden und gab ihrer Schwester das Handy zurück.

      „Jetzt löschst du die Nachricht und dann Zachs Kontaktdaten.“

      Keira atmete geräuschvoll aus.

      „Das ist lächerlich“, murmelte Shelby.

      Keira blickte auf das Handy und Zachs Daten. Seit Jahren waren die da gespeichert. Sie konnte das nicht einfach löschen, als habe es ihn nie gegeben.

      Aber sie musste zugeben, dass Bryn durchaus recht hatte, auch wenn sie mal wieder zu sehr dramatisierte. Sich mit Zach wieder zu treffen, wäre ein Schritt zurück. Keiras Leben hatte sich in kürzester Zeit so sehr verändert, dass Zach darin wie ein Rückschritt wirkte. Sie musste nach vorn schauen. Sie musste Zach hinter sich lassen und Shane ebenfalls. Sie musste endlich lernen auf eigenen Füßen zu stehen und ihre Unabhängigkeit zu erlangen.

      Entschlossen löschte sie die Kontaktdaten, sah, wie sein Name vom Display verschwand. Es fühlte sich gut an, machte sie stark. Wenn sie es jetzt noch über sich brachte, auch Shanes Daten zu löschen, dann hatte sie es geschafft. Aber dafür war der Schmerz noch zu frisch.

      Keira schaute ihre Schwester an.

      „Glücklich?“

      Bryn grinste. „Sicher. Ich bin immer glücklich, wenn ich gewinne. Und ich sorge dafür, dass ich immer gewinne“, fügte sie verschlagen hinzu.

      Shelby stöhnte auf. Maxine vergrub ihr Gesicht in den Händen und schüttelte theatralisch mit dem Kopf. Keira lachte einfach, glücklich und erleichtert, dass sie einen weiteren Schritt nach vorne in ihrem Leben gemacht hatte.

      KAPITEL FÜNF

      Keira musste schnell feststellen, dass es gar nicht so leicht war, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Und es würde weit mehr dazu gehören, als nur ein paar Kontaktdaten vom Handy zu löschen. Denn sobald sie am nächsten Morgen auf dem Weg zum Flughafen war, wurde sie von Erinnerungen an Shane und an Irland eingeholt.

      Sie wurde geradezu von Nostalgie überwältigt, als sie durch die Flughafenhalle ging. Als sie ihren Bordpass überreichte, erinnerte sie sich lebhaft an all die Gefühle, die sie beim letzten Mal überkommen hatten, die Anspannung, gemischt mit Aufregung und Hoffnung. Das war noch gar nicht lange her, aber dennoch hatte sie das Gefühl, ein vollkommen anderer Mensch zu sein, trauriger und verbitterter.

      Sie ging an Bord und suchte sich ihren Platz. Zum Glück saß sie am Fenster, was ihr als willkommene Ausrede diente, um nicht mit dem Passagier neben ihr ins Gespräch kommen zu müssen. Sie war nicht in der Stimmung für Geplauder. Dummerweise war der Mann aber sehr wohl in der Stimmung dafür. Sie waren gerade erst in der Luft, als er sich schon zu ihr herüber beugte und anfing zu reden.

      „Garrett heiße ich. Waren Sie schon mal in Neapel?“, fragte er und grinste gut gelaunt.

      Er war ein Mann mittleren Alters, mit dem Ansatz einer Glatze. Offenbar reiste er allein. Keira bemerkte, dass er keinen Ehering trug, aber ein schmaler Streifen blasser Haut verriet, dass das erst seit kurzem der Fall war. Frisch geschieden, vermutete sie und stöhnte innerlich. Das würden verdammt lange acht Stunden.

      „Nein“, antwortete sie knapp.

      „Warum fliegen Sie heute hin? Geschäftlich oder Vergnügen?“

      Keira sank tiefer in ihren Sitz. „Geschäftlich“, antwortete sie. „Ich …“

      Sie hielt inne und erinnerte sich daran, was Bryn und Nina ihr im Coffeeshop geraten hatten. Eine falsche Identität anzunehmen. Das war jetzt genau das Richtige. Und vielleicht sogar unterhaltsam. „Ich bin Weinkennerin“, sagte sie. „Die Beste in der Branche. Ich bin auf dem Weg nach Italien, um ein paar besondere Flaschen aufzuspüren.“

      Garrett hob überrascht die Augenbrauen. „Das klingt nach einer Menge Spaß. Jedenfalls deutlich unterhaltsamer als mein eigener verdammter Job.“

      „Ach ja? Was machen Sie denn?“

      „Ich bin in der Buchhaltung“, antwortete er. „Nun, nicht direkt. Es ist etwas kompliziert zu erklären. Sagen wir einfach, ich bin der Buchhalter für die Buchhalter. Macht das irgendwie Sinn?“

      Keira krümmte sich innerlich.

      „Ja“, sagte sie laut.

      Wie passend, dass sie ausgerechnet neben einem Buchhalter saß. Als ob das Schicksal ihr ein Zeichen geben wollte, die Suche nach Mr. Right aufzugeben und sich stattdessen mit Herrn Bilanz zufriedenzugeben.

      „Ich nehme an, du legst keinen Wert darauf, mein Gejammer über meinen Job zu hören“, fügte er Mann hinzu. „Deiner klingt aber spannend. Wie bist du dazu gekommen?“

      „Ja, er ist spannend“, behauptete Keira. Sie war erstaunt, wie leicht es ihr fiel zu lügen und wie viel Spaß es außerdem machte. „Mein Vater war Weinimporteur“, sagte sie. „Er liebte seinen Job wirklich sehr, ich bin sogar auf einem Weingut gezeugt worden.“

      Sie fühlte sich großartig, als ihr diese Lüge so leicht über die Lippen kam. Sie kam jetzt erst richtig in Fahrt. Ihr eigener Vater hatte sich verdrückt, als sie noch ganz klein war und spielte in ihrem Leben keine Rolle, daher war es leicht, ihn neu zu erfinden. Außerdem kam ihr diese Schönfärberei gerade recht. Immerhin würde sie für den Auftrag auch lügen und so tun müssen, als glaube sie immer noch an die Liebe.

      „Ach du meine Güte“, sagte der Mann neben ihr.

      „Ich weiß. Er hat auch da geheiratet. Aber leider ist er auch auf demselben Weingut gestorben.“ Sie seufzte theatralisch. „Da war es naheliegend, ihn auch da zu beerdigen.“

      Keira entging nicht, dass der Mann ein Stück weit von ihr abrückte. Er verlor offenbar das Interesse, mit ihr zu reden, da sie das Gespräch in Richtung Tod gedreht hatte. Sie musste innerlich lachen und versuchte, ihn für den Film, der gezeigt wurde, zu interessieren.

      Das Flugzeug stieg immer höher, bald würden sie die Wolken weit unter sich lassen.

      Da sie nun endlich etwas Ruhe und Frieden hatte, holte Keira den Terminplan hervor, den Heather ihr zusammengestellt hatte. Und wieder kamen damit auch die Erinnerungen an den letzten Auftrag zurück. Heather hatte hatte dieselbe Schrift,


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