Eine Liebe in Paris . Sophie Love

Eine Liebe in Paris  - Sophie Love


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die Liebe zu finden.“ Sie holte tief Luft. „Wenn es das ist, was man von mir erwartet, dann kündige ich lieber.“

      Elliot schüttelte den Kopf und hielt den Blick gesenkt. Zu ihrem Erstaunen bebten seine Schultern. Weinte er etwa? Wie wusste, wie eng es um das Magazin gestanden hatte, und wie viel er für Viatorum aufs Spiel gesetzt hatte, wie viel das Magazin ihm bedeutete. Aber es ging hier auch um ihr eigenes Leben. Sicher konnte jemand anderes die Rolle des Romantik-Gurus übernehmen? Sie konnten sogar so tun, als sie es gewesen, das war ihr egal. Was kümmerte es die Leser schon, wer dahinter steckte?

      Aber dann bemerkte sie, dass er nicht weinte, sondern lachte. Sie bekam schlechte Laune, da sie nicht verstand, was so lustig war.

      „Keira“, sagte Elliot schließlich. „Ich verlange doch nicht, dass du Cristiano verlässt. Ich möchte, dass ihr das beide gemeinsam macht!“

      Keira hielt inne, vollkommen aus der Bahn geworfen. „Gemeinsam?“

      „Ja!“, rief Elliot. „Unsere Leser lieben ihn. Sie malen Bilder von ihm und posten sie online! Alle reden über ihn im Forum.“

      „Forum?“, wiederholte Keira.

      Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Hatte sie wirklich ein so wunderbares Bild von ihrem italienischen Reiseführer gezeichnet, dass er dadurch zu einer Art Held geworden war?

      „Ich verstehe es nicht“, sagte sie. „Wir sollen wirklich gemeinsam verreisen?“

      „Eure Liebesgeschichte ist ein Hit, Keira. Die Leute wollen wissen, wie es weitergeht. Hashtag Team Shane oder Hashtag Team Cristiano. Wen wird sie heiraten?“

      „HEIRATEN?“, rief Keira. „Was geht denn da ab? Ich glaube, ihr seid da alle etwas voreilig. Ich kenne Cristiano doch erst seit ein paar Wochen. Ich denke nicht ans Heiraten. Und er auch nicht!“ Sie verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Sie war doch kein Spektakel!

      Elliots Stimme wurde sanfter, offenbar erkannte er, dass sie nicht so begeistert war, wie er sich das vorgestellt hatte. „Keira, wir wollen einfach mehr von euch beiden sehen. Wie wird es in Paris für euch sein? Kann die Liebe an einem neuen Ort bestehen? In seiner Heimat Italien funktionierte es natürlich. Und hier, in deiner vertrauten Umgebung natürlich auch. Aber an einem für euch beide fremden Ort? Sozusagen auf neutralem Boden? Kann die Liebe da bestehen?“

      Keira war vollkommen verblüfft. „Du möchtest meine Beziehung einem Stresstest unterziehen, um zu sehen, ob sie hält?“

      Elliot legte den Kopf schief. Offenbar hatte er es von dieser Seite noch nicht betrachtet. „Nun, ich gehe natürlich nicht davon aus, dass die Beziehung daran zerbricht. Ich bin nur neugierig.“

      „Neugierig“, wiederholte Keira. Sie war inzwischen ziemlich wütend. „Das ist mein Leben, Elliot. Mein echtes, reales, tatsächliches Leben. Ich bin keine Laborratte.“

      Elliot schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht gut ausdrücken. Schau, es geht doch nur darum, dass du mit dem Mann einen Monat in Paris verbringst. Ihr reist herum, seid verliebt. Du schreibst alles auf. Die Leser sind glücklich. Ihr beide seid glücklich. Ich bin glücklich. Punkt. Ende.“

      „Aber es ist nicht das Ende, nicht wahr?“, hakte Keira nach. „Weil du nämlich auf einen Konflikt lauerst. Du willst die Latte höher legen.“

      „Es ist einfach der ideale Blickwinkel“, sagte Elliot ruhig. „Um zu sehen, ob ihr beide gestärkt in eurer Liebe daraus hervorgeht.“

      Keira bezweifelte nicht, dass ihre Beziehung einen Monat in Paris überstehen würde. Sie war sicher, dass sie bestehen würde. Was sie störte, war die Art und Weise, wie Elliot darüber redete. Als sei sie Teil eines Experiments oder eines Drehbuchs, anstatt eine reale Person mit echten Gefühlen.

      Elliot stützte sich mit den Armen auf den Tisch. „Keira, wie sieht denn dein Leben in New York aktuell aus? Du hast nicht mal eine Wohnung, wohnst bei deiner Mutter.“

      „Woher weißt du das?“, stammelte sie.

      „Ich habe meine Quellen“, antwortete er achselzuckend.

      Sie erinnerte sich daran, wie ihre Mutter sie in Italien angerufen hatte, um sie zu überzeugen, nicht zu kündigen. Elliot hatte diesen Anruf veranlasst.

      „Hast du mit meiner Mutter gesprochen?“, fragte sie misstrauisch.

      Er sah schuldbewusst drein, tat aber ganz unschuldig. „Mallory und ich reden hin und wieder.“

      Keira sog scharf die Luft ein. Wieso mischte sich ihre Mutter so sehr in ihr Leben ein?

      „Also“, fuhr Elliot fort und wischte das Thema damit vom Tisch. „Eine Reise nach Paris würde dir viel mehr Privatsphäre geben. Nur ihr beide, einen ganzen Monat lang. Keine Schwester, eine Mutter, die sich einmischen.“

      Es klang gut, dachte Keira. Was machte es schon für einen Unterschied, ob sie ihre Beziehung in New York oder in Paris auslebten? Abgesehen von all den Menschen hier, die Cristiano unbedingt treffen wollten. In Paris hätten sie ihre Ruhe. Sie wären geradezu anonym unterwegs.

      „Nach diesem Artikel kann ich die Zügel bei Viatorum vielleicht etwas lockern und dich befördern. Dann kannst du dir deine eigenen Aufträge aussuchen. Wenn es läuft und wir den richtigen Ton treffen für den Romantik-Guru, dann überlasse ich dir die Kontrolle über das ganze Projekt. Keine Sachen mehr auf den letzten Drücker, kein Antonio mehr.“

      Keira verzog das Gesicht, als sie an ihren ersten Reiseführer in Italien dachte. Der übergewichtige, nach Käse stinkende, schlecht gelaunte Antonio.

      „Meinst du das im Ernst?“, fragte sie. „Nur noch diesen einen Auftrag mit Cristiano und dann kann ich selbst entscheiden, welche Richtung der Romantik-Guru nimmt?“

      „Wenn du auch weiterhin um die Welt reist und Artikel schreibst, ist mir egal, wohin.“

      Keira wollte ihn auf die Probe stellen. „Australien?“

      „Wieso nicht?“

      „China?“

      „Wenn du das willst.“

      „Antarktis?“

      „Solange du verliebt bist, während du da bist, kümmert mich alles andere nicht. Oder unsere Leser. Am Ende können wir aus all deinen Artikeln vielleicht sogar ein Buch machen.“

      Keira lehnte sich zurück und überdachte die Aussichten gründlich. Wenn sie es richtig anstellte, würde sich vieles für sie verbessern. Nur noch einen Artikel unter Elliots Kontrolle, dann wäre sie unabhängiger. Und Autorin eines Buches zu werden, war ein echter Anreiz. Sie und Cristiano könnten die ganze Welt bereisen. Keine Spielereien mehr über Kuppelei und Liebestests. Sie könnte ihre eigene Liebesgeschichte schreiben.

      Außerdem war es in New York derzeit wirklich etwas anstrengend. Bryns Couch oder ihr altes Kinderzimmer. Daran war nichts Romantisches. Aber Paris. Paris! Zum ersten Mal spürte sie das aufgeregte Kribbeln bei dem Gedanken, gemeinsam mit Cristiano die Stadt der Liebe zu erkunden. Küsse unterm Eiffelturm, verregnete Gehwege, Croissants in antiken Cafés, der Blick über die Seine, Museen, Kunst, Kultur, Architektur. Und dann drängte sich ihr ein anderes Bild hartnäckig auf: Cristiano auf einem Knie, mit einem glänzenden Ring in der Hand.

      Sie hatte nicht an Heirat gedacht, bis Elliot es erwähnt hatte. Aber was, wenn ein Monat in Paris mit einem Ring endete? Es konnte sicherlich nicht schaden.

      „Okay“, sagte sie schließlich. „Ich mache es.“

      KAPITEL SIEBEN

      Sobald ihre Besprechung mit Elliot beendet war, schnappte sich Keira ihr Handy und eilte nach draußen, um Cristiano anzurufen. Die Straßen waren verstopft mit Autos und Menschen


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