Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love
wirklich“, gestand er. „Das waren so viele Informationen.“
Als sie so nebeneinander hergingen, beobachtete Emily sein Gesicht. Er schien gestresst zu sein und sie fragte sich, welcher Teil des Termins ihn am meisten Sorgen bereitete. Waren es die Probleme wegen ihres Alters? Ihr möglicherweise erhöhtes Risiko einer postnatalen Depression? Oder doch nur die Tatsache, dass sie sich nicht jedes einzelne Wort der Ärztin hatten merken können?
„Es steht ja alles in der Broschüre“, versicherte sie ihm. „Wir können sie immer und immer wieder lesen. Wenn du willst, sogar jeden Abend vor dem Schlafengehen.“
Sie lachte in dem Versuch, die Stimmung aufzuheitern. Und obwohl Daniel nickte, schien er immer noch angespannt und sein Blick leicht entrückt zu sein. Am liebste hätte Emily gefragt, was gerade durch seinen Kopf ging, doch er schien sich abgeschottet zu haben.
Sie spürte, wie ihre eigene Begeisterung schwand. Daniels Einstellung schien nicht ganz zu ihrer eigenen zu passen. In seinem Gesicht lag nur Sorge, Beunruhigung und Stress.
Sie steigen in den Truck und fuhren schweigend nach Hause.
KAPITEL DREI
Doktor Arkwrights Rat an Emily, sich zu schonen und ihr Stresslevel soweit wie möglich zu senken, flog schlichtweg aus dem Fenster, da das Wochenende um den Memorial Day immer näher rückte und die Pension voller Sportler war.
Emily eilte die Treppe hinunter in den Eingangsbereich, wo die Gäste in Gruppen herumstanden. Die Pension sah dank Chantelles Dekorationen wunderschön aus. Sie hatte das ganze Haus mit Fahnen geschmückt und Poster für die Stadtparade hingen an den Wänden. Alles deutete darauf hin, dass dies das beste Ereignis des Jahres werden würde. Bürgermeister Hansen hatte sich in diesem Jahr wirklich übertroffen, indem er eine Prozession antiker Feuerwehrautos sowie eine Blaskapelle aus der High School sowie einundzwanzig Salutschüsse organisiert hatte. Emily war froh, dass er für die Männer und Frauen, die ihr Leben für die Freiheit ihres Landes gelassen hatte, solch einen großartigen Erinnerungstag arrangiert hatte.
Lois und Marnie standen am Empfangstresen, wo sie hektisch Anrufe entgegennahmen und Fragen der Gäste beantworteten. Seit die Pension durch Bryonys Neugestaltung der Webseite für den gesamten Sommer ausgebucht war, hatte Emily die Pläne umgestalten müssen. Serena wollte nicht mehr so viel arbeiten, um sich mehr auf ihren Universitätsabschluss zu konzentrieren, weshalb Emily Marnie vom Zimmermädchen zur Empfangsdame befördert hatte. Als Ersatz hatte sie anschließend die von Amy für die Hochzeit herausgesuchte Reinigungsfirma Magic Elves engagiert und einen jungen Portier namens Trent eingestellt, der dafür verantwortlich war, die Taschen der Gäste beim Einchecken hinaufzutragen. Trotz der Hektik schien das System gut zu funktionieren. Zumindest für den Moment.
Emily traf im Foyer auf Bryony. Auf ihren Knien lag ein Laptop und auf dem Beistelltisch vor ihr stand ein Berg halb ausgetrunkener Kaffeetassen. Normalerweise befanden sich hier nur ein oder zwei Menschen, doch heute war jeder einzelne Tisch und jedes Sofa mit Gästen besetzt, die Kaffee und Saft tranken, Zeitung lasen, Karten studierten und ihre Tagesausflüge planten.
„Ich weiß, ich sage dir das jedes Mal, wenn ich dich sehe“, sagte Emily zu Bryony, als sie sich zu ihr setzte, „aber ich danke dir so sehr für all das, was du für die Pension getan hast. Ich habe sie noch nie zuvor so gesehen.“
Bryony lächelte. „Kein Problem. Ich kann es kaum abwarten, die Renovierungsarbeiten an der Erweiterung endlich zu beginnen. Das eröffnet mir so viele neue Möglichkeiten. Neue Formen. Neue Seiten.“ Ihre Augen glänzten vor Aufregung.
„Du liebst diese Art Arbeit wirklich, oder?“, fragte Emily verwundert. In New York hatte sie selbst jahrelang im Marketing gearbeitet und jede Sekunde davon gehasst.
Bryony wackelte mit den Augenbrauen. „Ich liebe es. Außerdem bekomme ich all diese mysteriösen Gäste, die hier buchen, zu sehen. Schau dir diesen hier an.“ Sie drehte ihren Laptop so, dass Emily die Zimmertabelle der Webseite angezeigt wurde, die sich durch die Magie eines Computercodes wie von allein füllte. „Das Kutscherhaus wurde von einem Mr. X gebucht. Ich hoffe ja, dass er ein neuer Roman Westbrook ist.“
Emily zog ihre Augenbrauchen ebenfalls begeistert hoch. „Oder ein Bösewicht von James Bond.“
In diesem Moment betrat eine Gruppe von drei Männern die Pension. Sie alle trugen beige Hosen und Poloshirts und ihr Haar strahlte in unterschiedlichen Grautönen. Emily bemerkte, dass jeder von ihnen eine große Papierrolle unter dem Arm trug und dass sie keine Art Wanderfriseure, sondern die Architekten von Erik & Sons waren und die ersten Skizzen für die Renovierung von Trevors Haus vorbeibrachten.
Sie und Daniel waren auf das Unternehmen zugegangen, in der Hoffnung, bei ihm eine wohlwollendere Herangehensweise zu finden. Als sie nun so auf sie zukamen, erkannte Emily an ihrer unheimlich gleichen Erscheinung, dass es sich hierbei wohl um den „& Sons“-Teil des Unternehmens handeln musste. Sie schüttelte allen die Hand, wobei sie immer wieder blinzeln musste, denn sie hatte das Gefühl, dass es sich jedes Mal um ein und dieselbe Person handelte.
„Wir sind Drillinge“, erklärte der Mann, dessen Haar im hellsten Grau erstrahlte. „Ich bin Wayne. Das ist Cain. Und das hier ist Shane. Er ist um fünf Minuten der jüngste von uns.“
„Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir merken kann, wer wie heißt, ist gleich null“, gab Emily zu.
„Das macht uns nichts“, fuhr Wayne Erik fort. „Wir werden schon seit fünfundfünfzig Jahren miteinander verwechselt. Wenn wir ein Problem damit hätten, dann würden wir uns nicht gleich anziehen.“
Er grinste und deutete auf die exakt gleichen, dunkelblauen Poloshirts mit der Aufschrift Erik & Sons.
„Bitte“, sagte Emily“, folgt mir. Wir suchen uns einen ruhigeren Ort, an dem wir die hier ausbreiten können. Ich weiß, dass wir uns später für einen Rundgang des Hauses treffen, aber ich möchte die Pläne unbedingt schon jetzt sehen.“
Sie führte die Männer aus dem geschäftigen Eingangsbereich in das leere Esszimmer, wo die Erik-Drillinge ihre Pläne auf dem großen Walnusstisch ausbreiteten.
Emily warf einen Blick auf die Entwürfe, es gab eine Papierrolle für jedes Stockwerk des Hauses. Die Pläne sahen phänomenal gut aus. Sie waren groß und sehr aufregend. Trotzdem fühlte es sich für sie ungewohnt an, Trevors Haus auf Linien und Maßangaben auf einem Blatt Papier reduziert zu sehen. Sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals formte.
„Es tut mir leid“, stammelte sie, als plötzlich Tränen in ihre Augen traten. „Das Haus gehörte einem verstorbenen Freund. Ich habe seinen Tod immer noch nicht vollständig verarbeitet.“
„Das war das Haus von Trevor Mann, nicht wahr?“, fragte Wayne mit sanfter Stimme.
„Ja“, erwiderte Emily, während sie sich die Tränen mit ihrem Ärmel trockentupfte. „Kannten Sie ihn?“
„Natürlich“, bestätigte Cain. „Mr. Mann war Teil des Vermessungsausschusses, weshalb wir viel mit ihm zu tun hatten. Er war schon eine Person für sich.“
An der Art, wie er sich ausdrückte, erkannte Emily, dass er Trevors schwierige Persönlichkeit nur höflich umschreiben wollte.
„Ich weiß, er war ein griesgrämiger Kauz“, sagte Emily mit einem wehmütigen Lächeln. „Am Anfang konnte er mich nicht ausstehen, doch am Ende waren wir gute Freunde.“
Die Erik-Brüder sahen sie freundlich an.
„Wir lassen die Pläne bei Ihnen“, fuhr Wayne fort. „Wenn wir später das Haus begehen, können wir darüber sprechen.“
„Vielen Dank“, erwiderte Emily, froh, dass sie und Daniel dieses Unternehmen ausgewählt hatten. Es war äußerst beruhigend zu wissen, dass die Eigentümer aus der Gegend kamen und Trevor Mann gekannt hatten. Sie