Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love

Für Immer und Noch Ein Tag  - Sophie Love


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Amy Chantelle wieder auf die Füße stellte. Als sie neben ihr zum Stehen kamen, lief Amy sofort rot an.

      Emily umarmte ihre Freundin fest. Dann, nachdem sie sich wieder gelöst hatte, fing sie ihren Blick auf und wackelte mit den Augenbrauen.

      Amy errötete stark. „Em, Daniel, das ist Harry. Harry, das sind meine beste Freundin Emily und ihr Ehemann Daniel.“

      Daniel schüttelte Harrys Hand. „Wir kennen uns bereits“, erklärte er. „Ich bin ein alter Freund von George.“

      „Natürlich!“, meinte Harry mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen. „Aber das ist schon lange her.“

      Daniel nickte. „Ich habe ein paar Jahre in Tennessee verbracht.“

      Chantelle sah zu Harry auf und strahlte dann. „Dort habe ich auch meinen Akzent her“, warf sie ein.

      Harry lächelte sie an, er war offensichtlich von ihrem Temperament eingenommen. Emily bemerkte, dass seine Finger mit denen von Amy verschränkt waren, und spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.

      Hinter ihnen zogen die Flaggen der Parade vorbei. Anschließend begann die dreißig Mann starke Blaskapelle mit ihren Trompeten, Hörnern und Holzblasinstrumenten den Marsch „Hail to the Spirit of Liberty“ zu spielen. Die Menge stürmte nach vorne, um einen besseren Blick zu haben.

      „Kommst du oft zur Parade?“, wollte Emily von Henry wissen, als die Menschen an ihr vorbeiliefen. Sie wollte unbedingt mehr über ihn erfahren.

      „Natürlich, jedes Jahr“, erwiderte Harry. „Meine Familie hat einen militärischen Hintergrund. Sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits. Das bedeutet George und mir sehr viel.“

      Emily wollte sich noch weiter mit ihm unterhalten, doch die Band kam immer näher und die Lautstärke schwoll weiter an. Sie verstummte und sah der Parade zu, wobei sie an all die gefallenen Männer und Frauen dachte.

      Nachdem die Band vorbeigezogen war, wurde es allerdings nicht leiser, denn darauf folgte die Prozession der Feuerwehrautos, deren Glocken geschlagen wurden. Sie waren schon seltsam anzusehen, da die Gruppe nicht nur aus Feuerwehrautos bestand, sondern auch aus alten Militärpanzern, die mit ihren Rollenketten vorbeiratterten. Und gemeinsam mit der wogenden Menge entstand eine sehr laute und chaotische Atmosphäre. Emily fragte sich, ob die Überwältigung, die sie verspürte, wohl teilweise auf die Schwangerschaftshormone, die ihre Sinne verschärften, zurückzuführen war.

      „Jetzt müssen wir ihnen in den Park folgen“, meinte Chantelle, während sie Emilys Hand ergriff. „Dort finden die Salutschüsse statt. Schnell! Ich will sie nicht verpassen!“

      Sie zog und Emily folgte ihr. Die große Menschenmenge, die der Parade zugesehen hatte, strömte in den Park. Emily hatte das Gefühl in einem Menschenfluss, der die Straßen füllte, gefangen zu sein. In ihr stieg eine leichte Klaustrophobie auf. Das einzige, was sie auf dem Boden hielt, war Chantelles Hand, die sie fest umschossen hielt.

      Sie sah sich suchend nach Daniel, Amy und Harry um und entdeckte sie schließlich im Gedränge. Harry sah Amy liebevoll an und hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt. Sie hatte einen heiteren Ausdruck auf dem Gesicht, als ob sie sich in ihrem Glück verloren hätte. Emily lächelte wieder, als sie erkannte, dass es Amy bis über beide Ohren erwischt hatte. Sie konnte es gar nicht abwarten, Harry näher kennenzulernen, sobald der Lärm und die Hektik abgeebbt waren.

      Als die Menge den Park erreicht hatte und sich verteilte, trafen die anderen wieder zu ihnen. Sie versammelten sich um eine Gruppe Militärpersonal in Uniform, deren Gewehre zum Himmel gerichtet waren. Plötzlich verspürte Emily eine gewisse Nervosität bei dem Gedanken an die lauten Schüsse. Obwohl sie wusste, dass es vollkommen sicher war, konnte sie ihre Sorge dennoch nicht unterdrücken, da sie wusste, dass es nicht mehr nur um ihre eigenen Sicherheit ging. Der starke Mutterinstinkt, ihr ungeborenes Kind zu beschützen, überflutete sie ganz unvermutet.

      „Lasst uns ein wenig weiter hinten stehen“, sagte sie laut. Dabei stand sie einen Meter hinter der Menge und versuchte, rückwärts zu gehen.

      „Aber ich kann nichts sehen“, beschwerte sich Chantelle. Sie sprang auf ihren Zehenspitzen auf und ab und runzelte die Stirn. Offensichtlich wollte sie näher am Ort des Geschehens sein.

      „Daniel, kannst du mit ihr weiter nach vorne ghen?“, fragte Emily, die selber zu einigen Bänken stolperte. Sie klammerte sich an der Lehne einer Bank fest, um nicht durch das panische Gefühl, das sie durchströmte, umzufallen.

      „Aber ich will, dass wir alle näher herangehen“, widersprach Chantelle mit weinerlicher Stimme.

      Daniel kniete sich hin und sah Chantelle in die Augen. Emily hörte, wie er mit leiser Stimme sagte: „Erinnerst du dich an unser Geheimnis? Emily muss hier hinten bleiben. Deshalb kannst du entweder mit mir näher herangehen oder wir bleiben alle hier. Du kannst auf die Bank klettern oder ich nehme dich auf die Schultern, damit du besser siehst.“

      Doch Chantelle ließ sich nicht überzeugen. Sie verschränkte ihre Arme und schmollte.

      „Ich wusste nicht, dass wir wegen dem Baby keinen Spaß mehr haben können“, grummelte sie.

      Emily versteifte sich. Nicht, weil sie Angst hatte, dass Harry und Amy zuhören könnten – sie war sich sogar sicher, dass sie Chantelles Stimme durch den Lärm nicht gehört hatten – sondern, weil sie Chantelles Stimmung nicht verderben wollte. Sie wollte nicht, dass es zwischen Chantelle und dem neuen Baby zu einer Art Wettstreit oder Feindseligkeit kam. Es war ihr sehr wichtig, dass sie eine glückliche Familie waren. Sie hoffte, dass dieser Moment nur eine kleine Startschwierigkeit war, die nicht weiter anwachsen würde.

      „Chantelle“, warnte Daniel unbeeindruckt von ihrem Verhalten.

      Plötzlich wurden Schüsse abgegeben. Der Lärm war unerträglich. Emily legte sich die Hände auf die Ohren, denn sie war durch die Lautstärke alarmiert und aufgeregt zugleich. Die Menge verstummte, als die explosiven Geräusche durch den Himmel krachten. Es schien, als ob die Menge in einem Zug nach Luft schnappen würde.

      Dann hörten die Schüsse auf und alle begannen, zu klatschen und zu jubeln.

      Amy wandte sich mit vor Begeisterung strahlenden Augen zu ihnen um. „Wow, das war fantastisch“, schwärmte sie.

      Emily nickte. Sie freute sich, dass Amy die Kleinstadtparade genossen hatte. Doch sie hatte immer noch keine Gelegenheit gehabt, mit Harry zu reden, wo sie doch unbedingt mehr über ihn erfahren wollte.

      „Wir sollten alle etwas Mittagessen gehen“, schlug Emily vor.

      Obwohl sich ihr Magen bei dem Gedanken an Essen umdrehte, wollte sie nicht, dass Amy mit Harry davoneilte, und ihr keine Chance ließ, sich richtig mit ihm zu unterhalten.

      Bei dem Vorschlag verbesserte sich Chantelles Laune schlagartig. Alle stimmten zu, dass es eine gute Idee wäre.

      Als sie die Menge hinter sich ließen und die Straßen entlangschlenderten, fragte sich Emily, wie gut sie sich beherrschen konnte, um ihrer besten Freundin nichts von der Schwangerschaft zu erzählen. Doch dann erkannte sie, dass Amy es wahrscheinlich ganz von alleine erraten würde. Nicht, weil sie eine besonders gute Intuition hatte, sondern weil Emily keinen Wein mehr trinken würde. Auf einmal stieg in ihr eine Aufregung auf, als sie erkannte, dass schon bald eine Person, die sie sehr gerne hatte, von ihren Neuigkeiten erfahren würde.

      Sie konnte es kaum abwarten, Amys Reaktion zu sehen.

      KAPITEL VIER

      Als Teil der Ehrenparade war ein Grillessen veranstaltet worden. Zudem waren Picknickbänke zum Essen aufgestellt worden. Emily hielt es für einen guten Test für Amy, die daran gewöhnt war, in schicken Restaurants in New York City essen zu gehen. Doch Harry war ein Kleinstadtmensch, genau wie Daniel und nun auch sie selbst und Chantelle, und ihn begeisterte die Vorstellung, draußen zu essen. Emily


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