Für Immer und Noch Ein Tag . Sophie Love
abbaubare Windeln.“ Sie schnappte sich ein Päckchen und begann, die Rückseite vorzulesen. „Hypoallergene Materialien. Von Rainforest Alliance zertifiziert. Geringe Giftstoffe. Keine Farbstoffe.“
Emily war von der Auswahl vor ihr überfordert. Sie hatte sich über Giftstoffe oder Allergene noch gar keine Gedanken gemacht. Sie hatte noch nicht einmal einen Gedanken an Windeln und Schnuller verschwendet! Sie hatte gerade erst damit begonnen, zu verarbeiten, dass in ihrem Bauch gerade ein Baby von der Größe einer Himbeere heranwuchs.
„Wie viele Sachen wird das Baby wohl brauchen?“, meinte Emily plötzlich unruhig.
Amy sah ihre Freundin besorgt an. „Keine Panik.“
„Aber ich habe noch gar nicht an alles gedacht“, erwiderte Emily, die hörte, wie sich Panik in ihre Stimme schlich.
Sofort wurde Amy aktiv. Sie legte einen Arm um Emilys Schulter, führte sie zu einem flauschigen Stillsessel im skandinavischen Stil – auf dem Etikett sah Emily, dass er 1.400 Dollar kostete – und setzte sie darauf.
„Lass uns eine Liste schreiben“, sagte Amy. Sie ließ sich auf den dazu passenden schwarzen Fußhocker nieder. „Nichts ist besser als eine Liste, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“
Emily schüttelte den Kopf. „Ich brauche keine Liste“, erwiderte sie mit einem resignierten Kichern. „Ich bin nur gerade ein wenig neben der Spur. Das ist alles so neu und ungewohnt und…unerwartet.“
„Dann war es also nicht geplant?“, fragte Amy neugierig. „Ich meine das Baby?“
„Nein“, gestand Emily. „Aber wenn ich wirklich auf unserer Hochzeitsreise schwanger wurde, dann muss es in der Nacht geschehen sein, bevor Daniel mir eröffnete, dass er gerne ein Baby hätte.“ Sie kaute auf ihrer Lippe, während sie sich daran erinnerte, dass Daniel das gesamte Leuchtturm-Restaurant gebucht hatte, um das Thema in einer wunderschönen und romantischen Umgebung anzusprechen, und daran, wie schrecklich dieser Moment endete, weil sie kalte Füße bekommen hatte. „Kurz bevor ich ihm sagte, dass ich dafür noch nicht bereit bin.“
„Oh…“, erwiderte Amy und verzog die Nase. Dann wurde ihre Stimme weicher. „Dann wolltest du gar nicht, dass das passiert?“
„Doch“, sagte Emily. „Ein paar Wochen später änderte ich meine Meinung. Ich musste es nur sacken lassen. Aber zu der Zeit muss ich wohl schon schwanger gewesen sein, weshalb ich mich frage, ob meine Meinung nur durch die sich veränderten Hormone umschwenkte. Und zu diesem Zeitpunkt war der Schaden bereits angerichtet, ich meine bei Daniel. Er schien froh zu sein, als ich ihm sagte, dass ich meine Meinung geändert hätte, aber ich frage mich, ob er immer noch leicht verärgert ist.“
„Die Schwangerschaft ist für ihn nicht so eine freudige Überraschung wie für dich?“, wollte Amy wissen.
Emily zuckte mit den Schultern. Ihr wurden all die Ängste, die in ihr brodelten, bewusst. „Ich war diejenige, die noch warten wollte, aber jetzt fühlt es sich so perfekt und richtig an. Aber Daniel macht einen gestressten Eindruck. Als ob es etwas gäbe, dass er mir nicht erzählt. Ich frage mich, ob es etwas damit zu tun hat, wie viel er von Chantelles frühen Jahren verpasst hat. Er verhält sich wieder einmal auf seine typische Weise, indem er nichts sagt, weshalb ich mir Gedanken mache.“
Amy tätschelte Emilys Hand. „Es tut mir leid, Em. Das hört sich hart an. Und im Moment kannst du den Stress nicht gebrauchen.“
Emily lächelte ihre Freundin an. „Jetzt, nachdem ich mit dir gesprochen habe, fühle ich mich schon viel besser. Es ist schön, dich hier zu haben.“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Also, Harry. Glaubst du, er ist der Eine?“
Amy errötete, als die Unterhaltung wieder einmal im ihre aufblühende Beziehung zu Harry drehte.
„Es läuft richtig gut“, gab sie zu. „Wir sind so verschieden aber ergänzen uns so vollkommen.“
Emily grinste. „Ich wusste schon immer, dass du einen jüngeren Mann brauchst.“
„Oh, erinnere mich nicht“, meinte Amy und verdrehte die Augen. „Er ist nur fünf Jahre jünger als ich, aber es fühlt sich wie eine ganze Generation an. Wenn ich ein Pop-Lied erwähne, das ich in der High School toll fand, erzählt er mir, dass er sich daran erinnert, es als Zehnjähriger gehört zu haben! Ich meine, er ist der Zwanzig immer noch näher als der Vierzig.“
„Ich glaube nicht, dass Sechsunddreißig nahe an der Vierzig ist“, entgegnete Emily, die sich daran erinnerte, selbst als Spätgebärende eingestuft worden zu sein, und welche Risiken damit zusammenhingen. Es war ihr schon immer unangenehm gewesen, wenn Leute auf ihr Alter zu sprechen kamen, selbst, wenn sie es unabsichtlich taten.
„Na gut“, sagte Amy. „Aber einunddreißig hört sich für mich unglaublich jung an! Ich denke nicht gerne darüber nach. Ich werde so viel früher vierzig sein als er.“
„Denkst du schon so weit in die Zukunft?“, fragte Emily mit hochgezogenen Augenbrauen.
Amy zuckte mit den Schultern. „Anscheinend. Ich kann nichts dagegen tun. Wir passen einfach so gut zusammen. Alles ist so einfach. Sogar, wenn wir uns streiten, ist es nicht so schlimm, weil ich irgendwoher weiß, dass wir es wieder ausbügeln.“
„Das ist ja wunderbar“, erwiderte Emily, während sie in sich hineinlächelte. Amys Beschreibung glich ihrer eigenen Beziehung zu Daniel. Sie war nicht einfach, es gab immer noch Herausforderungen, aber über allem herrschte eine Gewissheit, dass alles gut werden würde. „Über was streitet ihr euch?“
„Über die Zeit“, erklärte Amy. „Und natürlich die Entfernung.“
„Ja, was wirst du deswegen unternehmen?“, fragte Emily. „Glaubst du, du wirst hierherziehen? Oder Harry nach New York?“
„Ich weiß es nicht. Den Sommer über bleibe ich hier, weshalb ich erst einmal nicht weiter denke. Ich musste sowieso mal wieder aus der Stadt rauskommen. Ich schätze, ich warte ab, wie es geht, wenn ich ein paar Monate hier verbracht habe. Das Hin und Zurück war kein Spaß, aber ich frage mich, ob die lange Entfernung gar nicht mehr so problematisch sein wird, wenn die Anfangsphase vorüber ist.“
Emily lachte. „Es ist so lustig, dich so sprechen zu hören. Es gab einmal eine Zeit, in der dir ein Wochenende hier schon zu viel war.“
Amy schien das peinlich zu sein. „Naja“, meinte sie dann abwehrend, „das war ja auch damals. Jetzt ist alles anders.“
„Du bist verliebt“, stellte Emily fest. „Jetzt weißt du auch, warum ich hierbleiben musste.“
Amy nickte widerwillig. Sie hasste es, im Unrecht zu sein.
In diesem Moment trat die Verkäuferin heran. „Es tut mir leid, meine Damen“, sagte sie, „aber wir schließen jetzt. Möchten Sie noch etwas kaufen, bevor ich die Kasse abschließe?“
„Nein, danke“, erwiderte Emily im gleichen Moment wie Amy „Ja“ sagte.
Emily sah ihre Freundin verwirrt an.
„Wir nehmen den Stillsessel“, bestimmte Amy.
„Ames, auf keinen Fall!“, rief Emily. „Er ist so teuer!“
Amy schüttelte den Kopf. „Das ist schon in Ordnung. Du verdienst ihn. Und er hat für uns bereits eine Bedeutung. Wir hatten ein sehr tiefes Gespräch in diesem Sessel. Jetzt müssen wir ihn nehmen, weil er sentimentalen Wert besitzt.“
Emily hielt ihre Hände ergeben hoch. Es hatte keinen Sinn, mit Amy darüber zu streiten. Am besten sollte sie ihre Freundin einfach walten lassen. Immerhin genoss sie es, ihren Freundinnen einen Gefallen zu tun.
Sie zahlten für den Sessel und luden ihn in den Kofferraum von Amys Auto. Als sie sich auf dem Beifahrersitz