Für Immer mit Dir . Sophie Love

Für Immer mit Dir  - Sophie Love


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Emily hören, wie sein Herz brach, und wie verzweifelt er über das elende Leben seiner Tochter war. Das traf Emily tief. „Aber man kann niemanden dazu zwingen, sich zu verändern, wenn sich diese Person nicht verändern will. Schließlich akzeptierte Sheila, dass es Chantelle bei mir besser gehen würde.“

      „Warum erzählte sie dir damals nicht, dass sie schwanger war?“, fragte Emily.

      Daniel lachte traurig. „Sie dachte, dass ich ein schlechter Vater wäre.“

      Emily konnte sich gar nicht vorstellen, was für ein Mann Daniel einmal gewesen sein musste, damit jemand so etwas von ihm dachte. Ihrer Meinung nach würde Daniel einen perfekten Vater abgeben. Sie wusste, dass er in seiner Jugend einmal eine gewisse rebellische Bad-Boy-Phase durchlebt hatte, aber das konnte wohl kaum der wahre Grund sein, weshalb Sheila ihm nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt und die Existenz ihrer Tochter vor ihm geheim gehalten hatte. Das war eine Ausrede, eine Lüge einer Drogenabhängigen, die die Schuld an ihrem eigenen Versagen von sich schieben wollte.

      „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“, vergewisserte sich Emily.

      Sie spürte, wie Daniel wieder mit seiner Hand über ihren Kopf strich. „Ich weiß nicht, wie ich mich vor sechs Jahren verhalten hätte, als sie geboren wurde. Oder während Sheilas Schwangerschaft. Ich war nicht wirklich der Typ, der feste Bindungen einging. Ich wäre vielleicht davongelaufen.“

      Daraufhin drehte Emily sich so um, dass sie Daniel ansehen konnte, und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Nein, das hättest du nicht getan“, widersprach sie ihm. „Du wärest der gleiche Vater für das Mädchen gewesen, wie du es jetzt bist. Du wärest ein guter Mann gewesen, der das Richtige getan hätte.“

      Daniel küsste sie sanft. „Danke, dass du das sagst“, meinte er, doch sein Tonfall ließ die Zweifel, die er hegte, deutlich durchscheinen.

      Emily kuschelte sich wieder an ihn und verstärkte ihren Griff. Sie wollte ihn nicht so sehen, so voller Schmerz und Selbstzweifel. Er schien nervös zu sein und Emily fragte sich, ob er Schwierigkeiten hatte, sich daran zu gewöhnen, wieder zuhause und plötzlich Vater zu sein. Daniel musste sich so sehr auf Chantelle konzentriert haben, dass er seine eigenen Gefühle vernachlässigt hatte, und erst jetzt, in seinem warmen, sicheren Kutscherhaus, erlaubte er sich, wieder zu fühlen.

      „Ich bin für dich da“, sagte sie, während sie mit ihrer Hand sanft über seine Brust strich. „Immer.“

      Daniel seufzte schwer. „Danke. Das ist alles, was ich sagen kann.“

      Emily wusste, dass seine Worte von Herzen kamen. Ein Dankeschön reichte ihr für den Moment, weshalb sie sich an seine Brust kuschelte und zuhörte, wie sich sein Herzschlag verlangsamte, als er allmählich einschlief. Kurz darauf wurde auch sie von ihrer Müdigkeit übermannt.

      *

      Sie wurden abrupt aus dem Schlaf gerissen, als sich Chantelle im Nebenzimmer regte. Sofort sprangen Emily und Daniel von der Couch, doch wurden im ersten Moment von der Helligkeit des Raumes überrascht. Im Kamin glühte immer noch die Kohle.

      Einen Augenblick später öffnete sich die Schlafzimmertür einen winzigen Spalt.

      „Chantelle?“, sagte Daniel. „Du kannst herauskommen. Du musst nicht schüchtern sein.“

      Langsam öffnete sich die Tür vollständig und gab den Blick auf Chantelle frei, die in einem von Daniels übergroßen T-Shirts bekleidet und mit wirrem Haar dort stand. Obwohl sie weder Daniels dunkles Haar noch seinen leicht gebräunten Teint hatte, so war die Ähnlichkeit zwischen ihnen unbestreitbar. Vor allem die Augen. Sie beide hatten das gleiche stechende Blau.

      „Guten Morgen“, sagte Emily, die jetzt erkannte, wie steif sie durch die wenigen Stunden, die sie und Daniel auf der Couch geschlafen hatte, doch war. „Soll ich dir etwas zum Frühstück machen?“

      Chantelle kratzte sich am Kinn und wandte den Blick schüchtern zu Daniel. Dieser nickte ihr aufmunternd zu, um ihr zu signalisieren, dass sie hier reden durfte, ohne angeschrien oder eine Nervensäge genannt zu werden.“

      „Mhm“, erwiderte Chantelle mit kleinlauter Stimme.

      „Was hättest du denn gerne?“, fragte Emily. „Ich könnte dir Pfannkuchen, Toast oder Eier machen. Oder hättest du lieber ein Müsli?“

      Chantelles Augen weiteten überrascht und Emily wurde schmerzhaft bewusst, dass sie bisher wahrscheinlich noch nie die Wahl gehabt hatte, was sie essen wollte. Vielleicht hatte ihr sogar niemand je etwas zum Frühstück gemacht.

      „Also ich hätte gerne Pfannkuchen“, meinte Emily. „Was ist mir dir, Chantelle?“

      „Pfannkuchen“, wiederholte sie.

      „Hey, weißt du was?“, fügte Emily hinzu. „Wir könnten ins große Haus gehen und dort frühstücken. Ich habe Blaubeeren im Kühlschrank, die könnte ich für die Pfannkuchen verwenden. Was hältst du davon, Chantelle? Würdest du gerne das große Haus sehen?“

      Diesmal nickte das Mädchen begeistert. Daniel sah erleichtert aus, dass Emily an diesem Morgen die Initiative ergriffen hatte. Emily konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, wie sehr ihn das Ganze doch verwirrte.

      „Hey“, wandte sie sich vorsichtig an ihn, denn sie wollte ihm nicht auf die Füße treten. „Warum hilfst du Chantelle nicht beim Anziehen?“

      Schnell nickte er, wenn auch ein wenig peinlich berührt, dass ihm das nicht selber eingefallen war. Dann führte er das kleine Mädchen in gekünstelter Manier ins Schlafzimmer. Als Emily die beiden beobachtete, sah sie, wie unangenehm Daniel diese einfache Aufgabe eines Vaters zu sein schien. Unwillkürlich musste sie sich fragen, welche Schwierigkeiten er in Tennessee erlebt hatte, während er sich noch an seine neue Vaterrolle gewöhnen musste, und ob er sich so sehr um praktische Dinge, wie etwa die Wohnung, Schule und Ernährung, gesorgt hatte, dass er es noch gar nicht wirklich verarbeiten hatte, nun ein Vater zu sein zu müssen.

      Sobald alle fertig waren, verließen sie das Kutscherhaus und liefen den Kiesweg entlang zur Pension. Auf dem Weg kickte Chantelle die kleinen Steine vor sich her und lachte bei dem Geräusch, das sie mit ihren Schuhen erzeugen konnte. Die ganze Zeit über klammerte sie sich an Daniels Hand, doch keiner von beiden schien sich dabei sonderlich wohl zu fühlen. Daniel machte einen steifen und ungemütlichen Eindruck, so als ob er verzweifelt versuchen würde, bloß nichts falsch zu machen oder das zerbrechliche Geschöpf, das nun seiner Pflege übergeben worden war, zu verletzen. Chantelle auf der anderen Seite sah verzweifelt aus, so als ob sie Daniels Hand nie wieder loslassen wollte, als ob ihr das unglaublich großen Schmerz zufügen würde.

      Emily war sich nicht sicher, wie sie am besten vorgehen sollte. Zögerlich ergriff sie die andere Hand des kleinen Mädchens und war erfreut und erleichtert zugleich, dass Chantelle nicht zusammenzuckte oder ihre Hand wegzog. Auch Daniel schien Emilys Verhalten zu beruhigen, denn er sah nun wieder etwas mehr wie er selbst aus. Im Gegenzug lockerte sich auch Chantelles Klammergriff an seinem Arm.

      Hand in Hand gingen die drei die Verandastufen zur Eingangstür hinauf und Emily führte sie hinein.

      Chantelle zögerte an der Türschwelle, so als ob sie sich nicht ganz sicher wäre, wirklich an solch einen Ort zu gehören, weshalb sie Daniel mit fragendem Blick ansah. Dieser lächelte ihr sanft zu und nickte. Langsam trat Chantelle ein, was Emilys Herz vor lauter Emotionen einen Schlag aussetzen ließ. Sie musste gegen die Tränen ankämpfen.

      Sofort erkannte Emily, dass Chantelle von dem Haus, in dem sie sich befand, überwältigt war. Sie sah sich um, von der großen, breiten Treppe mit seinem polierten Geländer und dem cremefarbenen Teppich, über den Kronleuchter bis hin zu der riesigen, antiken Rezeption, die sie in Ricos Laden gekauft hatten. Das Mädchen schien von den Kunstwerken und den Fotografien im Flur fasziniert zu sein. Unwillkürlich kam Emily in den Sinn, dass ein Kind wohl genauso aussehen würde, wenn es zum ersten Mal das Haus des Weihnachtsmannes betrat.

      Emily


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