La San Felice. Александр Дюма

La San Felice - Александр Дюма


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betrachtete mich und fand mich schön.«

      Fanny Strong bedurfte aber gar keiner Antwort, um zu wissen, was in Emma's Herzen vorging.

      »Ach,« sagte sie, »wenn ich so hübsch wäre wie Du, so bliebe ich nicht lange in diesem abscheulichen Lande.«

      »Wo würdest Du denn hingehen?« fragte Emma.

      »Ich ginge nach London. Alle Welt sagt, daß man mit einem hübschen Gesicht in London sein Glück machen kann. Geh hin und wenn Du Millionärin geworden bist, so machst Du mich zu deinem Kammermädchen.«

      »Wollen wir zusammen hingehen?« fragte Emma Lyonna.

      »Ich ginge sehr gern mit, aber wie soll ich es möglich machen? Ich habe nicht sechs Pence im Vermögen und ich glaube auch nicht, daß mein Bruder Dick jetzt viel reicher ist als ich.«

      »Ich,« sagte Emma, »ich habe beinahe vier Guineen.«

      »Ach, das ist ja mehr, als wir – Du, ich und Dick – alle drei brauchen!« rief Fanny.

      Und die Reise ward beschlossen.

      Am nächsten Montag fuhren die drei Flüchtlinge, ohne einem Menschen etwas zu sagen, von Chester mit der Personenpost nach London.

      Als sie an dem Bureau, wo die Personenpost von Chester Halt machte, ankamen, theilte Emma die zweiundzwanzig Schilling, die sie von ihrem Geld noch übrig hatte, mit Fanny.

      Fanny Strong und ihr Bruder hatten die Adresse einer Herberge, wo gewöhnlich Schmuggler verkehrten. Diese Herberge befand sich in der kleinen Villiers Street, die einerseits an die Themse und andererseits an den Strand stößt.

      Emma ließ Dick und Fanny dieses Quartier aufsuchen, sie selbst nahm eine Droschke und ließ sich nach Cavendish Square Nr. 8 bringen.

      Edward Romney war abwesend. Man wußte auch nicht, wo er war, oder wann er wiederkommen würde. Man glaubte, er sei in Frankreich, und erwartete ihn nicht eher als nach etwa zwei Monaten zurück.

      Emma war wie betäubt; an diese so natürliche Möglichkeit, daß Romney nicht da sei, hatte sie gar nicht einmal gedacht.

      Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie dachte an Mr. James Hawarden, den berühmten Wundarzt, welcher, als er das Haus seines Vaters verlassen, ihr so freundlich die zwei Guineen geschenkt, welche dazu gedient, den größern Theil der Reisekosten zu bestreiten.

      Er hatte ihr eine Adresse nicht gegeben; sie hatte aber zwei- oder dreimal die Briefe, die er an seine Frau geschriehen, auf die Post getragen.

      Er wohnte Leicester Square Nr. 4.

      Sie stieg wieder in den Miethwagen, ließ sich nach Leicester Square, was von Cavendish Square gar nicht weit entfernt ist, bringen und pochte zitternd an die Thür.

      Der Arzt war zu Hause.

      Sie fand den würdigen Mann ganz so, wie sie gehofft. Sie sagte ihm Alles und er hatte Mitleid mit ihr, versprach, ihr ein Unterkommen zu verschaffen, und nahm sie mittlerweile in sein eigenes Haus auf, ließ sie an einem Tische Platz nehmen und gab sie einer Frau zur Gesellschafterin.

      Eines Morgens theilte er ihr mit, er habe für sie einen Platz in einem der ersten Bijouterieläden von London gefunden; am Vorabend des Tages aber, wo Emma diesen Dienst antreten sollte, wollte er ihr erst noch das Vergnügen machen, sie ins Theater zu führen.

      Als im Theater von Drury Lane der Vorhang vor ihr aufging, zeigte sich ihr eine unbekannte Welt.

      Man gab »Romeo und Julie,« jenen Liebestraum, der in keiner Sprache seinesgleichen hat.

      Geblendet und berauscht kehrte Emma nach Hause zurück. Die ganze Nacht schlief sie nicht eine Secunde, sondern versuchte fortwährend sich einige Bruchstücke der beiden wunderbaren Balconscenen ins Gedächtniß zurückzurufen.

      Am nächstfolgenden Tage trat sie ihren Dienst an, vorher aber fragte sie Mr. Hawarden, wo sie das Stück, welches sie am Abend vorher aufführen gesehen, zu kaufen bekommen könne.

      Mr. Hawarden ging in seine Bibliothek, nahm hier eine vollständige Ausgabe von Shakespeare vom Brette und schenkte ihr dieselbe.

      Ehe noch drei Tage um waren, wußte sie Julia's Rolle auswendig. Sie dachte nach, auf welche Weise sie noch einmal in das Theater gelangen und sich zum zweiten Mal in dem süßen Gift berauschen könne, welches in der magischen Mischung von Liebe und Poesie besteht.

      Sie wollte um jeden Preis in jene bezauberte Welt zurückkehren, welche sie nur erst flüchtig gesehen, als plötzlich eine prachtvolle Equipage vor der Thür des Magazins Halt machte.

      Eine Dame stieg aus und trat mit jenem gebieterischen Schritt ein, welcher dem Reichthum eigen zu sein pflegt.

      Emma stieß einen Ruf der Ueberraschung aus. Sie hatte Miß Arabella erkannt.

      Miß Arabella erkannte ihrerseits Emma auch wieder, sagte aber nichts, sondern kaufte für sieben- oder achthundert Pfund Sterling Schmucksachen und ersuchte den Verkäufer, ihr dieselben durch seine neue Ladendemoiselle zuzusenden, indem sie zugleich die Stunde nannte, zu welcher sie wieder nach Hause zurückgekehrt sein würde.

      Die neue Ladendemoiselle war Emma.

      Zur bestimmten Stunde ließ man sie mit den Schmucksachen in einen Wagen steigen und schickte sie nach Miß Arabella's Hotel.

      Die schöne Courtisane erwartete sie. Ihr Glück hatte jetzt die Mittagshöhe erreicht. Sie war die Maitresse des Prinz-Regenten, der damals kaum siebzehn Jahre zählte.

      Sie ließ sich von Emma Alles erzählen und fragte sie dann, ob sie bis zu Romneys Rückkehr nicht lieber bei ihr bleiben und ihr die Zeit vertreiben helfen, als wieder in den Kaufladen zurückkehren wollte.

      Emma stellte nur eine Frage, nämlich die, ob es ihr erlaubt sein würde, ins Theater zu gehen.

      Miß Arabella antwortete ihr, daß alle Tage, wo sie nicht selbst hineinginge, ihre Loge zur Verfügung ihrer Gesellschafterin stünde.

      Dann sendete sie die Zahlung für die Schmucksachen und ließ sagen, daß sie Emma bei sich behielte.

      Der Juwelier, welcher Miß Arabella als eine seiner besten Kunden betrachtete, hütete sich wohl, sich wegen einer solchen Kleinigkeit mit ihr zu veruneinigen.

      In Folge welcher seltsamen Laune faßte aber die damals die flotte Männerwelt beherrschende Courtisane diesen unklugen, unbegreiflichen Wunsch, dieses schöne junge Wesen in ihrer Nähe zu haben?

      Miß Arabellas Feinde – und ihr glänzendes Glück hatte ihr deren viele gemacht – gaben für diese Laune eine Erklärung an, welche die in eine Sappho verwandelte englische Phryne sich nicht einmal die Mühe nahm in Abrede zu stellen.

      Zwei Monate lang blieb Emma bei der schönen Courtiane, las alle Romane, welche ihr in die Hände fielen, besuchte alle Theater und wiederholte, in ihr Zimmer zurückgekehrt, alle Rollen, die sie gehört, und ahmte alle Ballets nach, welchen sie beigewohnt.

      Was für Andere blos eine Erholung war, ward für sie eine Beschäftigung aller Stunden.

      Sie hatte nun ziemlich ihr fünfzehntes Jahr erreicht und stand in der ganzen Blüthe ihrer Jugend und Schönheit.

      Ihre schlanke, harmonische Gestalt schmiegte sich allen Stellungen an und leistete durch ihre natürlichen Undulationen dasselbe, was die geschicktesten Tänzerinnen erst mühsam erlernt hatten.

      Was ihr Gesicht betraf, welches trotz der Wechselfälle ihres Lebens immer noch die makellosen Farben der Kindheit und den jungfräulichen Sammethauch der Keuschheit, zugleich aber auch die ausdrucksvollste Beweglichkeit besaß, so war es eine namentlich in der Stimmung der Freude geradezu blendende Erscheinung. Es war als ob die Offenheit der Seele durch die Reinheit der Züge hindurchleuchtete, so daß ein großer Dichter unserer Zeit, um nicht diesen himmlischen Spiegel zu trüben, in Bezug auf ihren ersten Fehltritt sagt:

      »Ihr Fall hatte seinen Entstehungsgrund nicht im Laster, sondern in Unklugheit und Herzensgüte.«

      Der Krieg, welchen England damals gegen die amerikanischen Colonien führte, war im lebhaftesten Gange und die Matrosenpresse ward mit aller


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