Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers. Александр Дюма

Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers - Александр Дюма


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rothen Rocke die Trommel vor dem Eingange einer Bude zu schlagen, oder im Innern auf dem Seile zu tanzen oder den großen Sprung zu machen.

      Der Kunstreiterstand lockte ihn auch sehr an. Es war äußerst verführerisch, den Damen Küsse zusendend auf einem Pferde zu stehen, oder durch Papierreife zu springen, um jenseits derselben mit beiden Knieen auf den Sattel zu fallen.

      Mehr als Alles dies aber hätte der Knabe gewünscht, Schauspieler auf einem wahren Theater zu werden. Nur schien ihm dieser Ehrgeiz zu den übermenschlichen Aspirationen zu gehören.

      Bon diesen mächtigen Hinneigungen zur Zigeunerei wagte man es indessen nicht dem Vater etwas zu sagen.

      Dabei hatte der Knabe eine Art von Laufbahn begonnen, gegen welche er durchaus keinen Widerwillen hegte, obgleich sie in seiner Schätzung nach der des Seiltänzers, des Kunstreiters ’oder des Schauspielers kam.

      Er hatte in der Zeichenschule der Stadt zu zeichnen angefangen.

      Der Gedanke, ihn in diese Schule zu geben, war dem Vater also gekommen:

      In dem Jahre, das auf den Tod des kleinen Adolphe folgte, bewohnte man im Sommer eine Baracke am Ufer des Meeres. Der Douanelieutenant hatte eine ungeheure Tabacksdose, auf deren Deckel ein kleines Bild: der Grenadier von Waterloo angebracht war.

      Alle Männer meines Alters erinnern sich von 1820 bis 1825 an allen Schaufenstern der Bilderhändler eine Lithographie gesehen zu haben, die einen Grenadier vorstellte, der seine Fahne auf seiner Brust hielt und, einen Säbel über ihm ausstreckend, einen am Kopf verwundeten Kameraden vertheidigte, welcher ihn mit beiden Armen umschlang.

      Dies nannte man den Grenadier von Waterloo.

      Der Lieutenant war so glücklich, auf seiner Tabacksdose eine Verjüngung von diesem Bilde zu besitzen.

      Der kleine Etienne mühte sich dergestalt bald mit einem Bleistift, bald mit einer Feder ab, daß es ihm gelang, etwas zu machen, was einer Copie des Grenadiers von Waterloo glich.

      »Man muß diesen Burschen in die Zeichenschule der Stadt schicken,« sagte der Lieutenant; »er hat die schönsten Anlagen.«

      Und bei seiner Rückkehr nach der Rue des Carmes wurde dieser Rath vom Vater befolgt.

      Doch trotz der Prophezeiung des Lieutenants, trotz des guten Willens von Seiten des Jünglings, machte dieser keine Fortschritte.

      Er blieb ganze Stunden vor Nasen, Augen und Ohren, welche zehnmal größer, als in der Natur, und seine Nasen waren immer die buckeligsten, seine Ohren immer die ungestaltetsten, seine Augen die schielendsten der ganzen Classe.

      Die Knaben arbeiteten am Abend, denn man durfte sie nicht den Geschäften entziehen, die sie am Tage trieben: sie saßen in zwei Reihen, beleuchtet durch zweiarmige Lampen, welche über ihrem Kopfe hingen. Ueberdies hatte Jeder ein mit einem Schirme bedecktes Licht, nach der Art derjenigen, welche die Orangenhändler auf dem Boulevard haben.

      Nach einer halben Stunde, die sie dazu anwandten, daß sie ihr Papier mit Kreide schwärzten und mit Brodkrume wieder weiß machten, trat der Professor ein.

      Der Professor hieß Herr Elouis.

      Er trat mit einer würdevollen Miene, den Handleuchter in der Faust, die Brille auf der Nase, ein, blieb vor dem Pulte jedes Zöglings stehen und machte laut keine Betrachtungen.

      Für den jungen Etienne aber, dessen Hände immer die schwärzesten waren, dessen Papier immer am fettesten aussah, hatte er nur drei Ausrufungen, immer dieselben und in der vom Schmerze zur Verzweiflung aufsteigenden Tonleiter gesetzt.

      Ah! mein Herr! Ah! mein Herr!! ah! Mein Herr!!!«

      Und er ging weiter.

      Diese drei Ausrufungen ermuthigten den Knaben ganz und gar nicht.

      Er blieb indessen bis zum Ende des Jahres in der Zeichenclasse.

      Um seinen Tag nützlich zu verwenden und ihn eine Arbeit zu lehren, schickte man ihn zu einem Bildschnitzer.

      Dieser Bildschnitzer machte hauptsächlich für die Tischler jene großen Schränke mit Tauben, welche die Bürger und die reichen Leute der Normandie ihren Kindern, wenn sie dieselben verheirathen, als Symbole der Zärtlichkeit und der Einigkeit geben.

      Der Knabe griff ziemlich gut bei der Bildschnitzerei an.

      In Folge hiervon, da es zwei Curse gab, einen für die Sculptur, einen für das Zeichnen, ließ man am Neujahr den kleinen Etienne vom Zeichnen zur Bildnerei übergehen.

      Dieser Bildnercursus wurde von einem Italiener geleitet, einem Manne von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, der sehr schön und besonders voll artistischer Würde: er trug den Kopf hoch und schüttelte von Zeit zu Zeit herrliche Haare; in seinen ganzen Wesen war etwas Großartiges, Poetisches, wie bei Francois Arago im Mannesalter.

      Er war zugleich Bildner, Zeichner, Architekt und Musiker und hieß Odelli.

      Er war nach Caen gekommen, um eine Kapelle der Jungfrau geweiht bei der St. Peterskirche auszuführen. Als die Kapelle vollendet war, machte ihm der Municipalrath den Antrag, in Caen als Professor der Sculptur und Architektur der Stadt zu bleiben.

      Er nahm dies an.

      Herr Odelli leitete also den Bildnercursus parallel mit Herrn Elouis, der den Zeichencursus leitete.

      Wir sagen parallel, weil die zwei Säle parallel waren.

      Am l. October 1823 erschien also der kleine Etienne in der Classe von Herrn Odelli.

      »Woher kommen Sie?« fragte ihn dieser.

      »Von Hause, mein Herr,« antwortete Etienne.

      Der Herr Odelli lächelte.

      »Das meine ich nicht; ich frage, ob Sie schon studirt haben.«

      »Ich habe acht Mal den Zeichenunterricht von Herrn Elouis mitgemacht.«

      »Kommen Sie mit mir.« »

      Der Italiener führte den Knaben in ein Cabinet, wo die Cartons von Modellen waren, gab ihm einen Stich, der ein Bruchstück von einem antiken Capitäl vorstellte, und fragte:

      »Fühlen Sie sich fähig, dies zu machen?«

      »Ja, mein Herr,« antwortete entschlossen der Knabe.

      »So kommen Sie morgen und nehmen Sie hier einen Platz.«

      Und der Professor bezeichnete dem Knaben einen Tisch und einen Stuhl.

      Ohne Zweifel wollte er, daß sein neuer Zögling seine Arbeit in der Einsamkeit ausführe, damit er, wenn Niemand da wäre, um ihn mit dem Bleistifte oder einem Rathe zu unterstützen, besser den Werth seiner Composition beurtheilen könnte.

      Am andern Tage kam der kleine Etienne vor der bestimmten Stunde; sobald er aber dem Bilde gegenüber saß und in den Kampf mit der Schwierigkeit trat, fühlte er den Schweiß zu seiner Stirne steigen: er war vollkommen unfähig.

      Zum Glück war er allein.

      Da er die Zeichnung nicht copiren konnte, so machte er einen Abdruck davon.

      Kaum hatte er diese Arbeit vollendet und gewisse Theile daran zu schattiren angefangen, als er die Thüre öffnen und wieder schließen hörte.

      Er wagte es nicht, den Kopf zu drehen.

      Tritte näherten sich ihm.

      Er verhielt sich still.

      Eine Hand legte sich aus seine Schulter.

      Er wartete.

      »Das ist sehr gut, mein Freund,« sprach die Stimme von Herrn Odelli, »vortrefflich im Gefühle!« »Komm Sie, ich will Ihnen etwas Anderes geben.«

      Der Knabe fing nun erst an zu athmen.

      Herr Odelli beschäftigte sich von diesem Augenblicke an ganz besonders mit dem kleinen Etienne. Und trotz der häufigen Schwänzereien des Knaben, trotz seiner Besuche bei den Seilentänzern an der Ostermesse, wurde er für den ersten Preis bestimmt.

      Die Austheilung der Zeichen- und Sculpturpreise ist eine große Feierlichkeit in einer Provinzstadt. Der Maire ist da, der Municipalrath


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