Capitän Richard. Александр Дюма

Capitän Richard - Александр Дюма


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sagte er zu ihm. »Du verdientest, daß ich Dich erschießen ließe! – Ich weiß wohl,« sagte er laut zu dem ganzen Corps, »Ihr wollt nach Paris zurück, um daselbst euer Schlaraffenleben und eure Dirnen wiederzufinden. Doch daraus wird nichts, Ihr bleibt unter den Waffen bis eure Zöpfe schneeweiß sind« ’

      Er warf dem Grenadier das Gewehr wieder in die Arme. Der Soldat ließ es vor Schmerz fallen.

      In diesem Augenblicke der Erbitterung bemerkte er den General Legendre, der die Capitulation von Baylen mit unterzeichnet hatte. Er ging mit zornglühenden Blicken auf ihn zu. Der General blieb stehen, als ob seine Füße in der Erde Wurzel geschlagen hätten.«

      »Ihre Hand, General,« sagte er.

      Der General streckte zagend die Hand aus. »Ich begreife nicht,« sagte Napoleon, indem er sie betrachtete, »daß diese Hand, als sie die Capitulation von Baylen unterzeichnete, nicht verdorrt ist!«

      Und er wandte sich mit dem Ausdrucke der Verachtung ab, wie von einem Verräther.

      Der General, der die Capitulation nur auf höhern Befehl unterzeichnet hatte, war wie vernichtet.

      Napoleon stieg wieder zu Pferde und ritt nach Valladolid zurück, von wo er, wie erwähnt, am folgenden Tage nach Frankreich abreiste.

      Er war in dieser Stimmung, als sich die Thür wiederaufthat und der Thürsteher meldete:

      »Se. Excellenz der Polizeiminister.«

      Das blasse Gesicht Fouché’s erschien zögernd und furchtsam in der Thür.

      »Ja, Herr Fouché,« sagte Napoleon, »ich begreife wohl, daß Sie zögern, vor mir zu erscheinen.«

      Fouché gehörte zu den Charakteren, die vor der unbekannten Gefahr zurückbeben, aber darauf losgehen oder sie erwarten, sobald sie eine Gestalt angenommen hat.

      »Ich, Sire?« erwiederte er, seinen Kopf mit den gelblichen Haaren, mit der blassen Gesichtsfarbe, mit den Vergißmeinnichtaugen und dem großen Munde aufwerfend; »warum sollte ich, der Kartätschenmann von Lyon, Bedenkentragen, mich vor Ew. Majestät zu zeigen?«

      »Weil ich kein Ludwig XVI. bin!«

      »Ew. Majestät geruhen – und es ist nicht das erste Mal – auf mein Votum vom 19. Jänner anzuspielen.«

      »Nun, wenn ich’s thäte?«

      »Dann würde ich antworten, daß ich als Mitglied des Convents nicht dem Könige, sondern der Nation den Eid geleistet hatte, und diesen Eid habe ich gehalten.«

      »Und wem haben Sie am 13. Thermidor des Jahres VII den Eid geleistet? etwa mir?«

      »Nein, Sir.«

      »Warum haben Sie mir denn am 18. Brumaire so gute Dienste geleistet?«

      »Ew. Majestät wollen sich huldreichst erinnern, daß Ludwig XIV. Sagte: der Staat bin ich! . . . Am 18. Brimaire waren Sie die Nation, und deshalb diente ich Ihnen.«

      »Aber das hinderte mich nicht, Ihnen 1802 das Portefeuille der Polizei zu entziehen.«

      »Ew. Majestät hofften einen geschicktern, wenn nicht treuern Polizeiminister zu finden; Sie gaben mir das Portefeuille 1804 zurück.«

      Napoleon ging einige Schritte vor dem Camin hin und her; er blickte starr vor sich nieder und zerdrückte das Papier, das die wenigen Worte Josephinens enthielt. Plötzlich blieb er stehen, sah seinen Polizeiminister scharf an und sagte:

      »Wer hat Sie ermächtigt, mit der Kaiserin von Scheidung zu sprechen?«

      Wäre Fouché nicht so weit von dem Lichte entfernt gewesen, so hätte man sehen können, daß sein Gesicht noch blässer wurde als zuvor.

      »Sire,« sagte er, »ich glaube zu wissen, daß Ew. Majestät die Scheidung sehnlich wünschen.«

      »Habe ich diesen Wunsch gegen Sie geäußert?«

      »Ich habe gesagt: ich glaube zu wissen, und glaubte Ew. Majestät einen Dienst zu erweisen, wenn ich die Kaiserin auf dieses Opfer vorbereitete.«

      »Ja, schonungslos, wie Alles was Sie thun.«

      »Sire, Niemand kann sein Naturell ändern: ich habe meine Laufbahn als Lehrer bei den Vätern des Oratoriums begonnen, und hatte in dieser Eigenschaft unbändige Knaben im Zaum zu halten, später ist mir etwas von der Ungeduld aus meiner Jugendzeit geblieben; ich bin ein Obstbaum, man darf keine Blumen bei mir erwarten.«

      »Herr Fouché, Ihr Freund,« und Napoleon betonte diese beiden Worte absichtlich stark, »Ihr Freund Talleyrand empfiehlt seinen Untergebenen immer: nur keinen Eifer. Ich will diesen Grundsatz von ihm borgen, um ihn auf Sie anzuwenden. Dieses Mal haben Sie wirklich zu viel Eifer gezeigt; ich will nicht, daß man in Staatssachen oder Familienangelegenheiten die ersten Schritte thue.«

      Fouché schwieg.

      »Weder kommt es,« fuhr Napoleon fort, »daß Sie jetzt wieder der beste Freund Talleyrand’s sind, nachdem Sie sein erbitterter Feind waren? Zehn Jahre lang haben Sie sich gegenseitig gehaßt und angeschwärzt: Sie nannten ihn einen frivolen Diplomaten, und er nannte Sie einen plumpen Intriganten; Sie verachteten eine Diplomatie, welche, wie Sie sagten, von der Siegesgöttin ins Schlepptau genommen wurde; er verspottete den eitlen Prunk mit einer Polizei, die bei der allgemeinen Unterwerfung leichtes Spiel habe und sogar überflüssig sey. Sind denn die Verhältnisse wirklich so bedenklich, daß Sie sich, wie Sie behaupten, für die Nation opfern und Beide Ihre alte Feindschaft vergessen? Sie haben die Vermittlung dienstfertiger Personen angenommen und haben sich öffentlich ausgesöhnt. öffentlich besucht; Sie haben einander zugeflüstert, es sey möglich, daß mich in Spanien das Messer eines Fanatikers, in Oesterreich eine Kanonenkugel treffe; nicht wahr, das Haben Sie gesagt?«

      »Sire,« antwortete Fouché, »die spanischen Dolche wissen die großen Monarchen zu finden, das hat man bei Heinrich IV. gesehen; die österreichischen Kanonenkugeln wissen die großen Feldherren zu treffen, das hat man bei Turenne und dem Marschall Berwiek gesehen.«

      »Sie beantworten eine Thatsache mit einer Schmeichelei,« erwiederte Napoleon; »ich bin nicht todt, und will nicht, daß mein Nachlaß schon bei meinen Lebzeiten getheilt werde.«

      »Sire, daran denkt Niemand, am allerwenigsten wir.«

      »Sie dachten so wenig daran, daß Sie meinen Nachfolger schon erkoren hatten. Warum lassen Sie ihn nicht im voraus krönen? Der Augenblick ist günstig, der Papst hat mich in den Bann gethan . . . Glauben Sie denn, die französische Krone passe nicht aus jeden Kopf? Aus einem Churfürsten von Sachsen kann man wohl einen König von Sachsen machen, aber aus einem Herzog von Berry macht man nicht so leicht einen König von Frankreich oder einen Kaiser der Franzosen. Um das Eine zu werden, muß man ein Nachkomme Ludwig des Heiligen seyn; um das Andere zu werden, muß man von meinem Geblüt seyn. Sie haben freilich ein Mittel, um den Moment, wo ich nicht mehr seyn werde, zu beschleunigen . . .«

      »Sire,« antwortete Fouché, »ich bitte Ew. Majestät, mir dieses Mittel zu nennen.«

      »Morbleu! Sie dürfen nur die Verschwörer unbestraft lassen.«

      »Verschwörer gegen Ew. Majestät sollten unbestraft geblieben seyn? Haben Sie die Gnade, sie zu nennen.«

      »O! das ist nicht sehr schwer: ich will Ihnen sogleich drei nennen.«

      »Ew. Majestät meinen die angebliche Verschwörung, die der Polizeipräfect Dubois entdeckt haben will.«

      »Mein Polizeipräfect Dubois ist nicht, wie Sie, der Nation, sondern mir ergeben.«

      Fouché zuckte die Achseln; diese Bewegung entging dem Scharfblick Napoleons nicht.

      »Sie zucken die Achseln, weil Sie nichts zu erwiedern wissen,« sagte Napoleon, auf dessen Stirn sich ein Ungewitter zusammenzog; »wo es sich um Verschwörungen handelt, kann ich die Zweifler nicht leiden.«

      »Kennen Ew. Majestät die Personen, um die es sich handelt?«

      »Ich kenne zwei von den dreien; ich kenne den General Mallet, der ein unverbesserlicher Verschwörer ist.«

      »Ew Majestät glauben, daß der General Mallet conspirire?«

      »Ich


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