Capitän Richard. Александр Дюма

Capitän Richard - Александр Дюма


Скачать книгу
ist gut. Du meldest mir zwar nichts von Bedeutung, aber Du berichtest nun doch was Du weißt.«

      »Sire, haben Sie die Gnade, mir andere Fragen vorzulegen.«

      »Ueber was?«

      »Ueber die Stimmung des Landes zum Beispiel, über die geheimen Gesellschaften . . .«

      »Wie! Du beschäftigst Dich auch mit diesen Angelegenheiten?«

      »Ich richte mein Augenmerk auf Alles was zu meinem Geschäft gehört.«

      »Nun, so laß hören; ich bin begierig zu erfahren was Deutschland von uns denkt.«

      »Es ist höchst erbittert gegen die Franzosen, die es nicht nur besiegen und demüthigen, sondern auch in Besitz nehmen und zu Grunde richtend.«

      »Deine Deutschen kennen also nicht das Sprichwort des Marschalls von Sachsen: der Krieg muß den Krieg ernähren.«

      »O ja, sie kennen es, aber sie möchten lieber ernährt werden, als ernähren. Es ist so weit gekommen, daß man damit umgeht, sich der Fürsten zu entledigen, die sich der Franzosen nicht zu entledigen wissen.«

      »So! und wie will man das anfangen?«

      »Auf zweierlei Art: erstens durch einen allgemeinen Aufstand . . .«

      Napoleon warf den Mund aus. »Das könnte wohl geschehen, wenn ich vom Erzherzog geschlagen würde . . . aber ich werde ihn schlagen, und folglich wird es nicht geschehen. Laß daher das zweite Befreiungsmittel hören.«

      »Zweitens, durch einen Dolchstich.«

      »Bah; einen Mann, wie ich bin, erdolcht man nicht.«

      »Cäsar ist doch erdolcht worden . . .«

      »O, die Verhältnisse waren ganz anders; es war auch ein großes Glück für Cäsar, erdolcht zu werden, er war dreiundfünfzig Jahre alt, er kam in die Jahre, wo der menschliche Geist abnimmt. Er war immer glücklich gewesen, die Glücksgöttin ist der Jugend hold, wie Ludwig XVI. Zu Herrn von Villeroy sagte, sie war vielleicht im Begriffe ihm den Rücken zu kehren; eine einzige Niederlage, und Cäsar war nicht mehr ein Alexander, sondern ein Pyrrhus oder Hannibal. Er hatte das Glück, ein paar Dutzend Gimpel zu finden, die nicht einsahen, daß Cäsar nicht eigentlich ein Römer, sondern die Seele Roms war; sie mordeten den Kaiser, aber aus dem Blute des Kaisers ging das Kaiserreich hervor. Sey nur ruhig, ich habe das Alter Cäsars noch nicht erreicht. Frankreich ist im Jahre 1809 keineswegs da, wo Rom 44 Jahre vor Christus war; nein, Meister Schlick, man wird mich nicht ermorden.«

      Napoleon lachte über diese historische Vorlesung, die er einem badischen Bauer hielt. Er antwortete freilich nicht dem Bauer, sondern seinen eigenen Gedanken.

      »Das ist wohl möglich,« antwortete Schlick, »aber ich rathe Ew. Majestät gleichwohl, denen, die Ihnen zu nahe kommen, auf die Finger zu schauen, zumal wenn die Finger einem Mitgliede des Tugendbundes angehören.«

      »Ich glaubte, alle diese Verbindungen wären aufgelöst.«

      »Sire die deutschen Fürsten, und insbesondere die Königin Louise haben sie wieder in Kraft gesetzt, und es gibt zu dieser Stunde in Deutschland vielleicht zweitausend junge Männer, die das Gelübde gethan haben, Sie zu ermorden.«

      »So! diese Sekte hat also ihre Vereinigungspunkte?«

      »Allerdings, nicht nur ihre Vereinigungspunkte, sondern auch ihre Formeln, ihren Wahlspruch, ihre Erkennungsszeichen . . .«

      »Woher weißt Du das?«

      »Ich gehöre selbst dazu.«

      Napoleon trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

      »Fürchten Sie nichts, Sire. Ich gehöre dazu, aber wie der Schild zur Rüstung gehört, um die Streiche abzuwehren.

      »Wo kommen denn die Verschworenen zusammen?«

      »Ueberall wo ein unterirdischer Raum oder eine Burgruine ist. Ew. Majestät wissen, daß die Deutschen sehr poetische Naturen sind. Bei Abensberg auf der Anhöhe steht eine alte Burg, dort wurde ich vor acht Tagen in den Bund aufgenommen.«

      »Es ist gut,« sagte Napoleon, »ohne dieser Warnung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als sie verdient, will ich sie doch nicht unbeachtet lassen. Geh, ich werde Befehl geben, daß es Dir an nichts fehle.«

      Schlick verneigte sich und ging aus der kleinen Seitenthür, aus der er gekommen war.

      Napoleon wurde nachdenkend. »Er hat Recht,« sagte er für sich: »einen Dolchstoß kann man leicht bekommen. Heinrich IV. rüstete sich ebenfalls zu einem Kriegszuge gegen Oesterreich; aber er war siebenundfünfzig Jahre alt, wie Cäsar; er hatte sein Werk vollbracht, aber ich habe das meinige noch lange nicht vollbracht, und großes Unglück kommt immer erst nach dem fünfzigsten Jahre, das hat sich bei Cäsar, Hannibal, Mithridates, Heinrich IV. Gezeigt . . . Alexander ist freilich im Alter von dreiunddreißig Jahren gestorben, aber wie Alexander zu sterben ist kein Unglück.«

      Ein Adjutant trat ein.

      »Was gibt’s?« fragte Napoleon.

      »Sire,« sagte der Adjutant, »ein Offizier von der italienischen Armee ist als Abgesandter des Vicekönigs angekommen; wollen Ew. Majestät ihn sehen?«

      »Ja wohl,« erwiederte Napoleon, »führen Sie ihn sogleich herein.«

      »Kommen Sie herein,« sagte der Adjutant.

      Der Offizier erschien in der Thür und hielt seinen dreieckigen Hut in der Hand. Er war ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren und an der blauen, mit Silber gestickten Uniform als ein Offizier aus dem Generalstabe des Vicekönigs zu erkennen. Seine äußere Erscheinung wohl etwas Eigenthümliches, Auffallendes haben, denn Napoleon, der eben das Wort nehmen wollte, hielt plötzlich inne und betrachtete den jungen Offizier vom Kopf bis zu den Füßen.

      »Was soll die Maskerade?« sagte er:

      Der junge Offizier sah sich um, weil er glaubte, diese seltsame Anrede gelte einem Andern; aber als er sah, daß er mit dem Kaiser allein war, erwiederte er:

      »Damit zu Gnaden, ich weiß nicht was Ew. Majestät meinen.«

      »Warum haben Sie die grüne Uniform, die Sie so eben trugen, mit der blauen vertauscht?«

      »Sire, seit zwei Jahren trage ich keine andere Uniform als die des Generalstabes Sr. Hoheit des Vicekönigs . . .«

      »Wann sind Sie hier angekommen?«

      »Ich steige soeben vom Pferde, Sire.«

      »Woher kommen Sie?«

      »Von Pordenone.«

      »Wie heißen Sie?«

      »Lieutenant Richard.«

      Napoleon sah den jungen Offizier noch aufmerksamer an;

      »Haben Sie von Eugen ein Schreiben, das Sie bei mir accreditirt?«

      »Ja, Sire.«

      Der Offizier überreichte dem Kaiser einen Brief mit dem Wappen des Vicekönigs von Italien.

      »Wenn Ihnen dieser Brief abgenommen worden wäre?« fragte Napoleon, »oder wenn Sie ihn verloren hätten?«

      »Se. Hoheit hatte mir befohlen, ihn auswendig zu lernen.«

      »Aber wie kommt es,« setzte der Kaiser hinzu, »daß Sie vor einer Stunde in Gardejägeruniform von Regensburg, und vor zehn Minuten in Eugens Generalstabsuniform von Pordenone kommen? Erklären Sie mir, wie Sie zugleich beauftragt seyn können, mir Nachrichten von dem Marschall Davoust und dem Vicekönig zu bringen?«

      »Halten zu Gnaden: Ew. Majestät sagen, es sey vor einer Stunde ein Gardejägeroffizier von dem Marschall Davoust gekommen?«

      »Ja, vor einer Stunde.«

      »Ein Mann von fünfundzwanzig Jahren?«

      »Ja, von Ihrem Alter.«

      »Der mir ähnlich sieht?«

      »Wie ein Wassertropfen dem andern.«

      »Und er heißt? . . . Ew. Majestät verzeihen, aber ich bin so freudig


Скачать книгу