Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма


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ihn die Gegenwart des Officiers durch eine ehrerbietige Furcht im Kreise der Redlichkeit, der Kutscher ließ seine mageren Rosse mit Beharrlichkeit auf dem schlüpfrigen Pflaster der Quais und des Conférence-Weges laufen.

      Der Hauch der drei Reisenden erwärmte indessen unmerklich den Fiaker. Ein zarter Geruch verdichtete die Luft und führte nach dem Gehirn des jungen Mannes Eindrücke, welche sich mit jedem Augenblick günstiger für seine Gefährtinnen gestalteten.

      »Es sind,« dachte er, »es sind Frauen, die sich bei einem Rendezvous verspätet haben und nun, ein wenig erschrocken, ein wenig beschämt, nach Versailles zurückkehren.

      »Warum,« sprach der Officier in seinem Innern weiter, »warum fahren diese Frauen, wenn es Damen von einiger Distinction sind, in einem Cabriolet, und warum fahren sie besonders selbst?«

      »Oh! darauf gibt es eine Antwort.«

      »Das Cabriolet war zu eng für drei Personen, und zwei Frauen werden sich keinen Zwang anthun, um einen Lakai zu sich sitzen zu lassen.

      »Doch weder bei der Einen noch bei der Andern Geld! ein ärgerlicher Einwurf, der Ueberlegung verdient.

      »Ohne Zweifel hatte der Lakai die Börse. Das Cabriolet, das nun in Stücke gegangen sein muß, war von einer vollkommenen Eleganz. Und das Pferd! … wie ich mich auf Pferde verstehe, hatte es einen Werth von hundertundfünfzig Louisd'or.

      »Nur reiche Frauen können ein solches Cabriolet und ein solches Pferd ohne Bedauern preisgeben. Der Mangel an Geld bedeutet also durchaus Nichts.

      »Ja, doch die Manie, eine fremde Sprache zu sprechen, wenn man Französin ist!

      »Gut; doch dieß beweist gerade eine ausgezeichnete Erziehung. Es ist nicht natürlich für Abenteurerinnen, daß sie Deutsch mit einer ganz germanischen Reinheit und Französisch wie Pariserinnen sprechen.«

      »Ueberdieß ist eine angeborne Distinction bei diesen Frauen bemerkbar.

      »Die Bitte der jüngeren war rührend.

      »Das Ersuchen der älteren war edel, gebieterisch.

      »Dann, wahrhaftig,« fuhr der junge Mann fort, wahrend er seinem Degen im Fiaker eine solche Richtung gab, daß er seine Nachbarinnen nicht belästigte, »sollte man nicht glauben, es sei gefährlich für einen Militär, zwei Stunden in einem Fiaker mit zwei hübschen Frauen zuzubringen?

      »Hübsch und discret,« fügte er bei; denn sie reden nicht und warten, daß ich ein Gespräch anknüpfe.«

      Die zwei Frauen dachten ohne Zweifel an den jungen Officier, wie der junge Officier an sie dachte; denn in dem Augenblick, wo er seine Gedanken vollends abgeschlossen hatte, wandte sich die eine der beiden Damen an ihre Gefährtin und sagte englisch:

      »Meine liebe Freundin, dieser Kutscher führt uns wahrhaftig wie Todte; wir werden nie nach Versailles kommen. Ich wette, unser armer Gefährte langweilt sich zum Sterben.«

      »Unsere Unterhaltung ist auch nicht sehr belustigend,« erwiderte lächelnd die jüngere.

      »Finden Sie nicht auch, daß er das Aussehen eines durchaus anständigen Menschen hat?«

      »Gewiß, Madame.«

      »Ueberdieß haben Sie bemerkt, daß er Marine-Uniform trägt?«

      »Ich verstehe mich nicht viel auf Uniformen.«

      »Wohl! er trägt, wie ich Ihnen sage, die Uniform eines Marine-Officiers, und alle Officiere der Marine sind von gutem Haus; die Uniform steht ihm schön, und er ist ein hübscher Cavalier, nicht wahr?«

      Die junge Frau wollte antworten und wahrscheinlich ihrer Gefährtin beipflichten, als der Officier eine Geberde machte, die ihr den Mund schloß.

      »Verzeihen Sie, meine Damen,« sagte er in vortrefflichem Englisch, »ich glaube, Ihnen bemerken zu müssen, daß ich das Englische ziemlich leicht spreche und verstehe; doch Spanisch verstehe ich nicht, und wenn Sie dieser Sprache mächtig sind und sich darin unterhalten wollen, so sind Sie wenigstens sicher, daß ich den Sinn Ihrer Worte nicht zu erfassen vermag.«

      »Mein Herr,« erwiderte die Dame lachend, »wir wollten nicht schlimm von Ihnen sprechen, wie Sie bemerken konnten; wir thun uns auch keinen Zwang mehr an und sprechen nun Französisch, wenn wir uns etwas zu sagen haben.«

      »Ich danke für diese Gunst, Madame; sollte übrigens meine Gegenwart Sie belästigen…«

      »Sie können das nicht voraussetzen, mein Herr, da wir Sie gebeten haben.«

      »Aufgefordert sogar,« sagte die jüngere von den zwei Frauen.

      »Beschämen Sie mich nicht, Madame, und verzeihen Sie mir einen Augenblick der Unentschiedenheit; nicht wahr, Sie kennen Paris? Paris ist voll vor Schlingen, Täuschungen und Widerwärtigkeiten.«

      »Sie hielten uns also für? – Sagen Sie es offenherzig.«

      »Der Herr hat uns ganz einfach für Schlingen gehalten.«

      »Oh! meine Damen,« erwiderte der junge Mann, sich demüthigend, »ich schwöre Ihnen, daß mir nichts dergleichen eingefallen ist.«

      »Verzeihen Sie, was gibt es denn? der Fiaker hält an.«

      »Was ist geschehen?«

      »Ich will nachsehen, meine Damen.«

      »Ich glaube, wir werden umgeworfen, nehmen Sie sich in Acht, mein Herr,« sagte die jüngere Dame.

      Und ihre Hand streckte sich mit ungestümer Bewegung aus und verweilte auf der Schulter des jungen Mannes.

      Der Druck dieser Hand machte ihn beben.

      Durch einen ganz natürlichen Antrieb suchte er sie zu fassen, schon aber hatte sich Andrée, die einer ersten Bewegung der Angst nachgegeben, wieder in den Hintergrund des Fiakers zurückgeworfen.

      Der Officier, den nun nichts mehr zurückhielt, sprang aus dem Wagen und fand den Kutscher beschäftigt, eines von seinen Pferden aufzuheben, das sich in der Deichsel und den Strängen verwickelte.

      Man war in der Nähe der Brücke von Sèvres.

      Durch die Hilfe, die der Officier dem Kutscher leistete, war das arme Thier bald wieder auf seinen Beinen.

      Der Kutscher, der sich zu einem liebenswürdigen Kunden Glück wünschte, ließ seine Peitsche, ohne Zweifel in der doppelten Absicht, seine Rosse und sich selbst wieder zu beleben, lustig knallen.

      Doch man hätte glauben sollen, die durch den offenen Schlag eindringende Kälte habe das Gespräch vereist und die zunehmende Vertraulichkeit gefrieren gemacht, worin der junge Mann einen Reiz zu finden anfing, von dem er sich keine Rechenschaft zu geben vermochte.

      Man erkundigte sich einfach bei ihm nach dem Vorfall; er erzählte, was sich ereignet hatte.

      Dieß war Alles und das Stillschweigen lastete abermals auf dem reisenden Trio.

      Der Officier, den diese warme, zitternde Hand ungemein in Anspruch genommen hatte, wollte wenigstens einen Fuß dafür haben.

      Er streckte daher das Bein aus, doch so geschickt er auch war, er traf nichts, oder vielmehr, wenn er etwas traf, so hatte er den Schmerz, das, was er vor sich getroffen, fliehen zu sehen.

      Einmal sogar, als er am Fuß der älteren von diesen beiden Frauen anstreifte, sagte diese mit der größten Kaltblütigkeit:

      »Nicht wahr, ich beenge Sie furchtbar, mein Herr? verzeihen Sie.«

      Der junge Mann erröthete bis über die Ohren und wünschte sich Glück, daß die Nacht finster genug war, um seine Röthe zu verbergen.

      Dann war Alles gesagt, und hier endigten die Unternehmungen.

      Wieder stumm, unbeweglich und ehrerbietig geworden, als befände er sich in einem Tempel, fürchtete er sich zu athmen, und machte sich klein wie ein Kind.

      Allmälig aber und unwillkürlich bemächtigte sich ein seltsamer Eindruck seines ganzen Geistes, seines ganzen Wesens.

      Er fühlte die zwei reizenden Frauen, ohne sie zu berühren, er sah sie, ohne sie zu sehen; nach und nach gewöhnte er sich


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