Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма


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Marschall,« fuhr lachend der Seemann fort, »da der Herr Graf von Cagliostro, und ich begreife das, eine so gute Gesellschaft nicht verlassen will, so müssen Sie mir erlauben, dieß zu thun. Verzeihen Sie, Herr Graf von Haga, verzeihen Sie, Madame, aber es hat sieben Uhr geschlagen, und ich habe dem König versprochen, um ein Viertel auf acht Uhr in den Wagen zu steigen. Da nun der Herr Graf von Cagliostro nicht Lust hat, meine zwei Versorgungsschiffe zu sehen, so sage er mir wenigstens, was mir zwischen Versailles und Brest begegnen wird. Von Brest bis zum Pol erlasse ich es ihm, das ist meine Sache. Aber bei Gott! von Versailles bis Brest ist er mir ein Gutachten schuldig.«

      Cagliostro schaute Lapérouse noch einmal an, und zwar mit einem so melancholischen Auge, mit einer zugleich so sanften und schwermüthigen Miene, daß die Mehrzahl der Gäste seltsam davon berührt wurde. Der Seefahrer aber bemerkte nichts; er nahm von den Gästen Abschied, seine Diener hüllten ihn in einen schweren, weiten Pelzüberrock, und Madame Dubarry steckte ihm in seine Tasche einige jener dem Reisenden so angenehmen, herzstärkenden Mittel, an die dieser beinahe nie selbst denkt, indeß sie ihn während der langen Nächte einer Reise in einer eisigen Atmosphäre an die abwesenden Freunde erinnern.

      Immer lachend verbeugte sich Lapérouse ehrfurchtsvoll vor dem Grafen von Haga und reichte dem Marschall die Hand.

      »Gott befohlen, mein lieber Lapérouse,« sagte der Herzog von Richelieu.

      »Nein, Herr Herzog, auf Wiedersehen,« entgegnete Lapérouse. »Es ist in der That, als ob ich für die Ewigkeit abreiste: ganz einfach eine Reise um die Welt, vier bis fünf Jahre Abwesenheit, nicht mehr; darum braucht man nicht von einander Abschied zu nehmen.«

      »Vier bis fünf Jahre!« rief der Marschall. »Ei! mein Herr, warum sagen Sie nicht vier bis fünf Jahrhunderte? Die Tage sind in meinem Alter Jahre, und so wiederhole ich: Gott befohlen!««

      »Bah! fragen Sie den Wahrsager,« erwiderte Lapérouse lachend; »er verspricht Ihnen noch zwanzig Jahre. Nicht wahr, Herr von Cagliostro? Ah! Graf, warum haben Sie mir nicht früher von Ihren göttlichen Tropfen gesagt? Ich hätte um jeden Preis eine Tonne auf der Astrolabium eingeschifft. Dieß ist der Name meines Schiffes, meine Herren. Madame, noch einen Kuß auf Ihre schöne Hand, sicherlich die schönste, die ich von hier bis zu meiner Rückkehr zu sehen bestimmt bin. Auf Wiedersehen!«

      Und er entfernte sich.

      Cagliostro beobachtete stets dasselbe Stillschweigen von schlimmer Vorbedeutung.

      Man hörte die Tritte des Capitäns auf den hallenden Stufen der Freitreppe, seine beständig heitere Stimme im Hofe und seine letzten Grüße an die zu einem letzten Lebewohl versammelten Personen.

      Dann schüttelten die Pferde ihre mit Schellen beladenen Köpfe, der Kutschenschlag schloß sich mit dumpfem Geräusch und die Räder ächzten auf dem Straßenpflaster.

      Lapérouse hatte den ersten Schritt der geheimnißvollen Reise gemacht, von der er nicht mehr zurückkehren sollte.......

      Jedermann horchte.

      Als man nichts mehr hörte, fanden sich alle Blicke wie durch eine höhere Macht auf Cagliostro zurückgelenkt.

      Es war in diesem Augenblicke in den Zügen dieses Menschen eine pythische Erleuchtung sichtbar, welche die Gäste beben machte.

      Ein seltsames Stillschweigen dauerte einige Minuten fort.

      Der Graf von Haga unterbrach es zuerst.

      »Warum haben Sie ihm nicht geantwortet, mein Herr?«

      Diese Frage war der Ausdruck der allgemeinen Bangigkeit.

      Cagliostro bebte, als ob ihn die Worte des Grafen seiner inneren Betrachtung entzogen hätten.

      »Weil,« antwortete er, »weil ich ihm eine Lüge oder etwas Hartes hätte sagen müssen.«

      »Warum?«

      »Weil ich hätte zu ihm sprechen müssen: Herr von Lapérouse, der Herr Herzog von Richelieu hat Recht, Ihnen »Lebewohl« und nicht »Auf Wiedersehen« zu sagen.

      »Ei! ei!« versetzte Richelieu erbleichend, »Herr von Cagliostro, was des Teufels sagen Sie da von Lapérouse?«

      »Oh! beruhigen Sie sich, Herr Marschall,« erwiderte Cagliostro lebhaft, »nicht für Sie ist die Weissagung traurig.«

      »Wie!« rief Madame Dubarry, »der arme Lapérouse, der mir so eben die Hand geküßt…«

      »Wird sie Ihnen nicht nur nicht mehr küssen, sondern er wird auch diejenigen nicht mehr sehen, welche er diesen Abend verlassen,« antwortete Cagliostro, während er aufmerksam sein Glas Wasser anschaute, in dem durch die Art, wie es gestellt war, leuchtende Schichten von einer Opalfarbe, schräge durchschnitten von den umstehenden Gegenständen, spielten.

      Ein Schrei der Verwunderung kam aus Aller Mund hervor.

      Jeden Augenblick steigerte sich das Interesse des Gesprächs; aus der ernsten, feierlichen, beinahe ängstlichen Miene, womit die Anwesenden, theils mit dem Blick, theils mit der Stimme, Cagliostro befragten, hätte man annehmen sollen, es handle sich um unfehlbare Weissagungen eines antiken Orakels.

      Unter dieser Befangenheit der Gäste des Herzogs erhob sich Herr von Favras, das allgemeine Gefühl zusammenfassend, machte ein Zeichen und ging auf den Zehen in die Vorzimmer, um zu horchen, ob nicht einer der Bedienten laure.

      Aber das Haus des Herrn Marschalls von Richelieu war, wie gesagt, ein wohlbestelltes Haus, und Herr von Favras fand im Vorzimmer nur einen alten Intendanten, der streng wie eine Schildwache auf einem verlorenen Posten die Zugänge des Speisesaales zur feierlichen Stunde des Nachtisches vertheidigte.

      Er kam zurück, setzte sich nieder und bedeutete den Gästen, sie seien allein.

      »Wenn es so ist,« sprach Madame Dubarry, die Versicherung des Herrn von Favras erwidernd, als wäre sie laut gegeben worden, »wenn es so ist, erzählen Sie uns, was des armen Lapérouse harrt.«

      »Immer zu, Herr von Cagliostro,« sagten die Männer.

      »Ja, wir bitten Sie wenigstens darum.«

      »Wohl, Herr von Lapérouse geht ab, wie er Ihnen gesagt hat, in der Absicht, die Welt zu umsegeln und die Reisen Cooks, des armen Cook, fortzusetzen, der, wie Sie wissen, auf den Sandwichsinseln ermordet worden ist.«

      »Ja! ja! wir wissen es,« machten nicht sowohl alle Stimmen als vielmehr alle Köpfe.

      »Alles weissagt der Unternehmung einen glücklichen Erfolg. Herr von Lapérouse ist ein guter Seemann; überdieß hat ihm König Ludwig XVI. seine Reise geschickt vorgezeichnet.«

      »Ja,« unterbrach ihn der Graf von Haga, »der König von Frankreich ist ein geschickter Geograph; nicht wahr, Herr von Condorcet?«

      »Ein geschickterer Geograph, als es für einen König nöthig ist,« erwiderte der Marquis. »Die Könige sollten Alles nur nach der Oberfläche kennen, dann ließen sie sich vielleicht durch die Menschen leiten, die den Grund kennen.«

      »Das ist eine Lection, Herr Marquis,« sagte lächelnd der Graf von Haga.

      Erröthend entgegnete Condorcet:

      »Oh! nein, es ist eine einfache Betrachtung, ein einfacher philosophischer Satz.«

      »Er reist also ab,« sagte Madame Dubarry, die sich beeiferte, jedes Privatgespräch abzubrechen, das von dem Wege, den das allgemeine Gespräch genommen, hätte ablenken können.

      »Er reist also ab,« wiederholte Cagliostro. »Glauben Sie aber nicht, daß er, so eilfertig er Ihnen geschienen hat, sogleich in See geht; nein, ich sehe ihn viel Zeit in Brest verlieren.«

      »Das ist Schade,« fügte Condorcet, »es ist die Zeit der Abfahrten. Es ist sogar schon ein wenig spät, Februar oder März wäre besser gewesen.«

      »Oh! werfen Sie ihm diese paar Monate nicht vor, Herr von Condorcet, er lebt wenigstens während dieser Zeit, er lebt und hofft.«

      »Ich denke, man hat ihm doch wohl gute Gesellschaft gegeben?« fragte Richelieu.

      »Ja,« erwiderte Cagliostro, »derjenige, welcher das


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