Der Arzt auf Java. Александр Дюма

Der Arzt auf Java - Александр Дюма


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du davor erschrickst, ist es noch Zeit, zurückzutreten. Sage ein letztes Lebewohl an Deine Frau, die es nicht hören kann und nie erfahren wird, daß Du Dich schwach zeigtest und ohne Schmerz wird sie Von dem Schlafe zu dem Tode übergehen.«

      Eusebius war einen Augenblick verwundert, doch ohne zu zögern, und endlich rief er: »O nein, es hieße Gott und die Menschen, das Herz und die Seele, schmähen, wollte ich Ihre fürchterlichen Zweifel theilen. Wir werden leben, Esther, fuhr er fort, indem er sich gegen die junge Frau wendete und aus ihrem Anblick neue Kräfte schöpfte, »wir werden leben, um uns zu lieben, Eins für das Andere, und wie groß auch das Elend und die Leiden sein mögen, die das Leben uns bewahrt, werde ich muthig den Kampf bestehen, gestützt auf Dich, meine Esther, stark durch Deine Liebe; ich werde mitten in unseren Leiden Trost und Frieden finden. – Eine Feder und Tinte!«

      »Ihr werdet weder Elend noch Leiden zu bestehen halten, sondern im Gegentheil reich und nach dem Urtheil der Welt glücklich sein. – Bist Du nun noch immer entschlossen, den Vertrag zu unterzeichnen, Eusebius?«»Ich habe nur den Vorwurf an Sie zurichten, daß Sie zögern, mir zu geben, was ich verlange; ich habe weder Feder noch Tinte hier, aber ein so mächtiger Mensch, wie Sie sind, kann durch solche Kleinigkeiten nicht in Verlegenheit gerathen.« »In der That,« sagte der Doctor, »habe ich stets eine Feder bei mir, um meine Recepte zu schreiben, und was die Tinte betrifft, so wollen wir, wenn es hier keine gibt, uns der Traditionen erinnern. He, he, he, he! ein Tropfen Blut reicht hin.« »Ein Tropfen Blut! Es sei,« sagte Eusebius und streifte den linken Aermel auf. Der Doctor zog aus dem Futter seines Paletots eine Stahlfeder hervor, deren Spitze fein wie die einer Lanzette war und drückte sie Eusebius in die Mittelader. Eusebius stieß einen leisen Schrei aus und ein Tropfen Blut, roth wie ein flüssiger Rubin, trat hervor. Der Doctor fing ihn mit dem Spalt seiner Feder auf und reichte diese« Eusebius, indem er nochmals sagte: Es ist also weder Zwang noch Betrug, sondern Dein freier Wille?« »Es ist mein vollkommen freier Wille,« entgegnete Eusebius, nahm die Feder aus der Hand des Doctors Basilius und unterzeichnete, ohne zu zögern Und zu zittern.

      Bereust Du,« sagte der Doctor, »so kannst Du dies Papier noch zerreißen.«

      Statt der Antwort überreichte Eusebius ihm das Blatt. »Es gehört Ihnen,« sagte er, »aber Esther ist mein.«

      »Das ist nur gerecht,« entgegnete der Doctor, indem er das Papier zusammenfaltete und in seine Brieftasche steckte. »Ich gehe; von hier bis zur Thür kannst Du mich noch zurückrufen; habe ich aber einmal die Schwelle überschritten, dann ist es zu spät.«

      »Gehen Sie, Doctor, gehen Sie,« sagte der junge Mann, »und der Himmel geleite Sie!«

      »Gehe zum Teufel mit Deinen Wünschen, rief der Doctor, und der Thür sich nähernd, blieb er auf der Schwelle noch einen Augenblick —stehen, als wollte er Eusebius Zeit geben, ihn zurückzurufen, wenn er den geschlossenen Vertrag etwa bereute; dann hob er die Matte auf, streckte den Arm hinaus, um zu erfahren, ob der Regen aufgehört hatte und nachdem er Eusebius noch ein Zeichen mit der Hand gegeben, trat er über die Schwelle. Die Matte sank hinter ihm nieder.

      In demselben Augenblick war dem jungen Holländer, als bedecke eine Wolke seine Augen; seine Füße wankten, und er empfand eine Schläfrigkeit, die er sich nicht zu erklären wußte. Erhörte ein Brausen, ähnlich dem des Meeres, wenn es gegen die Klippen schlägt, und durch dieses Brausen, welches nur das zu den Schläfen stürmende Blut war, vernahm er das höhnische, kurz abgestoßene Lachen des Doctor Basilius.

      Er näherte sich darauf dem Bette, um zusehen, ob er, wie der Doctor es versprochen hatte, Zeichen des zurückkehrenden Lebens an Esther bemerkte; aber seine Augen schlossen sich unwillkürlich, seine Beine versagten ihm den Dienst, er sank nieder auf den Fußboden und schlief ein, den Kopf auf die Matratze gestützt, auf der die junge Frau noch regungslos und stumm ausgestreckt lag, allem Anschein nach todt.

      IV.

      Die Erbschaft

      Es war heller Tag, als Eusebius van der Beek die Augen öffnete. Die Sonne stand in ihrem schönsten Glanze am Himmel und ihre Strahlen, welche durch die Ritzen der Bambuswände fielen, zeichneten tausend wechselnde Arabesken auf den Boden.

      Als Eusebius zu sich kam, wußte er nicht, ob er noch schlief oder träumte. Er hatte nicht nur die Erinnerung an das, was vor seinem Schlafe vorging, vergessen, sondern auch seine gegenwärtige Existenz.

      In diesem Augenblicke hörte er sich durch eine sanfte, ihm bekannte Stimme rufen, durch die Stimme Esthers.

      »O, mein Gott, mein Gott!« sagte der arme junge Mann, der seine Gedanken nicht so gleich zu sammeln vermochte, und sich nur daran erinnerte, daß er seine Frau todt auf dem Bette gesehen hatte. »O mein Gott, ich kann mir noch immer nicht denken, daß das wirklich wahr ist!«

      »Eusebius, mein Freund,« fuhr die sanfte Stimme fort, »wo bist Du denn?«

      Mit einem Satz war Eusebius van der Beek auf den Beinen. Er erblickte nun Esther lebend. Sie hatte sich in dem Bette aufgerichtet, sie lächelte und vor dem Stückchen Spiegelglas, dessen der Doctor sich bedient hatte, und seine verzweifelten Vergleiche anzustellen, ordnete sie ihr Haar. Die Coquetterie und das Leben waren zugleich in dem Herzen dieser Frau erwacht. Eusebius stieß einen Schrei aus, sprang auf das Bett, schloß Esther in seine Arme, nahm sie auf seine Knie und bedeckte sie mit wahnsinnigen Küssen.

      »Ja, ja, ja, Du bist es wirklich!« rief er. »Ach laß mich Dich betrachten, laß mich die milde Wärme des Blutes fühlen, das durch Deine Adern rinnt. Ach ja, es klopft das Herz, das ich für immer stillstehend glaubte! Sie sehen, diese Augen, die ich für immer geschlossen hielt. Ach, sprich zu mir, meine Esther, sprich zu mir, damit ich wieder Deine liebe Stimme höre, die nicht mehr in mein Ohr klingen sollte!«

      »Aber, was hast Du denn, Eusebius?« fragte die junge Frau, indem sie ihn mit freundlichem Lächeln ansah. »Du siehst ja ganz verwirrt aus! Wie blaß Du bist! Deine Kleider sind in Unordnung. Ich fürchte mich vor Dir. Mein Gott, was ist denn geschehen?«

      »Nichts, meine Esther. Ein abscheulicher Alp hat mich während meines Schlafes gedrückt.Denke Dir, meine Freundin, daß ich Dich für todt hielt und dieser Traum hatte in meinem Geiste und meinem Herzen so ganz den Schein der Wirklichkeit angenommen, daß ich mich bei Deinem ersten Rufe nicht entschließen konnte, die Augen auf dies Bett zu richten, auf dem ich Dich stumm und kalt gesehen hatte.«

      »Welche Thorheit!« sagte Esther, indem sie ihren Mann küßte. »Welche Thorheit! Ich habe im Gegentheil nie einen so schönen Traum gehabt. Es schien mir, als hätte ich Flügel und flöge durch die Wolken bis zu dem Throne, auf welchem Gott strahlend in der Mitte seiner Engel saß. Er setzte mir einen Kranz auf den Kopf und gab mir einen Strauß in die Hand, doch nicht von irdischen und vergänglichen Blumen, wie die hier,« sagte die junge Frau, indem sie mit Geringschätzung auf den Kranz und das Bouquet deutete, mit welchen ihr Mann sie während ihres Schlafes geschmückt hatte, – »sondern himmlische Lilien, mit Kelchen von Diamanten und Blättern von Smaragden. Dann ertönte durch die Wohlgerüche athmende Atmosphäre ein Gesang, von dem man nicht wußte, woher er kam, der aber reizend, köstlich, berauschend war. Ach, mein theurer Eusebius, nie habe ich so gut geschlafen, nie habe ich mich sowohl und glücklich gefühlt, wie diesen Morgen. Es ist mir, als flöße mein Blut wärmer und rascher durch meine Adern. Sieh, mein Eusebius, fügte die junge Frau hinzu, indem sie ihren Kopf an die Brust ihres Mannes lehnte, und ihn mit einem Blicke voll Liebe und Coquetterie ansah, »sieh, mein Eusebius, was ich Dir sagen will, gleicht vielleicht einer Handlung der Zerknirschung; aber es scheint mir, als liebte ich Dich heute ganz anders, wie gestern, als hätte ich etwas Reineres, Schöneres aus dem Paradiese zurückgebracht, von dem ich träumte, als sei ich besser, wie Du, bei dem ich den häßlichen Druck nicht mehr fühle, der mich marterte, der mich erstickte, der mein Herz selbst unter Deinen Umarmungen zusammenpreßte.«

      »Esther, Esther,« murmelte Eusebius mit gerührter Stimme, denn allmälig gelangte er dahin, zu zweifeln, daß die Ereignisse dieser Nacht etwas Anderes gewesen wären, als ein Traum. »Esther, erinnerst Du Dich, daß außerordentliche, beinahe übernatürliche Umstände Deinem Traum vorangegangen sind oder ihn begleitet haben?«

      »Ich weiß es nicht. Ich habe den Schlaf der Engel geschlafen, und überlasse Dir


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