Der Frauenkrieg. Александр Дюма
Augenblick, mein Fräulein, erklären wir uns, wenn es Euch gefällig ist.«
Und er machte mit der Hand den Männern, die ihm folgten, ein Zeichen. Sie wichen ehrfurchtsvoll zurück, jedoch ohne sich gänzlich zu entfernen; er war allein mit ernstem, abgemessenem Schritte in das Haus.
»Was habt Ihr denn, mein lieber Herzog?« sagte Nanon, mit einer so gut geheuchelten Heiterkeit, daß man sie hätte für natürlich halten sollen. »Habt Ihr vielleicht das letzte Mal, da Ihr hierher kamt, etwas vergessen, daß Ihr Euch so ängstlich nach allen Seiten umschaut?«
»Ja,« sprach der Herzog- »ich habe vergessen, Euch zu sagen, ich wäre kein Dummkopf, kein Géronte, wie Herr Cyano von Bergerac sie in seinen Komödien bringt, und da ich vergessen habe, Euch zu sagen, so komme ich in Person zurück, um es Euch zu beweisen.« .
»Ich begreife Euch nicht Monseigneur,« erwiederte Nanon mit der ruhigsten, offensten Miene. »Ich bitte, erklärt Euch.«
Der Blick des Herzogs heftete steh auf die zwei Fauteuls, ging von den zwei Fauteuils auf die zwei Gedecke und von den zwei Gedecken auf die zwei Kopfkissen über. Auf diesen verharrten seine Augen länger, und die Röthe des Zornes stieg dem Herzog ins das Gesicht.
Nanon hatte Alles dies vorhergesehen und erwartete den Erfolg der Prüfung mit einem Lächeln, das ihre Zähne, so weiß wie Perlen, enthüllte. Nur glich dieses Lächeln erneut Zusammenziehen der Nerven, und diese Zähne würden wohl geklappert haben, hätte sie die Furcht nicht aneinander geschlossen gehalten.
Der Herzog wandte seinen zornigen Blick auf sie.
»Ich warte immer noch auf das Belieben von Monseigneur,« sprach Nanon mit einer anmuthigen Verbeugung.
»Das Belieben von Monseigneur,« antwortete er, »besteht darin, daß Ihr mir erklären sollt, warum dieses Abendbrod?
»Weil ich, wie gesagt, einen Traum hatte, der mir ankündigte, daß Ihr, obgleich Ihr mich gestern verlassen, doch heute zurückkommen würdet. Meine Träume täuschen mich nie. Ich ließ also ein Abendbrod nach Eurem Geschmacke bereiten.«
Der Herzog machte eine Grimasse, welche seiner Absicht nach für ironisches Lächeln gelten sollte.
»Und diese zwei Kopfkissen?« sagte er.
»Sollte Monseigneur im Sinne haben, zum Nachtlager nach Libourne zurückzukehren? Diesmal hätte mein Traum gelogen, denn er kündigte mir an, Monseigneur würde bleiben.«
Der Herzog machte eine zweite Grimasse, welche noch bezeichnender war als die erste.
»Und diesen reizende Negligé, Madame? und diese ausgezeichneten Wohlgerüche?«
»Es ist eines von denjenigen, welche ich anzuziehen pflege, wenn ich Monseigneur erwarte. Diese Wohlgerüche kommen von den Säckchen Peau d’Espagnet, welche ich in meine Schränke lege, und die Monseigneur, wie er mir oft gesagt hat, allen andern Odeurs vorzieht, weil es auch der Lieblingsgeruch der Königin ist.«
»Ihr erwartetet mich also?« fuhr der Herzog mit einem ironischen Lachen fort.
»Ah, Monseigneur,« sprach Nanon, ebenfalls die Stirne faltend, »Gott vergebe mir! ich glaube, Ihr habt Lust in die Schränke zu schauen. Solltet Ihr zufällig eifersüchtig sein?«
Der Herzog nahm eine majestätische Miene an.
»Eifersüchtig, ich? oh, nein! Gott sei Dank! ich habe diese Lächerlichkeit nicht an mir. Alt und reich, weiß ich natürlich wohl, daß ich getäuscht werden muß; aber denjenigen, welche mich täuschen, will ich wenigstens beweisen, daß ich nicht ihr Thor bin.«
»Und wie werdet Ihr ihnen dies beweisen?« sprach Nanon. »Ich bin begierig, es zu erfahren.«
»Oh, das wird nicht schwierig sein; ich brauche ihnen nur diesen Papier zu zeigen.«
Der Herzog sog ein Billet aus seiner Tasche.
»Ich habe keine Träume mehr,« sagte er; »in meinem Alter träumt man nicht mehr, selbst im wachen Zustande, aber ich erhalte Briefe. Lest diesen, er ist interessant.«
Nanon nahm zitternd den Brief, den ihr der Herzog reichte, und bebte, als sie die Schrift sah; aber diesen Beben war unmerklich, und sie las:
»Monseigneur der Herzog von Epernon wird benachrichtigt, daß diesen Abend ein Mann, der sich seit sechs Monaten eines vertraulichen Umgangs mit Fräulein Nanon von Lartigues erfreut, zu dieser kommen und bei ihr Abendbrod nehmen und die Nacht zubringen.
»Da man Monseigneur den Herzog von Epernon nicht in irgend einer Ungewißheit lassen will, so setzt man ihn davon in Kenntniß, daß sich dieser glückliche Nebenbuhler Baron von Canolles nennt.«
Nanon erbleichte, der Streich traf mitten in das Herz.
»Ah, Roland! Roland!« Murmelte sie, »ich glaubte doch von Dir befreit zu sein!«
»Bin ich unterrichtet?« sprach der Herzog triumphierend.
»Ziemlich schlecht,« antwortete Nanon, »und wenn Eure politische Polizei nicht besser ist, als Eure Liebespolizei, so beklage ich Euch.«
»Ihr beklagt mich?«
»Ja; denn dieser Herr von Canolles, dem Ihr die unentgeltliche Ehre erweist, ihn für Euren Nebenbuhler zu halten, ist nicht hier, und Ihr könnt überdies warten und Ihr werdet dann sehen, ob er kommt.«
»Er ist gekommen!«
»Ei!« rief Nanon, »das ist nicht wahr!«
Diesmal lag ein Ausdruck tiefer Wahrheit in dem Tone der Angeschuldigten.
»Ich will sagen: er ist bis auf vierhundert Schritte hierher gekommen und hat zu seinem Glücke in dem Gasthause zum Goldenen Kalb angehalten.«
Nanon begriff, daß der Herzog viel weniger weit vorgerückt war, als sie Anfangs geglaubt hatte. Sie zuckte die Achseln; denn ein anderer Gedanke, den ihr ohne Zweifel der Brief eingegeben hatte, welchen sie in ihren Händen hin und her drehte, keimte in ihrem Innern.
»Ist es möglich,« sagte sie, »daß ein Mann von Geist, einer der gewandtesten Politiker des Königreichs, sich von anonymen Briefen fangen läßt?«
»Anonym so lange Ihr wollt, aber wie erklärt Ihr mir diesen Brief?«
»Oh! die Erklärung ist nicht schwierig, es ist eine Folge des schönen Benehmens unserer Feinde in Agen. Herr von Canolles bat Euch in Familienangelegenheiten um einen Urlaub, den Ihr ihm bewilligtet. Man wußte, daß er hier durchkam und baute auf seine Reise diese lächerliche Anschuldigung.«
Nanon gewahrte, wie daß das Gesicht des Herzogs, statt sich zu entrunzeln, immer düsterer wurde.
»Die Erklärung wäre gut,« sagte er, »wenn diesem Briefe, den Ihr Euren Feinden zuschreibt, nicht eine gewisse Nachschrift beigefügt wäre, die Ihr in Eurer Unruhe zu lesen vergessen habt.«
»Ein tödtlicher Schauer durchlief den ganzen Körper der jungen Frau. Sie fühlte, daß sie den Kampf, wenn ihr der Zufall nicht zu Hilfe käme, nicht länger aushalten könnte.
»Eine Nachschrift?« wiederholte sie.
»Ja, lest,« sagte der Herzog.
Nanon versuchte zu lächeln, aber sie fühlte, daß ihre Züge sich nicht mehr zu diesem Anscheine der Ruhe hergaben. Sie begnügte sich also, mit dem sichersten Tone, den sie anzunehmen vermochte, zu lesen:
»Ich habe in meinen Händen den Brief von Fräulein von Lartigues an Herrn von Canolles, durch welchen das Rendezvous, das ich Euch melde, auf diesen Abend festgesetzt ist. Ich gebe diesen Brief für ein Blanquett, das mir der Herr Herzog durch einen einzigen Menschen in einem Schiffe auf der Dordogne vor dem Dorfe Saint-Michel-la-Rivière um sechs Uhr Abends einhändigen läßt.«
»Und Ihr hattet diese Unklugheit!« rief Nanon.
»Eure Handschrift ist mir so kostbar, liebe Dame, daß ich dachte, ich könnte einen Brief von Euch nicht zu theuer bezahlen.«
»Ein solches Geheimnis der Indiscretion eines Mitwissers aussetzen! Ah, Herr Herzog! . . .«
»Dergleichen