Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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keinem andern König zu dienen.«

      »Ah! das macht mich sehr unglücklich,« sagte Karl, »ich hätte gern viel für Euch gethan, denn Ihr gefallt mir . . . «

      »Sire . . . «

      »Laßt sehen,« fuhr Karl mit einem Lächeln fort, »kann ich es nicht dahin bringen, daß Ihr Euer Wort brecht? Herzog, helft mir. Wenn man Euch, oder wenn ich Euch vielmehr den Oberbefehl über meine Musketiere anböte?«

      D’Artagnan verbeugte sich tiefer als das erste Mal und erwiederte:

      »Zu meinem großen Bedauern müßte ich das huldreiche Anerbieten Eurer Majestät ausschlagen; ein Edelmann hat nur sein Wort, und dieses Wort ist, wie ich Eurer Majestät zu sagen die Ehre gehabt, dem König von Frankreich verpfändet.«

      »Sprechen wir nicht mehr davon,« sagte der König, sich gegen Athos umwendend.

      Und er verließ d’Artagnan, der in die heftigsten Schmerzen der Enttäuschung versank.

      »Ah! ich sagte es doch,« murmelte der Musketier; »Worte! Hofweihwasser! Die Könige haben stets ein wunderbares Talent, uns das, wovon sie wissen, daß wir es nicht annehmen werden, anzubieten, und sich ohne Gefahr freigebig zu zeigen. Ich Dummkopf! . . . ich dreifacher Dummkopf, der ich war, daß ich einen Augenblick hoffte.«

      Während dieser Zeit nahm Karl Athos bei, der Hand und sprach zu ihm:

      »Graf, Ihr seid für mich ein zweiter Vater gewesen; der Dienst, den Ihr mir geleistet habt, läßt sich nicht bezahlen. Dennoch gedenke ich Euch zu belohnen. Ihr seid von meinem Vater zum Ritter vom Hosenbandorden ernannt worden; das ist ein Orden, den alle Könige Europas zu tragen sich zur Ehre rechnen müssen; durch die Königin Regentin zum Ritter vom heiligen Geist, was ein nicht minder erhabener Orden ist; ich füge den vom goldenen Vließ bei, den mir, der König von Frankreich geschickt, welchem der König von Spanien, sein Schwiegervater, bei Gelegenheit seiner Vermählung zwei gegeben hatte; dagegen habe ich jedoch einen Dienst von Euch zu verlangen.«

      »Sire,« sprach Athos ganz verwirrt, »mir das goldene Vließ, während der König von Frankreich der Einzige meines Landes ist, der sich dieser Auszeichnung erfreut.«

      »Ihr sollt in Eurem Land und überall allen denen gleichstehen, welche die souveränen Fürsten mit ihrer Gunst beehrt haben,« sprach Karl, indem er die Kette von seinem Halse nahm, »und ich bin überzeugt, Graf, daß mir mein Vater aus der Tiefe seines Grabes zulächelt.«

      »Es ist doch seltsam,« sprach d’Artagnan, während sein Freund auf den Knieen den hochgefeierten Orden empfing, den ihm der König übertrug, »es ist unglaublich, daß ich stets den Regen des Glückes auf diejenigen, welche mich umgeben, habe fallen sehen, während nicht ein Tropfen je mich getroffen hat! Bei meinem Ehrenwort, man könnte sich die Haare ausraufen, wenn man neidisch wäre.«

      Athos stand auf. Karl umarmte ihn zärtlich.

      »General,« sagte er zu Monk; dann sich mit einem Lächeln unterbrechend, »verzeiht, ich wollte Herzog sagen . . . Seht, wenn ich mich irre, so geschieht es, weil das Wort Herzog noch zu kurz für mich ist . . . Ich suche immer einen längeren Titel . . . Ich möchte Euch gern so nahe an meinem Thron sehen, daß ich wie zu Ludwig XV,: Mein Bruder! sagen könnte. Oh! ich habe es, und Ihr werdet beinahe mein Bruder sein, denn ich mache Euch zum Vicekönig von Irland und Schottland, mein lieber Herzog . . . Auf diese Art werde ich fortan keinen Irrthum mehr begehen.«

      Der Herzog ergriff die Hand des Königs, aber ohne Begeisterung, ohne Freude, wie er Alles that. Sein Herz war indessen von dieser letzten Gunst erschüttert worden. Geschickt mit seiner Freigebigkeit zu Rathe gehend, hatte Karl dem Herzog Zeit gelassen zu wünschen . . . obgleich er nicht so viel hätte wünschen können, als man ihm gab.

      »Mordioux!« brummelte d’Artagnan, »der Platzregen beginnt. Oh! man könnte den Verstand darüber verlieren!«

      Und er wandte sich mit einer so verdrießlichen, so komisch kläglichen Miene ab, daß sich der König eines Lächelns nicht erwehren konnte. Monk schickte sich an, das Cabinet zu verlassen und von Karl Abschied zu nehmen.

      »Wie, mein Getreuer,« sagte der König zum Herzog, »Ihr geht?«

      »Wenn es Eure Majestät erlaubt, denn ich bin in der That sehr müde . . . Die Aufregung des Tages hat mich entkräftet, und ich bedarf der Ruhe.«

      »Doch ich hoffe, Ihr geht nicht ohne Herrn d’Artagnan?«

      »Warum, Sire?« fragte der alte Krieger.

      »Ihr wißt wohl, warum,« sprach der König.

      Monk schaute Karl erstaunt an und erwiederte:

      »Ich bitte Eure Majestät um Verzeihung, ich weiß nicht, was sie sagen will.«

      »Oh! das ist möglich; doch wenn Ihr vergeßt, vergißt Herr d’Artagnan nicht.«

      Nun prägte sich das Erstaunen in dem Gesicht des Musketiers aus.

      »Sprecht, Herzog,« sagte der König, »wohnt Ihr nicht mit Herrn d’Artagnan zusammen?«

      »Ich habe die Ehre gehabt, Herrn d’Artagnan eine Wohnung anzubieten, ja, Sire.«

      »Dieser Gedanke ist Euch von Euch selbst, und Euch allein gekommen?«

      »Von mir selbst und mir allein, ja, Sire.«

      »Nun, es konnte nicht anders sein, der Gefangene ist immer in der Wohnung seines Siegers.«

      Erröthend sprach Monk:

      »Ah! es ist wahr, ich bin der Gefangene von Herrn d’Artagnan.«

      »Allerdings, Monk, da Ihr noch nicht losgekauft seid; doch macht Euch keine Sorge, ich, der ich Euch Herrn d’Artagnan entrissen habe, ich werde Euer Lösegeld bezahlen.«

      Die Augen von d’Artagnan gewannen wieder ihre Heiterkeit und ihren Glanz; der Gascogner fing an zu begreifen. Karl ging auf ihn zu und sprach:

      »Der General ist nicht reich und könnte Euch nicht bezahlen, was er werth ist. Ich bin sicherlich reicher; doch nun, da er Herzog und, wenn nicht König, wenigstens beinahe König ist, beträgt sein Werth eine Summe die ich Euch vielleicht auch nicht bezahlen könnte. Laßt hören, Herr d’Artagnan, schont mich: wie viel bin ich Euch schuldig?«

      Entzückt über die Wendung, welche die Sache nahm, doch vollkommen sich selbst beherrschend, antwortete d’Artagnan:

      »Sire, Eure Majestät hat Unrecht, sich zu beunruhigen. Als ich das Glück hatte, Seine Herrlichkeit gefangen zu nehmen, war Herr Monk nur General; man ist mir folglich nur das Lösegeld für einen General schuldig. Doch der General wolle die Güte haben, mir seinen Degen zurückzugeben, und ich halte mich für bezahlt, denn es gibt in der Welt nur den Degen des Generals, der so viel werth ist, als er.«

      »Odds fish!« wie mein Vater sagte,« rief Karl II., »das ist ein artiger Vorschlag und ein artiger Mann, nicht wahr, Herzog?«

      »Bei meiner Ehre, ja, Sire,« antwortete der Herzog.

      Und er zog seinen Degen.

      »Mein Herr,« sagte er zu d’Artagnan, »hier ist das, was Ihr verlangt. Viele haben bessere Klingen in der Hand gehalten, doch so bescheiden auch die meinige sein mag, sie ist nie von mir einem Menschen übergeben worden.«

      D’Artagnan nahm mit Stolz diesen Degen, der einen König gemacht hatte.

      »Hoho!« rief Karl II.; »wie! ein Degen, der mir meinen Thron zurückgegeben, sollte aus diesem Königreich kommen und nicht eines, Tags seine Stelle unter meinen Kronjuwelen haben? Nein, bei meiner Seele, das wird nicht geschehen! Kapitän d’Artagnan, ich gebe Euch zweimal hundert tausend Livres für diesen Degen; ist das zu wenig, so sagt es mir.«

      »Es ist zu wenig, Sire,« erwiederte d’Artagnan mit einem unnachahmlichen Ernst. »Vor Allem will ich ihn durchaus nicht verkaufen, doch wenn es Eure Majestät wünscht, so ist es Befehl. Ich gehorche also; aber die Ehrfurcht, die ich dem erhabenen Krieger schuldig bin, der mich hört, heischt es, daß ich das Pfand meines Sieges um ein Drittel höher schätze. Ich verlange also


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