Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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ich weiß, daß Ihr ein vollkommener Mann seid, ich weiß, daß Ihr seit langer Zeit über den menschlichen Erbärmlichkeiten steht, doch es gibt Scherze und Scherze, und gewisse haben für meine Person das Vorrecht, mich über allen Begriff aufzureizen.«

      »Darf man wissen welche, my dear

      »Diejenigen, welche gegen meine Freunde, oder gegen die Leute, die ich verehre, gerichtet sind.«

      Monk machte unmerkliche Bewegung, die indessen d’Artagnan nicht entging.

      »Ei!« fragte Monk, inwiefern kann der Nadelstich, der einen Andern ritzt. Eure Haut verletzen? Sprecht, erzählt mir das!«

      »Mylord, ich will es Euch durch zwei Worte auseinandersetzen: es handelt sich um Euch.«

      Monk machte einen Schritt gegen d’Artagnan.

      »Um mich?«

      »Ja, und das kann ich mir nicht erklären; daran ist übrigens vielleicht auch Schuld, daß ich seinen Charakter nicht kenne. Wie kann der König das Herz haben, über einen Mann zu spotten, der ihm so viele und so große Dienste geleistet hat? Wie soll ich es begreifen, daß er sich damit belustigt, einen Löwen wie Ihr mit einer kleinen Fliege wie ich in Streit zu bringen?«

      »Ich sehe auch durchaus nichts hiervon.«

      »Doch, doch! Kurz der König, der mir eine Belohnung schuldig war, konnte mich wie einen Soldaten belohnen, ohne die Geschichte mit dem Lösegeld zu ersinnen, die Euch berührt, Mylord.«

      »Nein,« entgegnete Monk lachend, »sie berührt mich auf keine Weise, das schwöre ich Euch.«

      »Nicht in Beziehung auf mich, das sehe ich wohl ein; Ihr kennt mich, Mylord, ich bin so verschwiegen, daß das Grab in Vergleichung mit mir schwatzhaft erscheinen würde; aber versteht Ihr, Mylord?«

      »Nein,« erwiederte Monk hartnäckig.

      »Wenn ein Anderer das Geheimniß wüßte, das ich weiß . . . «

      »Welches Geheimniß?«

      »Ei! Mylord, das unglückliche Geheimniß von Newcastle.«

      »Ah! die Million des Herrn Grafen de la Fère.«

      »Nein, Mylord, nein; das Unternehmen auf Eure Herrlichkeit.«

      »Das war gut gespielt, Chevalier, und es ließ sich nichts dagegen sagen; Ihr seid ein Kriegsmann, tapfer und listig zugleich, und dies beweist, daß Ihr die Eigenschaften von Fabius und von Hannibal vereinigt. Ihr habt Euch Eurer Mittel, der Stärke und der List, bedient; dagegen ist nichts einzuwenden, und es war meine Sache, mich zu hüten.«

      »Ei! ich weiß es wohl, Mylord, und ich erwartete nicht weniger von Eurer Unparteilichkeit; wenn es auch nur die Entführung an und für sich gewesen wäre, Mordioux! das hätte nichts zu bedeuten; doch . . . «

      »Was?«

      »Doch die Umstände dieser Entführung.«

      »Welche Umstände?«

      »Ihr wißt wohl, was ich damit sagen will, Mylord.«

      »Nein, Gott soll mich verdammen!«

      »Es ist wahrhaftig sehr schwer zu. sagen!«

      »Nun also?«

      »Nun! die verteufelte Kiste.«

      Monk erröthete sichtbar.

      »Die unwürdige Kiste,« fuhr d’Artagnan fort, »die Kiste von Tannenholz, Ihr wißt?«

      »Ich vergaß es.«

      »Von Tannenholz, mit Löchern für die Nase und den Mund. In der That, Mylord, alles Uebrige war gut, doch die Kiste, die Kiste! war offenbar ein schlechter Spaß.«

      Monk hatte alle Mühe, sich zu bewältigen.

      »Und dennoch,« sprach d’Artagnan, »und dennoch ist es ganz einfach, daß ich, ein Abenteurer – Kapitän, dies gethan habe, weil ich, abgesehen von der etwas leichtsinnigen Handlung, die ich begangen, welche sich indessen vielleicht durch die ernsten Umstände entschuldigen läßt, Umsicht und Zurückhaltung habe.«

      »Oh!« rief Monk, »glaubt mir, Herr d’Artagnan, ich kenne und schätze Euch.«

      D’Artagnan verlor Monk nicht aus dem Blick; er studirte Alles, was im Geist des Generals, während er sprach, vorging.

      »Doch es handelt sich nicht um mich,« fuhr er fort.

      »Um wen handelt es sich denn?«

      »Es handelt sich um den König, der nie seine Zunge im Zaum halten wird.«

      »Nun, und wenn er am Ende spräche?« fragte Monk zitternd.

      »Mylord,« erwiederte d’Artagnan, »ich bitte, verstellt Euch nicht gegen einen Mann, der so offenherzig spricht, als ich es thue. Ihr habt das Recht, reizbar in Eurer Empfindlichkeit zu sein, so gutmüthig Euer Charakter auch sonst sein mag. Was Teufels! es ist nicht am Platze, daß ein ernster Mann wie Ihr, der mit Kronen und Sceptern spielt wie ein Zigeuner mit Kugeln, es ist nicht am Platze, sage ich, daß ein ernster Mann wie eine Curiosität der Naturgeschichte in eine Kiste eingeschlossen wird; denn Ihr begreift, das wäre um alle Eure Feinde vor Lachen bersten zu machen, und Ihr seid so groß, so edel, so hochherzig, daß Ihr deren viele haben müßt. Dieses Geheimniß dürste das halbe Menschengeschlecht vor Lachen bersten machen, wenn man Euch in der Kiste darstellen wurde. Es ist aber nicht geziemend, daß man so über die zweite Person des Königreiches lacht.«

      Monk verlor ganz und gar die Fassung bei dem Gedanken, sich in seiner Kiste dargestellt zu sehen. Die Lächerlichkeit, wie dies d’Artagnan richtig geahnet hatte, brachte auf ihn die Wirkung hervor, welche weder die Zufälle des Krieges, noch die Wünsche des Ehrgeizes, noch die Furcht vor dem Tod hatten hervorbringen können.

      »Gut!« dachte der Gascogner, »er hat Angst: ich bin gerettet.«

      »Oh! was den König betrifft,« sagte Monk, »seid unbesorgt, lieber Herr d’Artagnan, der König wird nicht mit Monk scherzen, das schwöre ich Euch!«

      Der Blitz seiner Augen wurde auf dem Wege von d’Artagnan aufgefangen. Monk besänftigte sich sogleich wieder und fuhr fort:

      »Der König ist eine zu edle Natur, der König ist zu hochherzig, um demjenigen übel zu wollen, der ihm Gutes gethan hat.«

      »Oh! gewiß,« rief d’Artagnan. »Ich bin ganz und gar Eurer Ansicht, was das Herz des Königs betrifft, doch nicht hinsichtlich seines Kopfes: er ist gut, aber er ist leichtsinnig.«

      »Seid ruhig, der König wird nicht leichtsinnig gegen Monk sein.«

      »Ihr seid also ruhig, Mylord?«

      »Von dieser Seite, ja, vollkommen.«

      »Oh! ich begreife Euch, Ihr seid ruhig in Beziehung auf den König.«

      »Wie ich Euch gesagt habe.«

      »Ihr seid nicht ebenso ruhig in Beziehung auf mich?«

      »Mir däucht, ich habe Euch versichert, daß ich an Eure Redlichkeit und Eure Verschwiegenheit glaube.«

      »Gewiß, gewiß! doch Ihr werdet Eines bedenken.«

      »Was?«

      »Daß ich nicht allein bin, daß ich Gefährten habe, und was für Gefährten!«

      »Oh! ja, ich kenne sie.«

      »Leider, Mylord, sie kennen auch Euch.«

      »Nun?«

      »Sie sind dort in Boulogne und warten auf mich.«

      »Und Ihr befürchtet . . . «

      »Ja, ich befürchte, daß in meiner Abwesenheit . . . Bei Gott! wenn ich bei ihnen wäre, würde ich wohl für ihr Stillschweigen gutstehen.«

      »Hatte ich Recht, wenn ich Euch sagte, sollte es eine Gefahr geben, so käme sie nicht von Seiner Majestät, wäre diese auch ein wenig zum Scherze geneigt, sondern von Euren Gefährten, wie Ihr sie nennt . . . Von einem König verspottet werden, ist am Ende noch erträglich; doch von Troßknechten . . . Gott


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