Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма


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Beine eines Mannes, welche hervorragende Steine zu Stützpunkten suchten.

      – Die Strickleiter, Jean! rief eine Stimme.

      Es ward eine Strickleiter herabgelassen.

      – Hast Du sie befestigt? hörte ich fragen.

      – Ja, Sie können sich ihrer ohne Furcht bedienen, mein Prinz.

      – Gut, so bleibe oben!

      – Suchen Sie den Altar zu erreichen! rief die Stimme aus den Zweigen herab. Ich irre nicht, er muß sich an dieser Stelle der Mauer befinden!

      Das Wort »Prinz« durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag. Ein Prinz stieg mit Gefahr seines Lebens über die hohe Klostermauer! Was konnte ihn dazu veranlassen? Ich sah fragend meine Begleiterin an. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich verändert, sie war glühend roth geworden. Konnte ich noch zweifeln, daß der Besuch ihr galt? Aber sie war noch so jung, und hatte schon eine geheime Liebschaft! Ich suchte sie durch einen freundlichen Händedruck zu beruhigen, denn sie zitterte am ganzen Körper und war unvermögend, einen Schritt zu thun. Aber auch ich zitterte vor Freude über dieses Abenteuer, denn es war das erste, das mir begegnete. Was hätte ich darum gegeben, wenn ein junger hübscher Prinz meinetwegen die gefährliche Reise über die Mauer gemacht hätte. Seine Liebe mußte wahrlich keine geringe sein. Bei diesen Gedanken empfand ich etwas, das dem Neide ähnlich war. Sie sehen, daß ich meine Schwächen nicht verberge, daß ich sie vielmehr frei eingestehe.

      – Wollen wir uns entfernen? fragte ich ein wenig boshaft.

      – Nein, nein! flüsterte sie.

      – Kennen Sie den kühnen Mann?

      – Ja.

      – Wer ist er denn?

      – Der Prinz von Leon.

      Ich erinnerte mich, von seiner Familie gehört zu haben. In dem Augenblicke, als ich eine Frage an meine neue Freundin, die durch diesen Besuch meine Vertraute geworden war, richten wollte, sank der Prinz mit Blitzesschnelle auf den Altar herab. Ich glaubte, er müßte den Hals brechen, und stieß einen lauten Schreckensschrei aus. Meine Freundin fiel zitternd zu Boden. Unser Schrecken war vergebens gewesen, denn der Prinz stand wohlerhalten auf der mit einem weißen Tuche bedeckten Platte des Altars. Als er uns erblickte, sprang er herab und lief zu uns.

      – Wo ist Ihre Schwester. Cecile? rief er aus.

      Cecile konnte nicht gleich antworten, denn der Schrecken hatte ihr fast die Besinnung geraubt.

      – Sie ist bei Frau von La Vieuville, gab ich statt ihrer zur Antwort.

      Jetzt erzitterte der verwegene Prinz.

      – Bei Frau von La Vieuville? fragte er bestürzt.

      – Ja. Vor einer halben Stunde ist sie zu ihr gefahren.

      – Mein Gott! Das trifft sich schlecht. Und wann wird sie zurückkehren?

      – Gegen Abend, antwortete Cecile, die sich wieder erholt hatte.

      Ich begriff, daß der Besuch der älteren Roquelaure galt. Der Prinz war ein schöner junger Mann von einigen zwanzig Jahren, und seine Liebe zu dem jungen Mädchen schien mir vollkommen gerechtfertigt,

      – Haben Sie Schaden gelitten? fragte Cecile den Prinzen, der rath- und trostlos vor uns stand.

      – Nein, Cecile! Der dumme Teufel hatte die Strickleiter nicht genug befestigt. Ach, das ist nichts, das macht mir wenig Kummer – aber wie fange ich es an, daß ich Ihre Schwester spreche? Ich muß sie sprechen!

      Diese Worte rief der Prinz im Ausdrucke der Verzweiflung. Er schien meine Anwesenheit, obgleich ich mit ihm schon gesprochen hatte, entweder nicht zu bemerken, oder nicht zu fürchten.

      – Bedenken Sie, wo Sie sind! sagte ängstlich Cecile.

      – Legen Sie sich keinen Zwang an, mein Herr! warf ich rasch ein. Sie haben nichts von mir zu fürchten, vielmehr Alles zu hoffen. Kann ich Ihnen nützlich sein, so zählen Sie auf mich.

      Cecile drückte mir dankbar die Hand.

      – Sind wir hier vor Ueberraschung sicher? fragte der Prinz.

      – Wenn die Gouvernante nicht erwacht und uns aufsucht, ja!

      – Die Gouvernante! rief Cecile erschreckt. Sie darf uns nicht sehen.

      – Gut, so weichen wir ihr aus. Folgen Sie mir! Ich führte den Prinzen und meine Freundin in ein dichtes Bosket, von dem ich wußte, daß es wenig betreten ward, da es in dem dunkelsten Winkel des Gartens lag. Hier angekommen, wollte ich mich entfernen; Cecile bat mich, zu bleiben.

      – Nachdem Sie so viel wissen, meinte sie, können Sie Alles erfahren. Auf Ihre Verschwiegenheit glaube ich rechnen zu dürfen.

      Ich wiederholte, daß man in jeder Beziehung auf mich zählen könne.

      – Ach, Cecile, sagte der Prinz im Ausdrucke des höchsten Schmerzes, antworten Sie mir offen auf meine Fragen, ich beschwöre Sie, verhehlen Sie mir nichts, denn das Glück meines Lebens hängt davon ab. Man sagte mir, Ihre Schwester selbst hätte den Entschluß gefaßt, in daß Kloster zu gehen, sie sei nicht davon abzubringen gewesen, ihr Leben der Kirche zu weihen. Ich kann es nicht glauben, da ich weiß, daß sie mich aufrichtig liebt. Ist wirklich eine Veränderung mit ihr vorgegangen?

      – Nein, Prinz, sagte das junge Mädchen eifrig, meine Schwester liebt Sie noch, und erst diesen Morgen noch hat sie mir zugeschworen, daß sie Ihnen treu bleiben würde, es möge kosten, was es wolle. Man hat sie zu dem Klosterleben gezwungen, das ihr in tiefster Seele zuwider ist.

      – Wie abscheulich!

      – Meine arme Schwester leidet viel. Unsere Verwandte tragen die Schuld daran.

      – Aber sie haben es bewirkt, daß wir uns kennen lernen mußten. Der Plan unserer Verbindung ist ja ein Werk Ihrer Verwandten.'

      – Aber sie haben diesen Plan geändert.

      – Aus welchem Grunde?

      – Aus Geiz. Ihre Verwandte, Prinz, haben eine bedeutende Mitgift gefordert.

      – Ich will nichts, nichts, ich will das Mädchen, das ich liebe!

      – Der Bruch zwischen Ihrer und unserer Familie ist ein vollständiger, das frühere Verhältniß wird kaum wieder herzustellen sein.

      – Und darunter sollen wir leiden? Cecile, Ihre Schwester liebt mich noch? rief der Prinz.

      – Ich kann versichern, mehr als je. Unsere Besuche bei Frau von La Vieuville, der intimen Freundin unserer Mutter, haben keinen anderen Zweck, als meine arme Schwester von der Liebe zu Ihnen zurückzubringen. Man läßt uns von Gouvernanten streng bewachen, und diese müssen an Frau von La Vieuville Bericht erstatten. Nur wenn der Wagen dieser Frau uns abholt, und wenn sie die Superiorin in einem Briefe darum ersucht hat, dürfen wir das Kloster verlassen. Man behandelt uns wie Gefangene.

      Der Prinz hatte einen Augenblick nachgedacht,

      – Ich werde diesen Plan vereiteln! sagte er dann entschlossen. Geben Sie mir Gelegenheit, daß ich meine Braut sprechen kann.

      Das junge Mädchen sah mich fragend an.

      – Können Sie morgen denselben Weg machen, den Sie heute gemacht haben? fragte ich den jungen Mann.

      – Und wenn die Mauer bis in die Wolken reichte! rief er aus.

      – So ist es leicht, Ihrem Wunsche zu genügen. Morgen ist ein Fast- und Bettag, die Nonnen werden sich in ihren Zellen aufhalten. Wenn Sie um Mittag in diesem Bosket sind, kann Fräulein von Roquelaure ihre Schwester zu Ihnen führen.

      – Und Sie begleiten uns! sagte Cecile.

      Nachdem wir unsere Verabredungen getroffen, entfernte sich der Prinz. Wir sahen ihn mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit die Mauer ersteigen, wobei ihm der alte Steinaltar gute Dienste leistete. Nun eilten wir nach der Bank zurück. Die Gouvernante schlief noch so fest, daß wir sie wecken mußten. Denselben Abend, auf einer Promenade durch den Garten, lernte ich Cecile's Schwester näher kennen. Sie begrüßte mich, obgleich


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