Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма


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hat gesungen, die Unverschämte, als sie vor Scham hätte sterben müssen.

      – Ah bah! antwortete ihre Tochter mit ungezwungener Miene, ich habe mich ganz allein verheirathet; hätte ich dies nicht gethan, so würde mich meine Frau Mutter Zeitlebens eine Jungfer bleiben lassen.

      Herr und Frau von Rohan schrien wie enragirte Pfauen, als ob man ihnen ein blutjunges Mädchen genommen hätte. Man hat nie so viel schreien gehört, als bei dieser Angelegenheit, es war wie eine Epidemie. Die beiden Familien beklagten sich mit einander um die Wette und machten wahre Wunder von Ansuchen. Wenn die Einen Frau von Soubise hatten, so hatten die Andern Frau von Roquelaure, eine alte Erinnerung des Königs, nicht weniger gebieterisch, obgleich weniger mächtig.

      Sie lief nach Marly, sprengte alle Thüren, die der Frau von Maintenon mit inbegriffen, und forderte von Ludwig XIV., indem sie sich ihm zu Füßen warf, Gerechtigkeit gegen Herrn de Leon.

      Der König hob sie auf und suchte sie zu beruhigen; aber da er seinen Zweck nicht erreichen konnte, und sie beharrlich blieb, sagte er zu ihr:

      – Wissen Sie, Madame, wie weit Ihre Bitte geht? Sie fordern nichts weniger als den Kopf des Prinzen von Leon.

      – Ich will seinen Kopf, ich will Alles, was ich von ihm haben kann, ich will, daß er meine Tochter nicht behalte!

      Der König versprach ihr endlich volle Gerechtigkeit.

      Man kann ermessen, daß unsere Verliebten den Ton herabstimmten: die Furcht bemächtigte sich ihrer. Die Roquelaure vergoß unendlich viel Thränen und zitterte für ihren Gatten. Ihr Vater schrie lauter als die Herzogin, sie gingen so weit, daß sie die Schande ihrer Tochter vor die Oeffentlichkeit, und den Prinzen von Leon auf das Schaffot bringen wollten.

      Der König wollte weder das Eine noch das Andere, er ließ mit ihnen unter der Hand reden. Ihre Verwandten und Freunde traten dazwischen und schlugen ein Arrangement vor. Aber die Leons wollten einen größeren Vortheil von ihrer Stellung ziehen. Sie kümmerten sich wenig um ihren Sohn, ein kleines Exil für ihn schien ihnen angenehmer, als diese Heirath; so entledigten sie sich seiner auf eine anständige Weise.

      Dies führte zu unendlichen Unterhandlungen. Der König, getrieben durch Frau von Soubise, die ganz im Interesse ihres Neffen handelte, that, was er noch nie in seinem Leben gethan hatte, er trat mit seiner Autorität dazwischen, befahl, daß man sie sofort verheirathete, damit die Sache zu Ende käme. Alle Partheien mußten gehorchen.

      Die Roquelaure ward nicht außer Acht gelassen, Tag und Nacht ward sie von fünf oder sechs Nonnen bewacht, damit sie nicht entfliehen konnte.

      Die beiden mürrischen Familien, bereit sich eine auf die andere zu stürzen, kamen nach dem Kloster. Man las für sie die Messe, verheirathete sie, gab ihnen als eigenthümliches Vermögen fünfzehntausend Livres Renten, packte sie sorgfältig in eine Karosse, und sagte ihnen:

      – Geht wohin Ihr wollt, Ihr habt Nichts mehr von uns zu erwarten.

      Sie gingen auf das Land, wo sich dieser Affe und diese Aeffin zu Romanhelden träumten, und sich gegenseitig anbeteten wie Cyrus und Mondane. Dieses Haus wurde nun, was alle Welt seit der Zeit gesehen hat, eine wahre Merkwürdigkeit, ein Haus von Zigeunern. Sie begannen damit, von dem Herzoge von Lorges die Brüyères zu kaufen, diese Wiege ihres Glücks, und dabei sagten sie ihm, daß sie das Kaufgeld vielleicht seinen Enkeln zahlen würden.

      – So lange unsere Verwandte ihre Börse festhalten, werden wir karg leben, und so lange sie leben, halten sie ihre Börse fest.

      Der Herzog von Lorges begnügte sich damit, er trat ihnen die Brüyères ab, die sie verschönerten, und wo sie nun girrten wie Turteltauben. Das Seltene dabei war, daß die Fürstin stets häßlicher wurde, und selbst einen Buckel bekam; sie bedurften ihres ganzen Geistesreichthums, um sich nicht lächerlich zu machen. Man stattete ihnen häufig Besuche ab, und die Brüyères wurde nie leer von der höchsten und besten Gesellschaft. Sie setzten sich kühn auf einen Fuß der Zärtlichkeit und Treue, den man genehmigte.

      – Mein Liebster! Meine Liebste!

      Dies ward zum Sprichwort, und keiner spöttelte darüber.

      Ungeachtet dieser fortwährenden Anbetung zankten sie sich vom Morgen bis zum Abend wacker herum. Sie waren nie einig, und sie sagten sich die beißendsten Dinge, stets von »mein Liebster« und »meine Liebste« begleitet.

      Es war zum Lachen unter Thränen; sie selbst lachten, wenn so etwas vorbei war.

      Ihre fünfzehntausend Livres waren ein Tropfen Wasser in den Fluß, gegossen. Sie verschwendeten noch sechsmal so viel, denn sie ließen sich nichts abgehen und empfingen gastlich das ganze Land.

      Nach den Schulden kamen die Auswege, und nach diesen das Quasi-Elend.

      Herr und Frau von Rohan, ihre Verwandte, lebten fast eben so lange als sie, und weigerten sich hartnäckig, ihnen etwas zu geben Don Juan konnte nicht schöner mit seinen Schuldnern verfahren sein, als Herr und Frau von Leon mit den ihrigen. Mascarille und Scapin hatten nie mehr Ausflüchte gebraucht, um Credit zu erlangen.

      Ich habe mehren solcher Scenen beigewohnt, sie gewährten wahrlich ein großes Vergnügen.

      – Mein liebster, mein bester Fürst, sagte meine Gespielin, da ist der Wagenfabrikant, der durchaus die Halb-Chaise mitnehmen will, die Sie im vorigen Jahre von ihm gekauft haben. Ich weiß nicht, wie ich ihn beruhigen soll, und doch muß es geschehen. Wir kennen doch nicht zu Fuß nach Versailles gehen. Gestehen Sie, daß Ihr Herr Vater und Ihre Frau Mutter sehr unangenehme Leute sind – sie behalten Ihr Vermögen zurück, und setzen Sie in eine solche Verlegenheit.

      – Meine Liebste, ich denke, die Ihrigen sind nicht um ein Haar besser; wissen Sie wohl, daß mich der Haushofmeister mit seinen Rechnungen schon seit dem Morgen verfolgt? Er schwört, daß er unserer Gesellschaft diesen Abend kein Souper giebt, wenn er nicht Zahlung erhält. Das wäre hübsch! Was denken Sie davon?

      – Wir müssen diesen verwünschten Wagenfabrikanten zufrieden stellen!

      – Wir müssen zu Abend essen, Madame, ohne zu gedenken, daß mich Ihre Putzmacherin Tag und Nacht plagt.

      – O, Tag und Nacht! wiederholte sie mit einem Lächeln, dem die Albernheit nicht fehlte.

      – Sie ist seit gestern Morgen drei Uhr hier.

      – Ich hoffe, Sie haben sie nicht gesehen!

      – Das wäre schön! Aber das Abendessen?

      – Aber der Wagen?

      – Schicken Sie mir den rebellischen Wagenfabrikanten.

      – Schicken Sie mir den Haushofmeister und den Koch. Dies war eine äußerst komische Kreuz- und Quer-Jagd. Der Fürst unterhielt den Wagenfabrikanten, verblüffte ihn durch Phrasen, und endigte damit, daß er ihm wie eine große Gunst die Erlaubniß ertheilte, einen alten Reisewagen und drei zweirädrige Karren mitzunehmen, die sich in der Remise befanden.

      Mit der Bezahlung der Dienstleute ging es nicht besser.

      – Nun, werden wir zu Abend essen? fragte er, als er sie sah.

      – Ohne Zweifel!

      – Ist es indiscret zu fragen, was wir essen?

      – Nein. Wir haben ein Kalb gekauft.

      – Ein ganzes Kalb?

      – Ja.

      – Und was wollen Sie damit machen, um Gotteswillen?

      – Man wird es diesen Abend und morgen essen, mein Liebster; man wird es ganz, bis auf das Fell, bis auf den Schwanz verzehren, und zwar mit einer Sauce, daß man sich die Finger danach leckt.

      Und nun machte sie ihm einen possierlichen und dabei sehr vollständigen Küchenzettel von den verschiedenen Arten, wie das Kalb zubereitet und gegessen werden sollte. Es konnte nichts Sinnreicheres und Komischerisches geben. Ich hielt mir vor Lachen die Seiten. Der Fürst schäumte vor Wuth.

      – Aber, meine Liebste, ist denn dieses Kalb wenigstens bezahlt?

      – Mein schöner Fürst, ich, habe mein Möglichstes


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