Der Wolfsführer. Александр Дюма
Freude machten.«
»Und wer soll dann morgen früh um zwei Uhr aufstehen, wenn ich Ihnen bis nach Mitternacht Geschichtchen vorschwatze?«
»Du hast Recht, Moquet.«
»Das meine ich auch.«
Ich zog mich aus und legte mich schlafen.
Mocquet warf sah ganz angekleidet auf sein Bett.
Nach fünf Minuten schnarchte er wie eine Baßgeige.
Ich drehte und wandte mich über zwei Stunden in meinem Bett um und um, ohne einschlafen zu können.
Wie manche schlaflose Nacht hatte ich am Vorabend von Jagderöffnungen zugebracht!
Endlich gegen Mitternacht siegte die Müdigkeit.
Morgens um vier Uhr fuhr ich in Folge, einer Empfindung von Kälte aus dem Schlafe auf.
Ich öffnete die Augen.
Mocquet hatte die Decke auf den Fuß meines Bettes zurückgeworfen und stand da, beide Hände auf seine Flinte gestemmt und das Pfeifchen im Munde.
Sein Gesicht strahlte beim Feuer seiner Pfeife, das bei jedem Athemzug einen Schein darauf warf.
»Nun, Mocquet?« sagte ich.
»Nun, er ist aufgejagt.«
»Der Wolf? Und wer hat ihn aufgejagt?«
»Dieser arme Mocquet hier.
»Ah, bravo!«
»Rathen Sie jetzt auch einmal, wo er sich einquartirt hat. Wahrhaftig, dieser Wolf ist ein guter Junge.«
»Nun wo denn, Mocquet?
»O ich wette hundert gegen eins, daß Sie’s nicht herausbekommen. Er ist im Dreieichenschlupf.
Dann ist er also verkauft und verloren?«
»Das will ich meinen.«
Der Dreieichenschlupf ist eine etwa zwei Morgen lange Gruppe von Bäumen und Gebüschen, mitten in der Ebene von Largny, ungefähr fünfhundert Schritte vom eigentlichen Wald.
»Und die Waldschützen?« fuhr ich fort.
»Sind in Kenntniß gesetzt,« antwortete Mocquet; »die besten Schützen im ganzen Bezirk, Moynat, Mildet, Vatrin, Lasseuille, kurz die gewandtesten Burschen, stehen am Saum des Waldes. Wir unsererseits, Herr Charpentier aus Wallu, Herr Hochedez aus Largny, Herr Destournelles aus Fossés und wir Beide umzingeln den Schlupf; man wird die Hunde loslassen, der Feldschütz muß sie anfeuern, und dann lustig darauf los!«
»Mocquet, Du wirst mich auf einen guten Platz stellen.
»Wenn ich Ihnen sage, daß Sie ganz in meiner Nähe stehen werden. Nur sollten Sie endlich einmal aufstehen.«
»Du hast Recht, Mocquet, Brrrr!«
»Nun, ich will mit Ihrer Jugend Mitleid haben und ein Reisbüschel ins Kamin legen.«
»Mocquet, ich wagte es nicht, Dich darum zu bitten, aber wenn Du es thust, auf Ehre, so ist das sehr schön von Dir.«
Mocquet holte im Hof einen Arm voll Holz. Er warf es ins Kamin und schob es mit dem Fuß zurecht; dann steckte er ein brennendes Zündhölzchen mitten ins Rebholz.
Augenblicklich knisterte das Feuer und schlug lustig und hell im Kamin empor.
Ich setzte mich auf den Schemel vor dem Herd und kleidete mich an.
Die Toilette war bald fix und fertig, das dürft ihr glauben.
Mocquet selbst war höchlich erstaunt darüber.
»Jetzt,« sagte er, »geschwind noch einen Tropfen parfait amour, und dann Marsch!«
Und Mocquet füllte zwei Gläschen mit einer gelblichen Flüssigkeit, die ich nicht zu kosten brauchte, um sie zu erkennen.
»Du weißt, daß ich niemals Schnaps trinke, Mocquet!«
»Nun weiß Gott, Sie sind mir ein schöner Sohn Ihres Vaters. Aber was wollen Sie denn sonst genießen?«
»Nichts, Mocquet gar Nichts.
»Sie kennen das Sprichwort: Wenn das Haus leer ist, so kehrt der Teufel ein! Nein, Sie müssen Ihrem Magen irgend Etwas zum Besten geben, so lang ich Ihre Flinte lade, denn ich muß doch dieser armen Mutter mein Wort halten.
»Nun gut, Mocquet, ein Stückchen Brod und ein Glas Pignolet.«
Der Pignolet ist ein geringer Wein, den man in den Nichtweinländern erzielt.
Man nennt ihn sprichwörtlich Dreimännerwein, weil drei Männer nöthig sind, um ihn zu trinken: derjenige, der trinkt, und zwei Andere, die den Trinkenden halten.
Ich war an den Pignolet so ziemlich gewöhnt und trank ihn ganz allein.
Ich schluckte also mein Glas Pignolet hinab, so lange Mocquet meine Flinte lud.
Ich bemerkte, daß er mit seiner Messerspitze ein Zeichen in meine Kugel machte.
»Was machst Du da, Mocquet?« fragte ich.
»Ein Kreuz in Ihre Kugel,« antwortete er. »Da Sie nahe bei mir stehen werden, so können wir zusammen schießen, und es ist nicht wegen der Prämie, ich weiß wohl, daß Sie mir diese überlassen werden, sondern wegen des Ruhmes; wenn der Wolf fällt, so ist es immer gut zu wissen, wer ihn getödtet hat. Also zielen Sie richtig«
»Ich werde mein Besten thun, Mocquet.«
»Da haben Sie Ihre Flinte jetzt geladen. Also vorwärts und den Lauf in die Höhe!«
Ich befolgte die kluge Mahnung des alten Waldschützen, und wir machten uns auf den Weg.
IX
Der Sammelplatz war auf der Straße von Chavigny.
Da trafen wir unsere Waldhüter und einen Theil unserer Schützen.
Nach zehn Minuten hatten diejenigen, die noch fehlten, uns eingeholt.
Einige Minuten vor fünf Uhr waren wir vollzählig.
Es wurde beschlossen, daß man den Dreieichenschlupf in großer Distanz umgeben, dann aber allmälig näher rücken und den Feind einschließen wolle.
Die Bewegung sollte so still als möglich der sich gehen, sintemal die Herren Wölfe die Gewohnheit haben, schon beim geringsten Lärm auszureißen.
Jeder« sollte seinen Weg genau untersuchen, damit man sich versicherte, ob der Wolf noch immer im Schlupf stecke.
Der Kreis verengerte sich, ohne heiß Jemand Spuren einer Flucht anzeigte.
Der Feldschütz hielt die Hunde Mocquets an der Koppel.
Jeder stellte sich an demjenigen Theil des Schlupfes auf, wohin sein Weg ihn gerade führte.
Der Zufall wollte, daß Mocquet und ich auf die nördliche Seite des Gehäges, d.h. auf diejenige, die mit dem Wald parallel lief, zu stehen kamen. Wie Mocquet vorausgesagt, hatten wir den besten Platz.
Es war wahrscheinlich, daß der Wolf in den Wald zu entkommen suchen und folglich auf unserer Seite herausbrechen würde.
Wir lehnten uns jeder an eine Eiche und waren fünfzig Schritte Von einander entfernt.
Dann warteten wir athemlos und ohne uns zu rühren.
Die Hunde wurden auf der entgegengesetzten Seite von uns losgekoppelt.«
Sie bellten zweimal auf und dann schwiegen sie wieder.
Der Feldschütz ging hinter ihnen her in den Schlupf, Indem er mit seinem Stock an die Bäume klopfte und ho ha ho rief.
Aber die Hunde waren wie angenagelt: die Augen hingen ihnen aus dem Kopf, ihre Lefzen waren aufgeworfen, ihre Haare sträubten sich.
Es war unmöglich, sie einen Schritt vorwärts zu bringen.
»He, Mocquet,« rief der Feldschütz, »das muß ein ganz gewaltiger Kerl von einem Wolf sein, denn Rocador und Tambelle wollen nicht anbeißen.«
« Mocquet hütete sich wohl zu antworten: der Ton seiner