Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма


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daraus beharrt. Das Volk singt:

      Die Bäckerin hat Thaler,

      Sie kosten sie nichts.

      Sie wissen, wen das Volk die Bäckerin nennt?«

      »Ja, mein Herr, ich weiß, daß es mir die Ehre erweist; ich bin schon an diese Spottnamen gewöhnt: es nannte mich Madame Deficit. Ist denn eine Analogie zwischen dem ersten Beinamen und dem zweiten?«

      »Ja, Madame, und um sich dessen zu versichern, brauchen Sie nur die zwei ersten Verse zu erwägen, die ich Ihnen gesagt habe:

      Die Bäckerin hat Thaler,

      Sie kosten sie nichts.«

      Die Königin wiederholte:

      »Hat Thaler, sie kosten sie nichts  . . . Ich verstehe das nicht, mein Herr.«

      Gilbert schwieg.

      »Nun!« sagte die Königin ungeduldig, »haben Sie nicht gehört, daß ich nicht verstehe?«

      »Und Eure Majestät verlangt beharrlich eine Erklärung?«

      »Allerdings.«

      »Das will besagen, Madame, Eure Majestät habe sehr gefällige Minister gehabt, Finanzminister besonders, Herrn von Calonne, zum Beispiel; das Volk weiß, wie Eure Majestät nur zu verlangen brauchte, daß man ihr gab, und da es keine große Mühe kostet, zu verlangen, wenn man Königin ist, weil man, indem man verlangt, befiehlt, so singt das Volk:

      Die Königin hat Thaler,

      Sie kosten sie nichts,

      das heißt, sie kosten sie nur die Mühe, sie zu verlangen.«

      Die Königin preßte krampfhaft ihre weiße Hand zusammen, welche auf dem rothen Sammet des Wagenschlags lag.

      »Gut,« sprach sie, »das ist es also, was das Volk singt. Gehen wir nun, wenn es Ihnen beliebt, Herr Gilbert, da sie seine Gedanken so gut erklären, zu dem über, was es sagt,«

      »Madame, das Volk sagt: »»Es wird uns nicht mehr an Brod mangeln, nun da wir den Bäcker, die Bäckerin und den Bäckerjungen haben.««

      »Sie werden mir diese zweite Unverschämtheit so deutlich erklären, als die erste, nicht wahr? Ich rechne darauf.«

      »Madame,« erwiederte Gilbert mit derselben schwermüthigen Sanftheit, »wenn Sie vielleicht nicht die Worte, sondern die Intention dieses Volkes erwägen wollten, so würden Sie sehen, daß Sie sich nicht so sehr, als Sie glauben, hierüber zu beklagen haben.«

      »Lassen Sie hören,« sprach die Königin mit einem nervösen Lächeln. »Sie wissen, daß es mir sehr lieb ist, wenn man mich aufklärt, Herr Doctor. Sprechen Sie, ich höre, ich warte.

      »Madame, mit Recht oder mit Unrecht hat man diesem Volke gesagt, es werde in Versailles ein großer Mehlhandel getrieben, und deshalb komme kein Mehl mehr nach Paris. Wer nährt dieses arme Volk? Der Bäcker und die Bäckerin des Quartiers. Gegen wen strecken der Vater, die Mutter, der Sohn flehend ihre Hände aus, wenn in Ermangelung von Geld das Kind, die Frau oder der Vater Hungers sterben? Gegen diesen Bäcker, gegen diese Bäckerin. Wen fleht der Arme nach Gott an, der die Ernten wachsen macht? Diejenigen, welche das Brod austheilen. Sind nicht Sie, Madame, ist nicht der König, ist nicht selbst dieses erhabene Kind, sind Sie nicht alle Drei die Ausspender des Brodes von Gott? Wundern Sie sich also nicht über den süßen Namen, den Ihnen dieses Volk gibt, und danken Sie ihm für die Hoffnung, daß es, so bald der König, die Königin und der Herr Dauphin in der Mitte von zwölfmalhunderttausend Hungerigen sein werden, diesen zwölfmalhunderttausend Hungerigen an Nichts mehr fehlen werde.«

      Die Königin schloß ein paar Secunden die Augen, und man sah sie eine Bewegung mit dem Kinnbacken und dem Halse machen, als versuchte sie es, ihren Haß zugleich mit dem scharfen Speichel, der ihr die Kehle verbrannte, hinunter zu schlucken.

      »Und was es ruft dieses Volk, was es dort vor uns, hinter uns ruft, müssen wir ihm auch dafür danken, wie für die Spottnamen, die es uns gibt, wie für die Lieder, die es uns singt?«

      »Oh! ja, Madame, und zwar noch aufrichtiger; denn, dieses Lied, welches es singt, ist nur der Ausdruck seiner guten Laune, denn die Spottnamen, die es Ihnen gibt, sind nur die Offenbarung seiner Hoffnungen, aber die Rufe, die es ertönen läßt, sind der Ausdruck seines Wunsches.«

      »Ah! das Volk wünscht, daß die Herren von Lafayette und Mirabeau leben?«

      Die Königin hatte, wie man sieht, vollkommen gehört, was man sang, sagte und rief.

      »Ja, Madame,« antwortete Gilbert, »denn wenn sie leben, so können Herr von Lafayette und Herr von Mirabeau, welche, wie Sie sehen, in diesem Augenblick getrennt sind, getrennt durch den Abgrund, über dem Sie schweben, – denn wenn sie leben, so können Herr von Lafayette und Herr von Mirabeau sich vereinigen und, indem sie sich vereinigen, die Monarchie retten.«

      »Mein Herr,« rief die Königin, »das heißt, die Monarchie sei so tief gesunken, daß sie nur durch diese zwei Männer gerettet werden könne?«

      Gilbert wollte eben antworten, als man Schreckensschreie, gemischt mit entsetzlichem Gelächter, vernahm und in der Menge eine große Bewegung vorgehen sah, welche, statt ihn davon zu entfernen, Gilbert dem Wagenschlage näherte, an den er sich anklammerte, denn er errieth, es ereigne sich etwas, was vielleicht zur Vertheidigung der Königin die Anwendung seines Wortes oder seiner Kraft nothwendig mache.

      Es waren die zwei Kopfträger, welche, nachdem sie die Köpfe durch den unglücklichen Leonard hatten pudern und frisiren lassen, sich das Vergnügen bereiten wollten, dieselben der Königin zu präsentiren, wie sie sich, – dieselben vielleicht, – das Vergnügen bereitet hatten, Berthier den Kopf seines Schwiegervaters Foulon zu präsentiren.

      Diese Schreie waren die, welche bei dem Anblick der zwei Köpfe die Menge ausstieß, während sie auf die Seite trat, von selbst sich zurückdrängte und sich erschrocken öffnete, um sie durchzulassen.

      »In des Himmels Namen, Madame,« sprach Gilbert, »schauen Sie nicht nach rechts!«

      Die Königin war nicht die Frau, einer solchen Ermahnung zu gehorchen, ohne sich der Ursache zu versichern, aus der man sie ihr machte.

      Ihre erste Bewegung war folglich, daß sie die Augen nach dem Punkte wandte, den ihr Gilbert verbot. Sie gab einen gräßlichen Schrei von sich.

      Doch plötzlich gingen ihre Augen von diesem entsetzlichen Schauspiel ab, als wären sie einem noch viel entsetzlicheren begegnet, und als könnten sie, an ein Medusenhaupt genietet, sich nicht von diesem losmachen.

      Dieses Medusenhaupt war der Kopf des Unbekannten, den wir in der Schenke vom Pont de Sèvres mit Meister Gamain haben plaudern und trinken sehen; er stand mit gekreuzten Armen an einen Baum gelehnt.

      Die Hand der Königin erhob sich von dem sammetnen Wagenschlag; sie stützte sich auf die Schulter von Gilbert und hielt sich einen Augenblick so krampfhaft daran, daß sich ihre Nägel in das Fleisch eindrückten.

      Gilbert wandte sich um.

      Er sah die Königin bleich, die Lippen bebend, die Augen starr.

      Diese übermäßige nervöse Aufregung hätte er vielleicht der Gegenwart der zwei Köpfe zugeschrieben, wäre das Auge von Marie Antoinette auf den einen oder den andern geheftet gewesen.

      Aber der Blick lief horizontal in Manneshöhe aus.

      Gilbert folgte diesem Blicke, und wie die Königin einen Schreckensschrei ausgestoßen hatte, gab er einen Schrei des Erstaunens von sich.

      Dann murmelten Beide gleichzeitig:

      »Cagliostro!«

      Der Mann, der an dem Baume lehnte, sah seinerseits vollkommen die Königin.

      Er winkle Gilbert mit der Hand, als wollte er sagen: »Komm.«

      In diesem Augenblick machten die Wagen eine Bewegung, um weiter zu fahren.

      Durch eine maschinenmäßige, instinctartige, natürliche Bewegung stieß die Königin gleichzeitig Gilbert fort, daß er nicht durch das Rad zermalmt werde.

      Er


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