Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма


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zu bemeistern vermochte.

      »Ich?« versetzte er.

      »Ja, Sie, mein Bruder,« wiederholte Ludwig XVI.; »Sie, der Sie mich auffordern, Paris zu verlassen, Sie frage ich: Wenn ich reise, reisen Sie mit mir?«

      »Aber,« stammelte Monsieur, »ich war nicht in Kenntniß gesetzt, es sind keine Anstalten bei mir getroffen.«

      »Wie! Sie waren nicht in Kenntniß gesetzt,« sagte der König, »und Sie lieferten Herrn von Favras das Geld! Es sind keine Anstalten bei Ihnen getroffen, und Sie sind Stunde für Stunde davon unterrichtet, auf welchem Punkte das Complot steht!«

      »Das Complot!« wiederholte Monsieur erbleichend.

      »Gewiß, das Complot . . .denn das ist ein Complot, ein so ächtes Complot, daß, wenn man es entdeckt, Herr von Favras eingekerkert, in das Chatelet geführt und zu Tode verurtheilt wird, wenn Sie ihn nicht durch Bitten und Geld retten, wie wir Herrn von Besenval gerettet haben.«

      »Wenn der König Herrn von Besenval gerettet hat, so wird er auch Herrn von Favras retten.«

      »Nein, denn was ich für den Einen vermochte, werde ich wahrscheinlich nicht für den Andern vermögen. Ueberdies war Herr von Besenval mein Mann, wie Herr von Favras der Ihrige ist. Jeder rette den seinigen, mein Bruder, und wir werden Beide unsere Pflicht gethan haben.«

      Nachdem er diese Worte gesprochen, stand der König auf.

      Die Königin hielt ihn am Flügel seines Rockes zurück.

      »Sire,« sprach sie, »ob Sie zurückweisen, ob Sie annehmen wollen, Sie sind Herrn von Favras eine Antwort schuldig.«

      »Ich?«

      »Ja; was wird der Baron von Charny im Namen des Königs antworten?«

      »Er wird antworten,« erwiederte Ludwig XVI., während er seinen Rock von den Händen der Königin losmachte, »er wird antworten, der König könne nicht erlauben, daß man ihn entführe.«

      Und er entfernte sich.

      »Das will besagen,« bemerkte Monsieur, »wenn der Marquis von Favras den König ohne seine Erlaubniß entführe, so werde er sehr willkommen sein, unter der Bedingung indessen, daß er reussire, denn Jeder, der nicht reussirt, ist ein Dummkopf, und in der Politik verdienen die Dummköpfe doppelt bestraft zu werden.«

      »Herr Baron,« sprach die Königin, »noch heute Abend, ohne einen Augenblick zu verlieren, laufen Sie zu Herrn von Favras und sagen Sie ihm die eigenen Worte des Königs: »»Der König kann nicht erlauben, daß man ihn entführt.«« Es ist seine Sache, sie zu begreifen, oder die Ihrige, sie ihm zu erklären  . . .Gehen Sie.«

      Der Baron, der mit Recht die Antwort des Königs und die Aufforderung der Königin als eine doppelte Einwilligung betrachtete, nahm seinen Hut, eilte hinaus, sprang in einen Fiacre und rief dem Kutscher zu: »Place Royale, Nr. 21.«

       XLIII

      Was die Königin in einer Caraffe zwanzig Jahre früher im Schlosse Taverney gesehen hatte

      Der König, als er vom Spieltische ausstand, wandte sich zu der Gruppe der jungen Leuten, deren munteres Gelächter, noch ehe er in den Salon eintrat, seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

      Sobald er sich der Gruppe näherte, trat das tiefste Stillschweigen ein.

      »Nun, mein Herren,« sagte er, »ist denn der König so unglücklich, daß er die Traurigkeit mit sich trägt?«

      »Sire,« murmelten die jungen Leute.

      »Die Heiterkeit war groß und das Gelächter geräuschvoll, als ich vorhin mit der Königin eintrat,« sprach Ludwig XVI.

      Was die Königin gesehen hatte.

      Dann schüttelte er den Kopf und fügte bei:

      »Wehe den Königen, vor denen man nicht zu lachen wagt!«

      »Sire,« versetzte Herr von Lameth, »die Ehrfurcht!  . . .«

      »Mein lieber Charles, wenn Sie an den Sonntagen und Donnerstagen aus der Pension kamen und ich Sie zur Belustigung nach Versailles rufen ließ, enthielten Sie sich da auch des Lachens, weil ich da war? Ich sagte soeben: »»Wehe den Königen, vor denen man nicht zu lachen wagt.«« Ich sage nun: »»Glücklich sind die Könige, vor denen man lacht!««

      »Sire,« erwiederte Herr von Castries, »der Gegenstand, der uns in Heiterkeit versetzte, wird vielleicht Eurer Majestät nicht äußerst komisch erscheinen.«

      »Wovon sprachen Sie denn, meint Herren?«

      »Sire,« antwortete Suleau vortretend, »ich überliefere den Schuldigen Eurer Majestät.«

      »Ah!« sagte der König, »Sie sind es, Herr Suleau. Ich habe die letzte Nummer der Actes des Apótres gelesen. Nehmen Sie sich in Acht! nehmen Sie sich in Acht!«

      »Wovor?« fragte der junge Journalist.

      »Sie sind ein wenig zu royalistisch. Sie könnten sich wohl schlimme Händel mit dem Liebhaber von Mademoiselle Theroigne zuziehen?«

      »Mit Herrn Populus?« versetzte Suleau lachend.

      »Ganz richtig. Und was ist aus der Heldin Ihres Gedichtes geworden?«

      »Aus Theroigne?«

      »Ja  . . .Ich höre nicht mehr von ihr sprechen.«

      »Sire, ich glaube, sie findet, unsere Revolution gehe nicht rasch genug, und sie hat sich nach Brabant begeben, um dort zu agiren. Eure Majestät weiß wahrscheinlich, daß diese keusche Amazone von Lüttich ist?«

      »Nein, ich wußte es nicht  . . .Lachten Sie ihretwegen, vorhin?«

      »Nein, Sire, über die Nationalversammlung.«

      »Ho! ho i meine Herren, da haben Sie wohl daran gethan, daß Sie ernst wurden, als Sie mich erblickten. Ich kann nicht erlauben, daß man über die Nationalversammlung bei mir lacht. Allerdings,« fügte der König in Form einer Capitulation bei, »allerdings bin ich nicht bei mir, sondern bei der Prinzessin von Lamballe; indem Sie nicht mehr lachen, oder indem Sie leise lachen, können Sie mir also sagen, was Sie so laut lachen machte.«

      »Der König weiß, von was heute während der ganzen Sitzung der Nationalversammlung die Rede gewesen ist?«

      »Ja, und das hat mich sogar sehr interessirt. War nicht von einer neuen Maschine, um die Verbrecher hinzurichten, die Rede?«

      »Von Herrn Guillotin der Nation angeboten  . . .ja, Sire,« erwiederte Suleau.

      »Ho! ho! und Sie spotteten über Herrn Guillotin, über einen Philanthropen! Ah! Sie vergessen, daß ich selbst Philanthrop bin.«

      »Oh! Sire, ich weiß wohl, was ich sagen will; es ist ein Unterschied zwischen den Philanthropen. Es sieht zum Beispiel an der Spitze der französischen Nation ein Philanthrop, der die Folter aufgehoben hat; diesen achten, verehren wir; wir thun noch mehr: diesen lieben wir, Sire.«

      Alle die jungen Leute verbeugten sich mit einer Bewegung.

      »Aber,« fuhr Suleau fort, »es gibt Andere, welche, während sie schon Aerzte sind und in ihren Händen tausend Mittel, von denen die einen immer geschickter oder ungeschickter, als die andern, haben, um die Kranken aus dem Leben hinauszubringen, auch noch das Mittel suchen, diejenigen hinauszuschaffen, welche sich wohl befinden. Ah! bei meiner Treue, diese, Sire, bitte ich Eure Majestät, mir zu überlassen.«

      »Und was wollen Sie mit ihnen machen, Herr Suleau? Werden Sie dieselben ohne Schmerz enthaupten?« fragte der König, auf die vom Doctor Guillotin ausgesprochene Behauptung anspielend; »werden sie mit einer leichten Kühle davon kommen, die sie aus dem Halse fühlen?«

      »Sire, das wünsche ich denselben, doch ich verspreche es ihnen nicht,« erwiederte Suleon.

      »Wie, das wünschen Sie ihnen?« versetzte der König.

      »Ja, Sire, ich liebe es, daß die Leute, welche neue Maschinen erfinden, sie selbst versuchen. Ich


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