Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма


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erwiderte Jean Oullier ernst, »Ihr könnt daher auch nicht in guter Absicht hierhergekommen seyn. – Courtin,« fuhr Jean Oullier fort, ohne die Winke Aubins zu beachten. »so lange wir uns kennen, habt Ihrs mit den Blauen gehalten; Ihr habt schlechtes Gut gekauft —«

      »Schlechtes Gut!« unterbrach der Bauer mit seinem pfiffigen Lächeln.

      »O! Ihr wißt schon was ich sagen will! ich meine Güter, die aus einer schlechten Quelle kommen. Ihr habt mit den Stadtleuten gemeinsame Sache gemacht! Ihr habt die Landleute wegen ihres Glaubens und ihrer Ueberzeugung verfolgt: was können wir Beide also miteinander zu thun haben?«

      »Es ist wahr, Oullier,« erwiderte Courtin, »ich habe euren Strom nie befahren, aber unter Nachbarn soll man einander nicht den Tod wünschen, wenn man auch in den Meinungen nicht übereinstimmt. Ich versichere Euch, daß ich Euch aufgesucht habe, um Euch einen Dienst zu erweisen.«

      »Ich brauche eure Dienste nicht,« antwortete Jean Oullier verächtlich.

      »Warum nicht?« fragte Courtin.

      »Weil ich gewiss weiß, daß Ihr einen Verrath im Schilde führet.«

      »Ihr wollt mich also nicht anhören?«

      »Nein!« erwiderte der Waldhüter trotzig.

      »Du hast Unrecht,« sagte leise der Wirth, dem die rauhe offene Sprache seines Genossen ein falsches Manöver schien.

      »Nun gut,« erwiderte Courtin mit Nachdruck, »Ihr habt es Euch selbst zuzuschreiben, Jean Oullier, wenn den Bewohnern des Schlosses Souday ein Unglück begegnet.«

      In dem Worte Bewohner lag offenbar eine ausgedehnte Bedeutung: die Gäste waren ohne Zweifel mit inbegriffen. Jean Oullier konnte dies nicht verkennen, und ungeachtet seiner gewohnten Geistesstärke erblaßte er.

      Er bereute, daß er so weit gegangen war; aber es war gefährlich, seinen ernsten Entschluß zu ändern. Wenn Courtin Verdacht hatte, so mußte er durch diesen Rückzug darin bestärkt werden.

      Oullier suchte daher seine Bewegung zu bekämpfen und nahm mit scheinbarer Gleichgültigkeit seinen Platz wieder ein.

      Seine Haltung war so unbefangen, dass sich selbst der schlaue Courtin dadurch täuschen ließ. Dieser entfernte sich daher nicht mit der Eile, welche nach der derben Antwort wohl zu erwarten gewesen wäre, sondern suchte lange in seinem ledernen Geldbeutel, um gerade soviel Geld herauszunehmen als er für den Kaffee schuldig war.

      Aubin Courte-Joie, der die Absicht dieses Zauderns erkannte, benutzte die Pause, um das Wort zu nehmen.

      »Höre, Jean,« sagte er zu Oullier, »es ist lange, dass wir Freunde sind und auf dem gleichen Wege wandeln; diese beiden Stelzfüße geben Zeugnis davon. Du hast Unrecht. So lange eine Hand geschlossen ist, kann nur ein Narr sagen: ich weiß, was sie enthält. Herr Courtin,« setzte Aubin hinzu, indem er den Titel, den er dem Maske von La Logerie gab, stark betonte, »Herr Courtin ist freilich keiner von den Unserigen, aber er ist auch nicht gegen uns gewesen; er hat nur an sich gedacht, das ist Alles, was man ihm vorwerfen kann. Aber heute, wo der Streit auf immer ruht, wo es keine Blauen und keine Chouans mehr gibt, heute wo wir Frieden haben, was liegt an der Farbe der Cocarde? Warum willst Du Herrn Courtin nicht anhören, wenn er Dir, wie er sagt, etwas Gutes mitzutheilen hat!?«

      Jean Oullier zuckte unmuthig die Achseln.

      »Alter Fuchs!« dachte Courtin, der von der Lage der Dinge zu gut unterrichtet war, als daß er sich durch die schönen Worte Aubins hätte täuschen lassen.

      »Um so mehr,« sagte er laut, »da die Politik mit dem, was ich ihm mitzutheilen habe, gar nichts zu thun hat.«

      »Hörst Du wohl?« sagte Aubin, »nichts hindert Dich, mit dem Herrn Maire zu sprechen. Mach ihm Platz, damit Ihr ganz gemächlich plaudern könnt.«

      Aber Jean Oullier wurde nicht freundlicher gegen Courtin, er kehrte ihm immerfort den Rücken zu. Der Maire nahm aber doch neben ihm Platz.

      »Ich bin der Meinung,« begann Courtin, »daß die Worte am besten fließen, wenn die Zunge gehörig angefeuchtet wird. Wie wärs Oullier, wenn wir eine Flasche zusammen tränken? Vielleicht würde Euch die Zunge gelöst.«

      »Wie Ihr wollt,« antwortete Jean Oullier, der zwar sehr ungern mit Courtin trank, aber dieses Opfer zum Besten der Sache, der er sich gewidmet, doch für nothwendig hielt.

      »Habt Ihr Wein?« fragte Courtin.

      »Eine schöne Frage,« erwiderte Mariette schnippisch, »es versteht sich, daß wir Wein haben.«

      »Aber einen guten alten Wein, in versiegelter Flasche.«

      »Wir haben schon Wein mit Siegel,« sagte die hübsche Kellnerin mit Selbstgefühl, »aber er kostet vierzig Sous die Flasche.«

      »Bah! der Herr Maire kann schon zahlen,« sagte Aubin, der auf der andern Seite des Camins Platz genommen hatte, um von der Mittheilung, welche Courtin dem Waldhüter machen wollte, wo möglich einige Worte aufzufangen, »vierzig Sous werden ihn nicht hindern, der Frau Baronin den Grundzins zu zahlen.«

      Courtin bereute, daß er so weit gegangen war; bei einem etwa wieder ausbrechenden Kriege war; vielleicht gefährlich, für zu reich zu gelten.

      »Nun ja,« erwiderte er, »ich kann meinen Grundzins schon zahlen, aber wenn ich meine Schuldigkeit abgetragen habe, bin ich froh, wenn ich mein Leben fortschleppe —«

      »Es kümmert uns nichts, ob Ihr reich oder arm seyd,« sagte Jean Oullier, »laßt hören, was Ihr mir zu sagen habt, und macht es kurz.«

      Courtin nahm die Flasche, die ihm Mariette reichte, wischte den Hals sorgfältig mit dem Aermel ab, schüttete einige Tropfen Wein in sein Glas, füllte das Glas des Waldhüters, nahm das seinige, stieß an und kostete den Wein.

      »Ein gutes Gewächs,« sagte er, mit der Zunge schnalzend, »wer täglich solchen Wein trinkt, ist fürwahr nicht zu beklagen.«

      »Zumal wenn man mit ruhigem Gewissen trinkt,« erwiderte Jean Oullier, »das macht den Wein erst recht gut!«

      »Jean Oullier,« sagte Courtin, ohne diese philosophische Bemerkung zu beachten und sich zu dem Waldhüter neigend, so daß er nur von diesem verstanden werden konnte, »Ihr habt Unrecht, einen Groll auf mich zu haben.«

      »Beweiset es und ich will Euch glauben. Dies ist das Vertrauen, das ich zu Euch habe.«

      »Ich sorge für mich selbst,« fuhr Courtin fort, »und das ist doch gewiß nicht unrecht. Um fremde Angelegenheiten kümmere ich mich nicht, denn ich denke: Wenn Du zu Ostern und Weihnachten dein Geld nicht im Säckel bereit hast, so wird es den König, er heiße nun Heinrich V. oder Ludwig Philipp, nicht im mindesten kümmern, und Du wirst ein Papier mit seinem Bildnis erhalten, welches eine große Ehre für Dich seyn, aber viel Geld kosten wird. Laß daher Heinrich V. und Ludwig Philipp ganz aus dem Spiel und denke an Dich. Ihr denkt freilich anders, das weiß ich wohl; aber Ihr mögt es thun, ich tadle Euch deshalb nicht, ich kann Euch höchstens beklagen.«

      »Spart euer Mitleid nur für Andere auf,« erwiderte Jean Oullier höhnisch, »ich brauche es so wenig als eure Mittheilungen.«

      »Wenn ich sage, Oullier, daß ich Euch beklage, so meine ich damit eben so wohl euren Herrn, als Euch. Der Herr Marquis ist ein Mann, den ich verehre; er hat in dem großen Kriege sein Leben oft in die Schanze geschlagen, und was hat er damit gewonnen?»

      »Ihr habt gesagt, Courtin, dass Ihr nicht von Politik sprechen wollt: Ihr haltet nicht Wort.»

      »Ja, ich habe es gesagt; aber es ist nicht meine Schuld, wenn in diesem Satanslande die Politik so mit unseren Verhältnissen verwickelt ist, daß man gar nicht davon loskommen kann. Ich meinte nur, daß es mir leid thut, ihn, der sonst der Erste in der Provinz war, von einem Schwarm reicher Emporkömmlinge erdrückt zu sehen.«

      »Was kümmert’s Euch, wenn er mit seinem Schicksal zufrieden ist?« entgegnete Jean Oullier, »Ihr seyd weder sein Vertrauter noch sein Gläubiger.«

      »Was würdet Ihr sagen, wenn Euch Jemand den Antrag machte, allen Reichthum, der das Schloß Souday verlassen hat, wieder hineinzubringen?« erwiderte Courtin, ohne sich durch die harten


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