Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма


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wohl, wenn er's auf ehrliche Weise zu Stande bringen könnte, aber ich zweifle daran.«

      »Auf ehrliche Weise? Würde man Euch zumuthen, von anderen Mitteln Gebrauch zu machen? Kurz und gut, ich kann machen, daß die Tausender und Hunderter im Schlosse Souday häufiger werden, als jetzt die Fünf-Livres-Thaler sind. Aber —«

      »Ein Aber dabei? Laßt hören, wo Euch der Schuh drückt.«

      »Aber ich müßte meinen Nutzen dabei finden!«

      »Nicht mehr als billig, daß Ihr euren Antheil daran bekommt, wenn das Geschäft gut ist.«

      »Nicht wahr? Und ich verlange sehr wenig dafür, daß ich mit am Rade schiebe.«

      »Kurz und gut, was habt Ihr mir zu sagen?« erwiderte Jean Oullier, der seine Neugierde nicht mehr zu verbergen vermochte.

      »Es ist ganz einfach: ich mochte vor Allem, daß ich für den Meierhof, den ich noch auf zwölf Jahre habe, die Pacht nicht erneuern, keinen Zins mehr zahlen müßte —«

      »Ihr meinet, man soll ihn Euch erlassen?«

      »Wenn’s der Herr Marquis wollte, so würde ich’s nicht ausschlagen; Ihr wißt ja, Jeder ist sich selbst der Nächste.«

      »Aber wie könnte dies zu Stande kommen? Euer Meierhof gehört dem Sohne Michel oder seiner Mutter; ich habe nicht gehört, daß sie ihn verkaufen wolle: wie könnte man Euch schenken, was uns nicht gehört?«

      »Ganz recht,« fuhr Courtin fort, »aber wenn ich mich in die bewußte Angelegenheit mengte, so würde Euch der Meierhof vielleicht bald gehören – oder Ihr würdet wenigstens Ansprüche darauf haben – dann ginge es ganz leicht. Was sagt Ihr dazu?«

      »Ich sage, daß ich Euch nicht verstehe.«

      »Ihr wollt mich nicht verstehen. Unser junger Herr ist eine schöne Partie; denn außer La Logerie hat er noch La Coudraie, die Mühlen zu La Ferronnerie, die Waldungen bei Gervaise, und diese Besitzungen tragen durchschnittlich achttausend Pistolen jährlich ein. Und die alte Baronin hat ihm für den Fall ihres Todes noch eben so viel verschrieben.«

      »Was hat aber der Sohn Michel mit dem Marquis von Souday zu thun?« erwiderte Oullier. »Und inwiefern kann das Vermögen eures Herrn den meinigen interessiren?«

      »Wir wollen ganz offen mit einander reden, Jean Oullier. Ihr werdet bemerkt haben, daß unser junger Herr in eine von euren Fräulein verliebt ist – in welche, das weiß ich nicht. Der Herr Marquis braucht nur ein Wort zu sagen, und mir über den Meierhof etwas Schriftliches zu geben: wenn das Fräulein einmal verheirathet ist, so wird sie ihren Mann am Gängelbande führen und von ihm erlangen, was sie will. Er wird es auf ein Stück Land nicht ansehen, zumal wenn es für einen Mann bestimmt ist, dem er viel Dank schuldig ist. Dann ist mir und Euch geholfen. Das einzige Hinderniß ist die Mutter,« setzte Courtin leise hinzu, »und dieses Hinderniß will ich auch aus dem Wege räumen.«

      Jean Oullier antwortete nicht, aber er sah Courtin mit Verachtung an.

      »Ja,« fuhr der Maire fort, »wenn wir Alle einverstanden sind, wird uns die Frau Baronin nichts verweigern. Unter uns gesagt, Oullier, ich weiß viel von dem seligen Baron.«

      »Wozu braucht Ihr dann uns? Warum verlangt Ihr nicht von ihr, was Ihr wünscht?«

      »Warum? Weil die Aussage eines Knaben, der beim Hüten der Schafe gehört hat, wie der Handel abgeschlossen wurde, unterstützt werden müßte durch das Zeugniß dessen, der im Walde La Chabotière das Blutgeld auszahlen sah. Du weißt wohl, wer das Zeugniß ablegen kann. Sobald wir gemeinsame Sache machen, wird die Baronin geschmeidig werden wie ein waschlederner Handschuh. Sie ist geizig, aber ihr Stolz ist noch größer als ihr Geiz; die Furcht vor einem öffentlichen Scandal wird sie fügsam machen. Sie wird finden, daß das Fräulein von Souday, trotz ihrer Armuth und zweifelhaften Abstammung, immerhin so viel werth ist wie der Sohn des Baron Michel, dessen Großvater ein Bauer war, wie wir, und dessen Vater – kurz und gut, euer Fräulein wird reich, unser junger Herr wird glücklich. Was ist dagegen zu sagen? Wir werden gute Freunde, Oullier; eure Freundschaft ist mir werth, und die meine ist nicht ganz ohne.«

      »Eure Freundschaft,« antwortete Jean Oullier, der seine Entrüstung über Courtins Antrag kaum zu bezähmen vermochte.

      »Ja, meine Freundschaft,« sagte Courtin, »Du magst immerhin den Kopf schütteln, es ist doch so. Ich habe Dir gesagt, daß ich mehr als sonst Jemand von dem Leben des Baron Michel weiß; ich hätte hinzusehen können: auch von seinem Tode. Ich war auf der Jagd, wo er ums Leben kam, unter den Treibern, und ich kam gerade auf seinen Posten zu. Ich war damals noch sehr jung, aber ich hatte schon damals die Gewohnheit, nicht anders zu sprechen, als wenn ich meinen Vortheil dabei sah. Glaubst Du jetzt noch, daß ich deiner Partei keine Dienste erweisen könnte, wenn ich meinen Vortheil dabei finde?«

      »Ich habe keinen Einfluß auf den Marquis von Souday,« antwortete Jean Oullier, die Stirn runzelnd, »aber wenn ich das Geringste über ihn vermöchte, so sollte der Meierhof nie aus der Familie kommen, und wenns der Fall wäre, so sollte er nie zur Belohnung eines Verrathes dienen.«

      «Das ist eitel Prahlerei!« sagte Courtin.

      »Nein. Wie arm auch die Fräulein von Souday sind, so wird sich doch keine von Beiden verkaufen – und wenn der reiche junge Herr auch einen andern Namen führte. Es wäre eine Erbärmlichkeit —«

      »Eine Erbärmlichkeit nennst Du es? Ich finde nur, daß es ein gutes Geschäft ist.«

      »Für Euch mag’s wohl nichts Anderes seyn; aber für meine Herrschaft wäre es eine Niedertracht, die Heirath durch ein Einverständnis; mit Euch zu Stande zu bringen.«

      »Nehmt Euch in Acht, Jean Oullier! Ich bin in guter Absicht zu Euch gekommen; Ihr würdet es vielleicht bereuen, wenn ich mit anderer Gesinnung fortginge.«

      »Eure Drohungen nutzen so wenig wie eure Versprechungen,« erwiderte Jean Oullier. »Merkt Euch das ein- für allemal.«

      »Hör’ mich an, Oullier. Ich habe Dir gestanden, daß ich reich werden will, ich habe einmal meinen Sinn darauf gesetzt – so wie Du Dir in den Kopf gesetzt hast, deiner Herrschaft treu wie ein Hund zu seyn, obgleich sie nicht so viel auf Dich halten, wie Du auf deinen Dachshund. Ich glaubte deinem Herrn nützlich seyn zu können; ich hoffte, er werde einen solchen Dienst nicht unbelohnt seyn lassen. Du sagst, es könne nichts daraus werden, wir reden also nichts mehr davon. Aber wenn sich deine Herrschaft dankbar beweisen wollte, so würde ich ihr lieber als anderen Leuten gefällig seyn. Dies wollte ich Dir noch sagen.«

      »Weil Ihr hofftet, meine Herrschaft würde Euch besser bezahlen als andere Leute, nicht wahr?«

      »Allerdings, ich gestehe es Dir ganz aufrichtig, Du hast vollkommen Recht.«

      »Mit solchen Dingen will ich nichts zu thun haben, Courtin. Ueberdies könnte ich Euch nur eine sehr kleine Belohnung versprechen, wenn sie den Diensten, die man von Euch erwarten könnte, angemessen wäre.«

      »Ei, wer weiß?« erwiderte Courtin. »Du dachtest gewiß nicht, daß ich die Geschichte von der Chabotière kenne. Vielleicht würdest Du Dich sehr wundern, wenn ich Dir Alles sagen wollte, was ich weiß.«

      Jean Oullier fürchtete, Courtin könne ihn durchschauen und seine Besorgniß merken.

      »Genug!« erwiderte er. »Wenn Ihr Euch verkaufen wollt, so wendet Euch an andere Leute; solche Anträge würden mir zuwider seyn, wenn ich auch in der Lage wäre sie anzunehmen.«

      »Ist dies dein letztes Wort, Oullier?«

      »Mein erstes und letztes Wort. Gehet eurer Wege, Courtin, und laßt uns in Ruhe!«

      »Nun gut,« sagte Courtin aufstehend, »lieber wär’s mir freilich gewesen, mit Euch gemeinsame Sache zu machen.«

      Er winkte dem Waldhüter zu und ging fort.

      Kaum hatte er die Schwelle überschritten, so hinkte Aubin Courte-Joie auf seinen Stelzfüßen heran und sagte leise zu Jean Oullier:

      »Du hast eine Dummheit gemacht.«

      »Wie so?«

      »Courtin kann Dir schaden, sonst wäre er nicht


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