El Salteador. Александр Дюма

El Salteador - Александр Дюма


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Ihr, Don Inigo,« fragte Ferdinand und jedes Wort fiel wie ein Tropfen eiskalten Wassers auf Isabellens Herz, »glaubt Ihr, daß Columbus, angenommen er entdecke das gesuchte Land, in demselben so viel Gewürze, Edelsteine und Gold finden würde, um die ungeheuern Kosten einer solchen Unternehmung zu decken?«

      Isabella trat der Schweiß auf die Stirn; sie empfand was die poetischen Herzen empfinden, wenn eine Person, die Anspruch aus ihre Liebe und Achtung hat, einmal in einer Sprache spricht, welche mit ihrem hohen Range nicht übereinstimmt.

      Sie hatte nicht den Muth zu antworten, Don Inigo antwortete für sie:

      »Ew. Hoheit finden die Kosten ungeheuer, welche zwei Caravellen mit hundert Mann verursachen würden. Die dreitausend Kronen sind eine Summe, welche einige Herren im Dienste Ew. Hoheit mehr als einmal in einer Nacht im Spiel und in Thorheiten vergeudet haben.«

      »Wenn es sich nur um das Geld handelte,« setzte Isabella hinzu, »so würde ich es herbeischaffen.«

      »Ihr? Woher?« fragte Ferdinand.

      »Aus der Casse des Schatzmeisters Castiliens hoffentlich,« antwortete Isabella, »und wenn sie nicht einmal diese kleine Summe enthielte, wäre ich wohl geneigt, lieber meine eigenen Juwelen zu verpfänden oder zu verkaufen, als Columbus einem andern Könige, einer andern Nation den Plan bringen zu sehen, der, wenn er gelingt, das Land, welches Columbus begünstigt, zu dem reichsten und mächtigsten der Welt machen wird.«

      Ferdinand murmelte etwas, das weder Billigung noch Mißbilligung zu seyn schien, die Marquise Moya gab ihre Bewunderung laut zu erkennen und Don Inigo ließ sich auf ein Knie vor der Königin nieder.

      »Was thut Ihr, Don Inigo?« fragte die Königin lächelnd.

      »Ich verehre meine Königin, wie sie es verdient,« sagte der junge Mann, »und warte auf ihren Befehl, sofort auszubrechen, um Christoph Columbus nach Santa Fe zurück zu bringen.«

      Isabella sah den König von Aragonien bittend an; aber der kalte und kluge Staatsmann ließ sich nicht zu Regungen der Begeisterung hinreißen, welche er kaum Jünglingen und Frauen gestattete und die, seiner Meinung nach, stets in gebührender Entfernung von dem Geiste der Minister und dem Herzen der Könige gehalten werden müssen.

      »Heißt den jungen Mann aufstehen, Señora,« sagte er, »und sprecht mit mir über diese wichtige Angelegenheit.«

      Isabella nahm seinen Arm und beide verließen zwar das Betgemach nicht, traten aber in die Brüstung eines Fensters, auf welchem in bunten Farben die Himmelfahrt der Jungfrau dargestellt war.

      Der junge Mann erhob die Hände zu dem Bilde der Madonna und sprach:

      »Heilige Mutter Gottes, erleuchte das Herz des Königs mit dem Lichte, das auf deinem Haupte strahlt.«

      Ohne Zweifel wurde das Gebet Don Inigo’s erhört, denn man sah unter den dringenden Bitten Isabellens allmälig das Eis Ferdinands schmelzen. Ein Zeichen mit dem Kopfe deutete seine Zustimmung an und er sagte laut:

      »Es geschehe nach eurem Wunsche, theure Isabella.«

      Die Brust aller Anwesenden machte sich durch einen Seufzer der Befriedigung Luft.

      »Steigt nun zu Pferd, junger Mann,« fuhr Don Fernand fort, »und sagt dem eigensinnigen Genueser, da er nicht nachgeben wolle, müßten wohl die Könige nachgeben.«

      »Also, Hoheit? fragte Don Inigo, der nicht nur die Genehmigung des Königs, sondern auch die der Königin haben wollte.

      »Wir willigen in Alles,« sagte Isabella, »und euer Freund Columbus kann zurück kommen, ohne neue Schwierigkeiten zu fürchten.«

      »Es ist wahr, Hoheit, ich habe recht gehört?« fragte Don Inigo.

      »Hier meine Hand,« antwortete Isabella.

      Der junge Mann beugte sich über diese königliche Hand, die er ehrfurchtsvoll mit seinen Lippen berührte, dann entfernte er sich rasch aus dem Gemache und rief:

      »Mein Pferd! Mein Pferd!« Fünf Minuten später vernahm man auf dem Pflaster des Hofes den Galopp des Pferdes Don Inigo’s, der sich bald in der Ferne verlor.

      Fünftes Capitel.

      Dona Flor

      Don Inigo hatte Columbus achtzehn Stunden von Santa Fe eingeholt und ihn an den Hof Ferdinands und Isabella’s zurück gebracht.

      Der Seefahrer war zögernd und voll Zweifel dahin zurück gekommen, bald aber war die günstige Nachricht, die ihm Don Inigo gebracht und an die er nicht hatte glauben wollen, durch den Mund des Königs und der Königin selbst bestätigt worden.

      Dann hatte er alle nöthigen Befehle erhalten und sich nach dem Hafen Palos de Moguer begeben, einem kleinen Orte an der Mündung des Tinto in der Nähe der Stadt Huelva.

      Ferdinand hatte gerade diesen Hafen nicht etwa, wie man hätte glauben können, gewählt, weil er am atlantischen Meere sich befand und den Weg abkürzte, sondern weil Palos durch eine gerichtliche Verurtheilung genöthigt war, der Krone zwei vollständig ausgerüstete Caravellen zu liefern.

      Ferdinand hatte demnach keine andern Kosten als die dreitausend Kronen.

      Wir müssen aber gerecht seyn und erwähnen, daß im Anfange Juni’s Columbus erfuhr, auf den Antrag Isabellas, seiner erklärten Gönnerin, sey ihm ein drittes Schiff bewilligt worden.

      Freilich darf auch nicht verschwiegen werden, daß König Ferdinand erfahren hatte, Heinrich VII. lasse dem berühmten Seefahrer, auf Anbringen dessen Bruders Bartolomeo Columbus, alle Vortheile bieten, die ihm Spanien bewilligt habe.

      Don Inigo hatte seinen Freund nach Palos begleitet und war dann in Folge eines Briefes, den er erhalten, nach Cordova zurück gekehrt, doch erst nachdem er Columbus das Versprechen abgenommen, Spanien ohne ihn nicht zu verlassen und ihm die Zeit der Abfahrt nach Cordova zu melden.

      Columbus verdankte diesem treuen Freunde zu viel, als daß er ihm das hätte abschlagen können. Im Laufe des Juli 1492 zeigte er Don Inigo an, daß er am nächsten 3. August unter Segel zu gehen gedenke.

      Am 2. August fand sich der junge Mann ein, betrübter, aber auch entschlossener als je.

      Don Inigo begleitete also Columbus bei allen Erfahren dieser ersten Fahrt. Er befand sich aus dem Verdeck am letzten Tage, welcher dem großen Admiral bewilligt war, nämlich in der Nacht vom 11. zum 12. October, als der Matrose im Mastkorbe der Pinta -Land!« rief. Er war der Zweite, welcher die Insel San Salvador unter den staunenden Bewohnern betrat, die schweigend die aus einer unbekannten Welt ankommenden Fremdlinge betrachteten; der Erste war Columbus selbst, welcher sich die Ehre vorbehalten hatte, die Fahne Castiliens auf dem entdeckten Lande aufzupflanzen. Er folgte ihm nach Cuba, nach St. Dominigo, kam im März 1493 mit ihm nach Spanien zurück, segelte im September desselben Jahres zum zweiten Male mit ihm ab, ohne daß die Bitten seiner Tante, der Königin Isabella und des Königs Ferdinand ihn am Hofe zurückzuhalten vermochten, und besuchte mit ihm die kleinen Antillen, d. h. Guadelupe, St. Christoph, die Inseln unter dem Winde. Er kämpfte mit ihm sowohl gegen die Kaziken als die meuterischen Gefährten, und er schien zum zweiten Male mit Columbus, als die Anklagen seiner Feinde denselben nöthigten, sein Vicekönigreich zu verlassen, um sich vor denen zu rechtfertigen, welche er zu den reichsten Fürsten der Welt gemacht hatte. Am 30. Mai 1498 endlich segelte er mit Columbus zum dritten Male ab, aber diesmal kam er nicht nach Spanien zurück. An der andern Küste des Meeres erfuhr er die Ungnade, in die Columbus und dessen Bruder gefallen, ihre Verhaftung und ihren Tod.

      Diejenigen in Spanien, welche sich noch erinnerten, daß ein gewisser Don Inigo de Velasco in der Welt sey, erfuhren um das Jahr 1504 oder 1505, er sey in das Innere des neuentdeckten Landes eingedrungen, und am Hofe eines Kaziken empfangen worden, er habe die Tochter desselben geheirathet und als Mitgift für dieselbe das ganze Brautgemach voll Gold erhalten, dann sey sein Schwiegervater gestorben und er, Don Inigo, habe die Krone ausgeschlagen, welche ihm das Volk angeboten, endlich sey auch seine Frau gestorben und habe ihm eine Tochter hinterlassen, die so schön sey, daß er keinen andern Namen gefunden als Dona Flor.

      Drei Jahre vor der Zeit, zu der wir nun gelangt sind, gerade da als der König Ferdinand gestorben, der Columbus mit


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