Königin Margot. Александр Дюма

Königin Margot - Александр Дюма


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wie man mir sagt, und man betrügt mit einem Schilde eben so gut, wie mit irgend etwas Anderem.«

      »Bei Gott, mein Herr,« versetzte der Piemontese, »ich bekümmere mich nicht viel um Betrügereien, und wenn der Wirth mir einen Vogel liefert, der minder gut geröstet ist, als der seines Schildes, so stecke ich ihn selbst an den Spieß und verlasse ihn nicht eher, als bis ihn das Feuer gehörig abgebräunt hat.«

      »Ihr bestimmt mich vollends,« sprach der Provençal lachend, »Ich bitte Euch, zeigt mir den Weg, mein Herr.«

      »Oh! mein Herr, bei meiner Seele, das werde ich nicht thun, denn ich bin nur Euer unterthäniger Diener, der Graf Annibal von Coconnas.«

      »Und ich, mein Herr, ich bin nur der Graf Joseph Boniface Lerac de La Mole und ganz zu Euren Diensten.«

      »Dann nehmen wir uns beim Arme, mein Herr, und treten mit einander ein.«

      Das Resultat dieses ausgleichenden Vorschlages war, daß die zwei jungen Leute, welche nun von ihren Pferden stiegen und die Zügel in die Hände eines Hausknechtes warfen, sich beim Arme nahmen und sich nach der Thüre des Gasthofes wandten, auf dessen Schwelle der Wirth stand. Aber gegen die Gewohnheit solcher Leute schien der würdige Eigenthümer dieses Hauses den Ankömmlingen keine Aufmerksamkeit zu schenken; er war ganz vertieft in ein Gespräch mit einem großen trockenen, gelben Burschen, der in einem zunderfarbigen Mantel stack, wie die Eule in ihren Federn.

      Die zwei Edelleute waren so nahe zu dem Wirthe und zu dem Menschen in dem zunderfarbigen Mantel gekommen, mit dem er sprach, daß Coconnas, ärgerlich über das geringe Gewicht, welches man auf ihn und seinen Gefährten legte, den Wirth beim Aermel faßte. Dieser schien plötzlich zu erwachen und beurlaubte den Andern mit einem: »Auf Wiedersehen! Kommt bald und haltet mich besonders beständig auf dem Laufenden.«

      »He, Mensch!« sprach Coconnas, »seht Ihr nicht, daß man mit Euch zu thun hat?«

      »Ah, ich bitte um Vergebung, meine Herren,« versetzte der Wirth, »ich sah Euch nicht.«

      »Ei, Mordi! Ihr mußtet uns sehen, und nun, da Ihr uns gesehen habt, so sagt Herr Graf, statt ganz kurz mein Herr zu sagen, wenn es Euch gefällig ist.«

      La Mole hielt sich zurück und ließ Coconnas sprechen, der die ganze Sache auf sich genommen zu haben schien. An seiner gerunzelten Stirne konnte man jedoch leicht sehen, daß er bereit war, ihm im geeigneten Augenblicke zu Hilfe zu kommen.

      »Nun, was wünscht Ihr, Herr Graf?« fragte der Wirth mit dem ruhigsten Tone.

      »Das ist schon besser, nicht wahr?« sagte Coconnas, sich gegen La Mole umwendend, der mit dem Kopfe ein bestätigendes Zeichen machte. »Der Herr Graf und ich wünschen, angelockt durch Euer Schild, Abendbrod und Nachtlager in Eurem Gasthofe zu finden.«.

      »Meine Herren, ich bin in Verzweiflung, aber ich habe nur noch ein Zimmer, und ich befürchte, es wird Euch nicht zusagen.«

      »Meiner Treue, desto besser,« sprach La Mole, »dann wohnen wir anderswo.«

      »Nein, nein, ich wohne hier,« sagte Coconnas, »mein Pferd ist abgerieben, ich nehme also das Zimmer, da Ihr es nicht wollt.«

      »Ah, das ist etwas Anderes,« sprach der Wirth, stets mit demselben unverschämten Phlegma, »wenn Ihr nur Einer seid, so kann ich Euch gar nicht aufnehmen«

      »Mord und Todt« rief Coconnas, »bei meiner Treue, das ist ein lustiges Thier. So eben waren wir zu Zwei zu viel, nun sind wir als Einer zu wenig. Du willst uns also nicht beherbergen, Bursche?«

      »Meine Herren, da Ihr die Sache in diesem Tone aufnehmt, so will ich Euch offenherzig antworten.«

      »Antworte, aber geschwinde!«

      »Nun, ich wünsche nicht die Ehre zu haben, Euch zu beherbergen.«

      »Warum?« fragte Coconnas vor Zorn erbleichend.

      »Weil Ihr keine Lackeien habt und mir dieß für ein volles Herrenzimmer zwei leere Lackeienzimmer machen würde. Wenn ich Euch nun das Herrenzimmer gebe, so laufe ich Gefahr, die andern nicht zu vermiethen.«

      »Herr de La Mole, »sprach Coconnas, sich umwendend, »kommt es Euch nicht auch vor, wir sollten diesen Burschen zusammenhauen.«

      »Das ist thunlich,« sprach La Mole und schickte sich, wie sein Gefährte an, den Wirth mit Peitschenhieben zu bearbeiten.

      Aber trotz dieser doppelten Demonstration, welche von Seiten der zwei, wie es schien, entschlossenen Edelleute nichts sehr Beruhigendes hatte, gerieth der Wirth nicht aus der Fassung und begnügte sich, einen Schritt zurückzuweichen, um in seinem Hause zu sein.

      »Man sieht,« sagte er spöttisch lachend, »daß diese Herren aus der Provinz kommen. In Paris ist die Mode, die Wirthe zu mißhandeln, welche ihre Zimmer nicht vermiethen wollen, abgekommen. Man haut die vornehmen Herren zusammen, und nicht die Bürger, und wenn Ihr zu sehr schreit, so rufe ich meine Nachbarn, und Ihr werdet mit Hieben bearbeitet, was eine zweier Edelleute ganz unwürdige Behandlung ist.«

      »Mord und Teufel! er verspottet uns!« rief Coconnas ganz außer sich.

      »Gregor, meine Büchse!« sprach der Wirth zu seinem Knechte, mit demselben Tone, als wenn er gesagt hätte: Einen Stuhl für diese Herren!

      »Tod und Teufel!« brüllte Coconnas, sein Schwert ziehend, »macht Euch doch ein wenig warm, Herr de La Mole!«

      »Nein, wenn es Euch gefällig ist, nein, denn während wir uns warm machen, wird das Abendbrod kalt.«

      »Wie Ihr findet …« rief Coconnas.

      »Ich finde, daß der Herr vom Schönen Gestirne Recht hat. Nur weiß er seine Reisenden nicht gut zu fassen, besonders wenn es Edelleute sind. Statt auf eine grobe Weise zu uns zu sagen: »»Meine Herren, ich will nichts von Euch,«« hätte er höflich zu uns sagen sollen: »Meine Herren, tretet ein!«« mit dem Vorbehalte, auf seine Rechnung zu sehen:Herrenzimmer so viel, Lackeienzimmer so viel, in Betracht, daß wir, wenn wir keine Lackeien haben, doch solche zu nehmen gedenken.«

      »Hiernach schob La Mole den Wirth, welcher schon seine Hand nach der Büchse ausstreckte, sachte auf die Seite, ließ Coconnas vorbeigehen und trat hinter ihm in das Haus.

      »Gleichviel,« sprach Coconnas, »es fällt mir sehr schwer, meinen Degen wieder in die Scheide zu stecken, ehe ich mich versichert habe, daß er so gut sticht, als die Spicknadel dieses Burschen.«

      »Geduld, mein lieber Gefährte,« sagte La Mole, »alle Gasthöfe sind voll von Edelleuten, welche durch die Hochzeitfeste oder durch den nahe bevorstehenden flandrischen Feldzug nach Paris gezogen werden. Wir würden kein anderes Quartier mehr finden, und vielleicht ist es in Paris Gewohnheit, die ankommenden Fremden so zu empfangen.«

      »Wie geduldig seid Ihr doch, Herr de La Mole,« murmelte Coconnas, vor Wuth seinen rothen Schnurrbart drehend und den Wirth mit den Augen anblitzend, »aber der Schurke soll sich in Acht nehmen. Wenn seine Küche schlecht, wenn sein Bett hart, wenn sein Wein nicht drei Jahre auf Flaschen gezogen, wenn sein Aufwärter nicht geschmeidig ist, wie ein Rohr …«

      »Bah, bah, mein Herr,« sagte der Wirth, das Messer von seinem Gürtel an einem Stahle wetzend, »beruhigt Euch, Ihr seid im Schlaraffenland.«

      Dann murmelte er ganz leise und den Kopf schüttelnd:

      »Das ist ein Hugenott. Die Schufte sind so unverschämt seit der Verheirathung ihres Bearners mit Mademoiselle Margot.«

      Mit einem Lächeln, das seine Gäste beben gemacht haben würde, wenn sie es gesehen hatten, fügte er bei:

      »Ah! das müßte doch lustig sein, wenn mir Hugenotten in die Hände gefallen wären, und wenn …«

      »Werden wir zu Nacht speisen?« fragte Coconnas mit zornigem Tone, die Beiseitereden des Wirthes unterbrechend.

      »Wie es Euch gefällt, mein Herr,« antwortete dieser, ohne Zweifel durch seinen letzten Gedanken besänftigt.

      »Es ist uns gefällig, und zwar bald,« antwortete Coconnas.

      Dann sich gegen La Mole umwendend, fragte er:

      »Ei, sagt mir doch,


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