Königin Margot. Александр Дюма

Königin Margot - Александр Дюма


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haben die Pariser Furcht vor dem Sturme. Seht, wie schwarz der Himmel und wie schwer die Luft ist!«

      »Sagt mir, Graf, Ihr sucht den Louvre, nicht wahr?«

      »Und Ihr ebenfalls, glaube ich, Herr von Coconnas.«

      »Gut, wenn Ihr wollt, so suchen wir ihn mit einander.

      »Ei, ist es nicht ein wenig zu spät, um auszugehen?« sprach La Mole.

      »Spät oder nicht, ich muß ausgehen. Meine Befehle sind genau. So schnell als möglich nach Paris kommen und sogleich nach der Ankunft den Herzog von Guise aufsuchen.«

      Bei dem Namen des Herzogs von Guise näherte sich der Wirth sehr aufmerksam.

      »Es scheint mir, dieser Schuft behorcht uns,« sagte Coconnas, der als Piemontese sehr streitsüchtig war und dem Herrn des schönen Gestirnes die unhöfliche Weise, wie er seine Reisenden empfing, nicht verzeihen konnte.

      »Ja, meine Herren, ich horche,« sagte dieser, die Hand an seiner Mütze legend, »aber um Euch zu dienen. Ich höre von dem großen Herzog von Guise sprechen und eile. Womit kann ich Euch dienen, meine gnädigen Herren?«

      »Ah, ah, dieser Name ist magisch, wie es scheint; denn aus dem Unverschämten ist ein Unterthäniger geworden. Mordi! Meister, Meister … wie heißt Du?«

      «Meister La Hurière,« antwortete der Wirth, sich verbeugend.

      »Nun wohl, Meister La Hurière, glaubst Du vielleicht, mein Arm sei minder schwer, als der des Herrn Herzogs von Guise, der das Vorrecht hat, Dich so höflich zu machen.«

      »Nein, mein Herr Graf, aber er ist minder lang,« versetzte La Hurière. »Ueberdieß muß ich Euch sagen, daß dieser große Heinrich der Abgott von uns Parisern ist.«

      »Welcher Heinrich?« fragte La Mole.

      »Es scheint mir, es gibt nur einen,« versetzte der Wirth.

      »Und das ist?«

      »Heinrich von Guise.«

      »Um Vergebung, mein Freund, es gibt noch einen Andern, von dem ich Euch nichts Böses zu sagen bitte; dieß ist Heinrich von Navarra, abgesehen von Heinrich von Condé, der auch sein Verdienst hat.«

      »Diese kenne ich nicht,« erwiederte der Wirth.

      »Ja, aber ich kenne sie,« sprach La Mole, »und da ich an den König von Navarra adressiert bin, »so bitte ich Euch, in meiner Gegenwart nicht über ihn zu schmähen.«

      Der Wirth beschränkte sich darauf, ohne Herrn de La Mole zu antworten, leicht seine Mütze zu berühren, und sagte sodann fortwährend mit freundlichen Augen gegen Coconnas:

      »Der gnädige Herr wird also mit dem großen Herzog von Guise sprechen? Der gnädige Herr ist ein sehr glücklicher Mann und kommt ohne Zweifel wegen …«

      «Warum?« fragte Coconnas.

      »Wegen des Festes,« antwortete der Wirth mit einem sonderbaren Lächeln.

      »Wegen der Feste solltet Ihr sagen, denn Paris überströmt von Festen, wie ich gehört habe. Man spricht wenigstens nur von Bällen, von Gelagen, von Ringelrennen. Belustigt man sich nicht ungemein in Paris?«

      »Mäßig, gnädiger Herr, wenigstens bis jetzt,« antwortete der Wirth, »aber man wird sich belustigen, wie ich hoffe.«

      »Die Hochzeit Seiner Majestät des Königs von Navarra zieht doch viele Menschen in diese Stadt,« sprach La Mole.

      »Viele Hugenotten, ja Herr,« erwiederte La Hurière mit rauhem Tone. Dann sich fassend sprach er:

      »Ah, um Vergebung, die Herren sind vielleicht von dieser Religion?«

      »Ich von dieser Religion!« rief Coconnas, »ich bin ein Katholik wie unser heiliger Vater, der Papst.«

      La Hurière wandte sich gegen La Mole um, als wollte er ihn fragen; aber entweder begriff dieser seinen Blick nicht oder er hielt es nicht für geeignet zu antworten.

      »Wenn Ihr Seine Majestät den König von Navarra nicht kennt, Meister La Hurière, so kennt Ihr doch vielleicht den Herrn Admiral. Ich hörte, der Herr Admiral genösse einige Gunst bei Hofe, und da ich ihm empfohlen bin, so wünsche ich, wenn seine Adresse Euch nicht den Mund schindet, zu wissen, wo er wohnt.«

      »Er wohnte in der Rue de Béthisy, mein Herr, hier rechts,« antwortete der Wirth mit einer innern Freude, die zu einer äußern zu werden sich nicht erwehren konnte.

      »Wie? er wohnte?« fragte La Mole, »ist er denn ausgezogen?«

      »Ja, wenigstens aus dieser Welt.«,

      »Was soll das heißen?« riefen gleichzeitig die zwei Edelleute. »Der Admiral ist aus dieser Welt gezogen?«

      »Wie, Herr von Coconnas,« fuhr der Wirth mit einem boshaften Lächeln fort, »Ihr gehört zu den Anhängern von Guise, und wißt dies nicht?«

      »Was denn?«

      »Daß der Admiral, als er vorgestern auf der Place Saint-Germain-l’Auxerrois vor dem Hause des Canonicus Peter Pille vorüberging, einen Büchsenschuß bekommen hat?«

      »Und er ist todt!« rief La Mole.

      »Nein, der Schuß hat ihm nur den Arm zerschmettert und zwei Finger abgeschlagen, aber man hofft, die Kugeln werden vergiftet gewesen sein.«

      »Wie, Schurke! man hofft!« rief La Mole.

      »Man glaubt, will ich sagen,« versetzte der Wirth. »Streiten wir uns nicht über ein Wort, ich habe mich nur versprochen.«

      Und Meister La Hurière wandte La Mole den Rücken zu und streckte gegen Coconnas auf die hämischste Weise die Zunge heraus, diese Geberde mit einem Blicke des Einverständnisses begleitend.

      »In der That!« sagte Coconnas strahlend.

      »In der That!« murmelte La Mole mit schmerzlichem Erstaunen.

      »Es ist, wie ich Euch zu sagen die Ehre habe,« antwortete der Wirth.

      »Dann gehe ich, ohne einen Augenblick zu verlieren, in den Louvre. Werde ich wohl den König Heinrich dort finden?«

      »Es ist wahrscheinlich, da er daselbst wohnt.«

      »Und ich gehe auch in den Louvre,« sagte Coconnas, »ei, werde ich den Herzog von Guise wohl dort finden.«

      »Es ist wahrscheinlich, ich habe ihn vorhin mit seinen zweihundert Edelleuten vorüber reiten sehen.«

      »Dann kommt, Herr von Coconnas,« sprach La Mole.

      »Ich folge Euch, mein Herr,« sagte Coconnas.

      »Aber Euer Abendbrod, meine gnädigen Herrn?« sagte Meister La Hurière.

      »Ah,« erwiederte La Mole, »ich speise vielleicht bei dem König von Navarra zu Nacht.«

      »Und ich bei dem Herzog von Guise.«

      »Und ich,« sprach der Wirth, nachdem er den zwei Edelleuten, welche den Weg nach den Louvre einschlugen, mit den Augen gefolgt war, »ich will meine Pickelhaube putzen, meine Büchse mit Zündkraut versehen und meine Partisane schleifen.«

       V.

      Vom Louvre insbesondere und von der Tugend im Allgemeinen

      Von der ersten Person, die ihnen begegnete, unterrichtet, gingen die zwei Edelleute durch die Rue d’Averon, durch die Rue des Fossés-Saint-Germain-l'Auxerrois und befanden sich bald vor dem Louvre, dessen Thürme sich mit den ersten Schatten des Abends zu vermischen anfingen.

      »Was habt Ihr denn?« fragte Coconnas La Mole, der bei dem Anblicke des alten Schlosses stehen blieb und mit einer gewissen Achtung diese Zugbrücken, diese schmalen Fenster und diese spitzigen Thürme, welche plötzlich vor seine Augen traten, betrachtete.

      »Meiner Treu, ich weiß es nicht, das Herz schlägt mir. Ich bin doch nicht übermäßig furchtsam, aber ich weiß nicht, warum mir dieser Palast so düster, ich möchte sagen, so furchtbar erscheint.«

      »Und ich,« sagte Coconnas, »ich weiß nicht, wie mir geschieht,


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