Königin Margot. Александр Дюма

Königin Margot - Александр Дюма


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leiser.

      »Und Margarethe?« -

      »Sie erwartet Euch.«

      »Gut.«

      Bei diesen Worten machte der Herzog seinem Pagen ein Zeichen; er öffnete seinen Mantel und entrollte eine kleine Strickleiter. Der Prinz knüpfte eines von den Enden der Leiter an die herabhängende Schlinge. Gillonne zog die Leiter an sich, befestigte sie und der Prinz fing an, nachdem er seinen Degen, an den Gürtel geschnallt hatte, hinaufzusteigen, und erreichte die Höhe ohne einen Unfall. Hinter ihm wurde die Stange wieder an ihren Platz gebracht, das Fenster schloß sich und der Page, nachdem er seinen Herrn friedlich hatte in den Louvre schlüpfen sehen, zu dessen Fenstern er ihm wohl mehr als zwanzigmal auf dieselbe Weise gefolgt war, legte sich, in seinen Mantel gehüllt, auf den Boden des Grabens und in den Schatten der Mauer.

      Es war eine finstere Nacht und einige Tropfen fielen lau und breit aus der mit Schwefel und electrischem Stoffe beladenen Wolke.

      Der Herzog von Guise folgte der Führerin, welche nichts Geringeres war, als die Tochter von Jacob von Matignon Marschall von Frankreich! Sie war die innige Vertraute von Margarethe, welche kein Geheimnis vor ihr hatte, und man behauptete, unter der Zahl der Mysterien, welche ihre unbestechliche Treue verschloß, wären so furchtbare, daß diese sie nöthigten auch die andern zu bewahren.

      Es war weder in den unteren Zimmern noch in den Gängen ein Licht geblieben; nur von Zeit zu Zeit beleuchtete ein bleicher Blitz die düsteren Gemächer mit einem bläulichen Reflexe, der sogleich wieder verwand.

      Beständig von seiner Führerin geleitet, die ihn an der Land hielt, erreichte der Herzog endlich eine in der tiefe einer Mauer angebrachte Wendeltreppe, die sich durch eine geheime, unsichtbare Thüre in das Vorgemach der Wohnung von Margarethe öffnete.

      Das Vorgemach war wie die Säle unten, wie die Corridors, wie die Treppen, in tiefe Finsternis gehüllt.

      In diesem Vorgemache angelangt, blieb Gillonne stille stehen.

      »Habt Ihr mitgebracht, was die Königin zu haben wünscht? fragte sie mit leiser Stimme.

      »Ja,« antwortete der Herzog von Guise, »aber ich werde es nur Ihrer Majestät selbst zustellen.«

      »Kommt also, und zwar ohne einen Augenblick zu verlieren,« sprach nun mitten in der Dunkelheit eine Stimme, die den Herzog beben machte, denn er erkannte darin die von Margarethe.

      Und zu gleicher Zeit öffnete sich eine Portiére von veilchenblauem, mit goldenen Lilien bestreutem Sammet. Der Herzog erblickte im Schatten die Königin selbst, welche ihm in ihrer Ungeduld entgegengegangen war.

      »Hier bin ich, Madame,« sprach der Herzog. Und er schlüpfte rasch auf die andere Seite der Portiére welche hinter ihm herabfiel.

      Nun war es an Margarethe von Valois, dem Prinzen in der ihm übrigens wohl bekannten Wohnung als Führerin zu dienen, während Gillonne, welche an der Thüre geblieben war, den Finger an ihren Mund legend, ihre königliche Gebieterin beruhigt hatte.

      Margarethe führte den Herzog, als hätte sie seine eifersüchtige Unruhe errathen, bis in ihr Schlafgemach. Hier blieb sie stille stehen.

      »Nun!« sagte sie zu ihm, »seid Ihr zufrieden, Herzog?«

      »Zufrieden, Madame?« fragte dieser, »ich bitte Euch worüber?«

      »Ueber diesen Beweis, den ich Euch gebe,« versetzte Margarethe mit einem leichten Ausdrucke des Ärgers, »daß ich einem Manne angehöre, der an dem Abend seiner Verheirathung, ja sogar in der Hochzeitnacht sich so wenig aus mir macht, daß er nicht einmal gekommen ist, um mir für die Ehre zu danken, die ich ihm erwies, nicht daß ich ihn wählte, sondern das ich ihn zum Gemahl annahm.«

      »Oh! Madame,« versetzte der Herzog traurig, »seid unbesorgt, er wird noch kommen, besonders wenn Ihr es wünscht.«

      »Und Ihr sagt dies, Heinrich,« rief Margarethe, »Ihr, der Ihr unter Allen gerade das Gegentheil von dem wißt, was Ihr sagt! Hätte ich den Wunsch, den Ihr bei mir voraussetzt, würde ich Euch dann gebeten haben, in den Louvre zu kommen?«

      »Ihr habt mich gebeten, in den Louvre zukommen, Margarethe, weil Ihr jede Spur unserer Vergangenheit zu tilgen wünscht, und weil diese Vergangenheit nicht nur in meinem Herzen, sondern auch in diesem silbernen Kistchen lebte, das ich Euch überbringe.«

      «Heinrich, soll ich Euch etwas sagen?« versetzte Margarethe, und schaute den Herzog dabei fest an. »Ihr macht nicht mehr die Wirkung eines Prinzen, sondern die eines Schülers auf mich. Ich leugnen, daß ich Euch geliebt habe! Ich eine Flamme ersticken wollen, welche vielleicht sterben wird, deren Reflex aber nie stirbt! Denn die Liebschaften von Personen meines Ranges beleuchten und verzehren oft ihre ganze Epoche; nein, nein, mein Herzog! Ihr könnt die Briefe Eurer Margarethe und das Kistchen, das sie Euch gegeben hat, behalten. Von allen Briefen, welche dieses Kistchen enthält, verlangt sie nur einen einzigen, und zwar nur, weil dieser Brief eben so gefährlich für Euch, als für sie ist.«

      »Alles gehört Euch,« sprach der Herzog, »nehmt also den heraus, welchen Ihr vernichten wollt.«

      Margarethe durchwühlte rasch das offene Kistchen und nahm, einen nach dem andern, ein Dutzend Briefe heraus, deren Adresse sie zu beschauen sich begnügte, als ob bei der Ansicht dieser Adressen allein ihr Gedächtniß sie an den Inhalt der Briefe erinnerte; aber an das Ende ihrer Forschung gelangt, schaute sie den Herzog an und sagte erbleichend.

      »Mein Herr, der Brief, den ich suche, ist nicht hier; solltet Ihr ihn zufällig verloren haben? denn daß er abgeliefert worden ist …«

      »Welchen Brief sucht Ihr, Madame?«

      »Denjenigen, in welchem ich Euch schrieb, Ihr solltet Euch sogleich verheirathen.«

      »Um Eure Untreue zu entschuldigen.«

      Margarethe zuckte die Achseln.

      »Nein, sondern um Euch das Leben zu retten. Derjenige, in welchem ich Euch sagte, daß der König unsere Liebe und meine Bemühungen, Eure zukünftige Verbindung mit der Infantin von Portugal abzubrechen, wahrnehmend, seinen Bruder, den Bastard von Angoulème habe kommen lassen und, ihm zwei Schwerter zeigend, gesagt habe: »»Mit diesem tödte heute Abend Heinrich von Guise oder ich tödte Dich morgen mit Jenem.«« Dieser Brief, wo ist er?«

      »Hier,« antwortete der Herzog und zog ihn aus seiner Brust hervor.

      »Margarete riß ihn beinahe seinen Händen, öffnete ihn rasch. versicherte sich, daß es wirklich der geforderte war, stieß ein Freudengeschrei aus und näherte ihn der Kerze. Die Flamme theilte sich sogleich dem Papier mit, das in einem Augenblick von dem Feuer verzehrt war. Dann, als hätte Margarethe gefürchtet, man könnte den unklugen Rath sogar in der Asche suchen, zertrat sie diese unter ihren Füßen. Der Herzog von Guise folgte während dieser ganzen fieberhaften Geschäftigkeit seiner Geliebten mit den Augen.

      »Nun, Margarethe,« sprach er, als sie damit zu Ende war, »seid Ihr jetzt zufrieden?«

      »Ja, denn da Ihr nun die Prinzessin von Porcian geheirathet habt, so wird mir mein Bruder Eure Liebe verzeihen, während er mir die Enthüllung eines Geheimnisses wie dieses, das ich in meiner Schwäche vor Euch zu verbergen nicht die Kraft hatte, nie verziehen hätte.«

      »Das ist wahr,« sprach der Herzog von Guise, »zu jener Zeit liebtet Ihr mich.«

      »Ich liebe Euch noch, Heinrich, ich liebe Euch noch eben so sehr, und vielleicht mehr als je.«

      »Ihr …«

      »Ja, ich, denn mehr als je bedarf ich heute eines aufrichtigen und ergebenen Freundes. Als Königin habe ich keinen Thron, als Frau keinen Gatten.«

      Der Prinz schüttelte traurig den Kopf.

      »Aber wenn ich Euch sage, wenn ich Euch wiederhole, daß mein Gatte mich nicht nur nicht liebt, sondern daß er mich haßt, daß er mich verachtet … Ueberdies scheint mir Eure Anwesenheit in dem Zimmer, wo er sein sollte, ein vollgültiger Beweis für diesen Haß und diese Verachtung zu sein.«

      »Es ist noch nicht spät, Madame, und der König von Navarra brauchte Zeit, um seine Edelleute zu entlassen. Ist er noch nicht gekommen, so wird er doch bald


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