Königin Margot. Александр Дюма

Königin Margot - Александр Дюма


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und die Portiére aufhebend, »Madame, der König von Navarra verläßt sein Gemach.«

      »Oh! ich wußte es wohl, daß er kommen würde,« sprach der Herzog von Guise.

      »Heinrich,« sagte Margarethe mit kurzem Tone, und den Herzog bei der Hand ergreifend, »Heinrich, Ihr sollt sehen, ob ich eine Frau von Wort bin und ob man auf das, was ich einmal gesprochen habe, bauen kann. Heinrich, tretet in dieses Cabinet.«

      »Madame, laßt mich gehen, wenn es noch Zeit ist, denn bedenkt, daß ich bei dem ersten Zeichen von Liebe, das er Euch gibt, dieses Cabinet verlasse … und dann, wehe ihm!«

      »Ihr seid ein Narr; geht hinein, geht hinein, sage ich Euch, ich stehe für Alles.«

      Und sie stieß den Herzog in das Cabinet.

      Es war die höchste Zeit. Kaum war die Thüre hinter dem Prinzen geschlossen, als der König von Navarra, begleitet von zwei Pagen, welche acht rosenfarbige Kerzen auf zwei Candelabern trugen, lächelnd auf der Schwelle des Gemaches erschien.

      Margarethe verbarg ihre Unruhe unter einer tiefen Verbeugung.

      »Ihr seid noch nicht zu Bette?« fragte der Bearner mit seinem offenen, heiteren Gesichte. »Habt Ihr mich zufällig erwartet?«

      »Nein, Herr,« antwortete Margarethe, »denn noch gestern sagtet Ihr mir, Ihr wüßtet wohl, unsere Heirath wäre nur eine politische Verbindung, und Ihr würdet mir nie Zwang anthun.«

      »Ganz gut; das ist aber kein Grund, daß wir nicht ein wenig miteinander plaudern sollten. »Gillonne, schließt die Thüre und laßt uns allein.«

      Margarethe stand auf und streckte die Hand aus, als wollte sie den Pagen befehlen, zu bleiben.

      »Soll ich Euere Frauen rufen?« fragte der König. »Ich werde es thun, wenn Ihr es wünscht, obgleich es mir in Beziehung auf die Dinge, welche ich Euch zu sagen habe, lieber wäre, wenn wir unter vier Augen blieben.«

      Und der König von Navarra ging auf das Cabinet zu.

      »Nein,« rief Margarethe, ihm ungestüm entgegentretend, »nein, es ist unnöthig, ich bin bereit, Euch zu hören.«

      Der Bearner wußte, was er wissen wollte; er warf einen raschen, scharfen Blick nach dem Cabinet, als hätte er, trotz des Vorhanges, der es bedeckte, seine düsterste Tiefe durchdringen wollen; dann aber sprach er, seine Blicke wieder auf seine vor Schrecken bleiche Gemahlin zurücklenkend:

      »Wenn Ihr so wollt, plaudern wir einen Augenblick.«

      »Wie es Euerer Majestät gefällig ist,« antwortete die junge Frau, auf den Stuhl, den ihr Gemahl ihr bezeichnete, mehr zurückfallend, als sich setzend.

      Der Bearner setzte sich neben sie.

      »Madame,« fuhr er fort, »was auch viele Leute sagen mochten, unsere Heirath ist eine gute Heirath. Ich bin gut für Euch und Ihr seid gut für mich.«

      »Aber, …« sprach Margarethe erschrocken.

      »Wir müssen also,« fuhr der König von Navarra fort, ohne daß er das Zögern von Margarethe zu bemerken schien, »wir müssen als gute Verbündete gegen einander handeln, da wir heute vor Gott einen Bund und beschworen haben. Ist das nicht auch Eure Meinung?«

      »Allerdings.«

      »Ich weiß, Madame, wie groß Euer Scharfsinn ist; ich weiß, wie der Boden des Hofes von gefährlichen Abgründen durchzogen ist; nun aber bin ich jung, und habe, obgleich ich nie einem Menschen Böses zufügte, eine Menge von Feinden. Zu welchem Lager muß ich diejenige rechnen, Madame, welche meinen Namen führt und mir vor dem Altare Ergebenheit geschworen hat?«

      »Oh! Herr, könntet Ihr denken …«

      »Ich denke nichts, Madame, ich hoffe und will mich versichern, daß meine Hoffnung gegründet ist. Unsere Heirath ist offenbar nur ein Vorwand oder eine Falle.«

      Margarethe bebte, dieser Gedanke hatte sich auch vielleicht in ihrem Geiste geregt.

      »Sprecht nun, welches von Beiden ist es?« fuhr Heinrich von Navarra fort. »Der König haßt mich, der Herzog von Anjou haßt mich, der Herzog von Alençon hast mich, Catharina von Medicis haßte meine Mutter zu sehr, um mich nicht auch zu hassen.«

      »Oh! Herr, was sagt Ihr?« »

      »Die Wahrheit, Madame,« versetzte der König, »und damit man nicht glauben möchte, ich wäre blind in Beziehung auf die Ermordung von Herrn von Mouy und die Vergiftung meiner Mutter, wünschte ich wohl, es wäre Jemand hier, der mich hören könnte.«

      »Oh! Herr,« rief Margarethe lebhaft und mit der ruhigsten, lächelndsten Miene, die sie anzunehmen vermochte, »Ihr wißt, daß Niemand außer Euch und mir hier ist.«

      »Das ist es gerade, warum ich mich gehen lasse, das ist es, warum ich Euch zu sagen wage, daß ich weder der Thor der Schmeicheleien des Hauses Frankreich, noch der des Hauses Lothringen bin.«

      »Sire! Sire!« rief Margarethe.

      »Nun, was gibt es denn?« fragte Heinrich lächelnd.

      »Was es gibt? … Solche Gespräche sind gefährlich.«

      »Wenn man allein ist, nicht,« versetzte der König. »Ich sagte Euch also …«

      Margarethe war sichtbar auf der Folter; sie hätte gern ein Wort auf den Lippen des Königs zurückgehalten, aber Heinrich fuhr mit seiner scheinbaren Gutmüthigkeit fort.

      »Ich sagte Euch also, ich wäre von allen Seiten bedroht, bedroht von dem König, bedroht von dem Herzog von Alençon, bedroht von dem Herzog von Anjou bedroht von der Königin Mutter, bedroht von dem Herzog von Guise, bedroht von dem Cardinal von Lothringen, kurz bedroht von aller Welt. Man fühlt das instinktartig, Ihr wißt es, Madame. Gegen alle diese Drohungen, welche bald Angriffe werden müssen, kann ich mich nur mit Eurer Hilfe vertheidigen; denn Ihr seid geliebt von allen Personen, die mich verwünschen.«

      »Ich!« sprach Margarethe.

      »Ja, Ihr,« versetzte Heinrich mit dem gutmüthigsten Tone, »ja, Ihr seid geliebt von König Karl; Ihr seid geliebt (er legte einen besondern Nachdruck auf dieses Wort) von dem Herzog von Alençon; Ihr seid geliebt von der Königin Catharina; Ihr seid geliebt von dem Herzog von Guise.«

      »Mein Herr!« murmelte Margarethe.

      »Nun, darf man sich denn wundern, daß Ihr von aller Welt geliebt seid? Diejenigen, welche ich Euch nannte, sind Eure Brüder oder Eure Verwandten. Seine Brüder und Verwandten lieben heißt nach dem Sinne Gottes leben.«

      »Aber worauf zielt Ihr denn am Ende ab?« versetze Margarethe.

      »Hört: wenn Ihr Euch, ich sage nicht zu meiner Freundin, sondern zu meiner Verbündeten macht, kann ich Allen Trotz bieten, während ich, wenn Ihr Euch zu meiner Feindin macht, im Gegentheil verloren bin.«

      »Oh! Eure Feindin, nie Herr,« rief Margarethe.

      »Meine Freundin, ebenfalls nie?…«

      »Vielleicht.«

      »Und meine Verbündete?«

      »Gewiß.«

      Und Margarethe wandte sich um und reichte dem König die Hand.

      Heinrich nahm sie, küßte sie höflich und sprach, die Hand seiner Gemahlin mehr in einem Verlangen zu forschen, als durch ein Gefühl der Zärtlichkeit in der seinigen behaltend:

      »Wohl, ich glaube Euch und nehme Euch als Verbündete an. Man hat uns verheirathet, ohne daß wir uns kannten, ohne daß wir uns liebten; man hat uns verheirathet, ohne uns um unsere Meinung zu fragen. Wir sind uns daher als Mann und Frau nichts schuldig. Ihr seht, Madame, daß ich Euren Wünschen entgegenkomme und daß ich heute bestätige, was ich Euch gestern sagte. Aber wir schließen freiwillig eine Verbindung, zu der uns Niemand zwingt. Wir verbinden uns, wie sich zwei redliche Herzen, die sich gegenseitig Schutz schuldig sind, verbinden; so versteht Ihr doch die Sache?«

      »Ja, Herr,« erwiederte Margarethe und suchte ihre Hand zurückzuziehen.

      »Nun wohl!« sprach der Bearner, die Augen beständig auf die Thüre des Cabinets geheftet,


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