La San Felice Band 14. Александр Дюма
Hause den Vorzug, welches dem Boote am nächsten stand.
Zwanzig Arme erboten sich, die Leiche zu tragen, aber der Mönch nahm dieselbe, wie er es bereits gethan, in seine Arme, schritt mit der theuern Last über den Quai, legte sie auf ein Lager, kam wieder, und holte den Kopf, um ihn ebenso wie den Rumpf zur Ruhe zu bringen.
Er verlangte ein Tuch, in welches er die Leiche hüllen konnte, und nach fünf Minuten kamen zwanzig Frauen gelaufen, von denen jede rief:
»Er war ein Märtyrer, nehmt mein Tuch, er wird meinem Hause Glück bringen.«
Der Mönch wählte das schönste, neueste, feinste, und während der Caplan fortfuhr Gebete zu lesen, die Frauen im Kreise um das Bett knieten, auf welchem der Admiral lag, während die Männer, welche hinter den Frauen fanden, die Thür versperrten und die übrige Menschenmasse bis auf die Straße hinaus reichte, zog der Mönch mit frommer Hand die Leiche aus, legte das Haupt zum Rumpf und hüllte den Körper in ein doppeltes Tuch.
Aus dem benachbarten Hause, welches einem Tischler gehörte, vernahm man Hammerschläge; man nagelte nämlich in Eile einen Sarg für den Admiral zusammen.
Um 9 Uhr brachte man den Sarg, der Mönch legte die Leiche hinein, dann brachten alle Frauen des Kirchspiels entweder Lorbeerzweige, da ja Lorbeer in allen Gärten Neapels wächst, oder Blumen, wie man sie an allen Fenstern sieht, und so ward die Leiche ganz damit überdeckt.
Jetzt begannen die Glocken der kleinen Kirche von Santa-Lucia traurig zu läuten, und die Geistlichkeit erschien an der Thür.
Man schloß den Sarg, sechs Matrosen nahmen ihn auf die Schultern, der Mönch folgte gleich hinter demselben, und ihm folgten wieder alle Bewohner von Santa-Lucia.
Links vom Altar auf dem Chor hatte man eine Steinplatte aufgehoben und die Grabgesänge begannen.
Die Neapolitaner, welche Alles übertreiben, und welche vielleicht in die Hände geklatscht, als sie Caracciolo hängen sahen, zerflossen jetzt in Thränen und Schluchzen, als die Priester an dem Sarge beteten und sangen.
Die Männer schlugen mit der Faust an die Brust, und die Frauen zerkratzten sich mit den Nägeln das Gesicht.
Es war als ob ein allgemeines Unglück, eine unheilvolle Calamität das Königreich heimsuchte.
Diese Betrübniß erstreckte sich jedoch nur von dem Riesenhügel bis zum Castello d’Uovo, denn hundert Schritte davon erwürgte und verbrannte man die Patrioten.
Die Leiche Caracciolos ward in der schnell für ihn bereiteten Gruft und nicht in der, welche seiner Familie gehörte, beigesetzt. Der Stein ward wieder auf die Oeffnung gelegt, und kein Zeichen deutete an, daß hier das Opfer Nelsons und der Vertheidiger der neapolitanischen Freiheit ruhte.
Die San-Luciaten, Männer wie Frauen, beteten bis zum Abend an dem Grabe und der Mönch mit ihnen.
Als der Abend gekommen, erhob sich der Mönch, nahm seinen Stab aus Lorbeerholz, welchen er hinter der Thür des Hauses hatte stehen lassen, in welchem man Caracciolo in den Sarg gelegt, dann stieg er den Riesenhügel hinan, ging durch die Toledostraße, während ihm von der niedrigen Bevölkerung Zeichen der Verehrung gespendet wurden, trat in ein Kloster, kam nach einer Viertelstunde wieder heraus und trieb vor sich einen Esel her, mit welchem er den Weg nach der Magdalenenbrücke einschlug.
Als er die Vorposten der Armee des Cardinals erreichte, empfing er noch zahlreichere und besonders geräuschvollere Beifallsbezeigungen als in der Stadt, und so gelangte er denn unter großer Bewegung, welche seine Erscheinung verursachte, bis zu dem kleinen Hause des Cardinals, wo er wie ein alter Bekannter Einlaß fand.
Er band seinen Esel an einen der Thürringe und stieg die Treppe hinauf, welche nach dem ersten Stockwerk führte. Der Cardinal befand sich auf der Terrasse, welche an der Meereseite lag, um sich in der Kühle des Abends zu laben.
Beim Geräusch der Schritte des Mönches drehte er sich um.
»Ah, Ihr seid es, Fra Pacifico,« sagte er.
»Ja, ich bin es, Eminenz,« sagte der Mönch und seufzte.
»Ah, ah! ich freue mich, Euch zu sehen. Ihr seid ein guter, braver Diener des Königs während des ganzen Feldzuges gewesen. Wollt Ihr etwas von mir? Wenn das, was Ihr erbitten wollt, zu erfüllen in meiner Macht steht, so will ich es thun. Ich sage Euch aber im Voraus,« fügte der Cardinal mit einem bitteren Lächeln hinzu, »daß meine Macht nicht groß ist.«
Der Mönch schüttelte den Kopf.
»Ich hoffe, daß das, was ich von Ihnen erbitten will,« sagte er, »nicht über die Grenzen Ihrer Macht geht.«
»Dann sprecht.«
»Ich möchte Sie um zwei Dinge bitten, Monsignore; erstens um meinen Abschied, da der Feldzug vorüber ist, und dann um die Bezeichnung des Weges, den ich einzuschlagen habe, um nach Jerusalem zu kommen.«
Der Cardinal sah Fra Pacifico erstaunt an.
»Euren Abschied?«, sagte er. »Es scheint mir, als ob Ihr den genommen hättet, ohne mich darum zu fragen.«
»Monsignore, ich war allerdings wieder in mein Kloster zurückgekehrt, aber ich hielt mich daselbst den Befehlen Eurer Eminenz zur Verfügung.«
Der Cardinal machte eine beistimmende Geberde.
»Was den Weg nach Jerusalem betrifft,« sagte er, so ist nichts leichter, als Euch denselben zu bezeichnen. Aber darf ich Euch noch vorher fragen, lieber Fra Pacifico, ohne unbescheiden zu sein, was Ihr im gelobten Lande zu thun beabsichtigt?«
»Eine Wallfahrt nach dem Grabe Jesu zu unternehmen, Eminenz.«
»Werdet Ihr von eurem Kloster dahin gesandt, oder ist es eine Buße, die Ihr Euch selbst auferlegt?«
»Es ist eine Buße, welche ich mir selbst auferlege.«
Der Cardinal blieb einen Augenblick nachdenklich, dann fragte er:
»Ihr habt wohl irgend eine grobe Sünde begangen?«
»Ja, ich fürchte,« erwiederte der Mönch.
»Ihr wißt wohl,« sagte der Cardinal, »daß ich auch große kirchliche Gewalt besitze?«
Der Mönch schüttelte mit dem Kopfe und sagte:
»Eminenz, ich glaube, daß die Buße, welche man sich selbst auferlegt, Gott wohlgefälliger ist als die, welche man sich auferlegen läßt.«
»Und auf welche Weise beabsichtigt Ihr denn zu reisen?«
»Zu Fuß und bettelnd.«
»Die Reise ist aber lang und beschwerlich.«
»Ich bin kräftig.«
»Sie ist auch gefährlich.«
»Um so besser. Ich werde nicht böse sein, wenn ich während derselben auch einmal auf etwas Anderes als den armen Giacobini schlagen kann.«
»Ihr werdet Euch auch, um nicht zu lange Zeit zu eurer Reise zu brauchen, an Schiffscapitäne mit der Bitte um Ueberfahrt wenden müssen.«
»Ich werde mich an Christen wenden, und sobald ich Ihnen sage, daß ich Christum anbeten will, werden Sie mir Ueberfahrt gewähren.«
»Würdet Ihr es aber nicht wenigstens auf alle Fälle vorziehen, wenn ich Euch irgend einem englischen Schiffe empfähle, welches nach Bairuth oder Saint-Jean-d’Acre segelt?«
»Ich will nichts von den Engländern, das sind Ketzer!«, sagte Fra Pacifico mit einem Gesichte, in dem sich Haß sehr deutlich ausprägte.
»Habt Ihr ihnen weiter nichts vorzuwerfen?« fragte Ruffo, indem er den Mönch mit einem durchbohrenden Blick ansah.
»Und dann,« fügte Fra Pacifico hinzu, indem er mit der geballten Faust nach der britannischen Flotte zeigte, »und dann haben sie auch meinen Admiral gehängt!«
»Und dies ist das Verbrechen, für welches Ihr für sie am Grabe Christi Verzeihung erbitten wollt, nicht wahr?«
»Für mich! – nicht für die Engländer.«
»Für Euch?« fragte Ruffo erstaunt.
»Habe