Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

Memoiren einer Favorite - Александр Дюма


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dort im Ost der Frühe Wolken säumt.

      Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,

      Der munt're Tag erklimmt die durst'gen Höhen,

      Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod!«

      Nachdem ich die erste Schüchternheit überwunden, fuhr ich, von der Melodie meiner eigenen Stimme berauscht, fort, mit dem ganzen Ausdruck, den ich darein zu legen vermochte, die Szene bis zu Ende zu deklamieren. Die Reihe des Antwortens war an mir, und gerade als ob Romeo zugegen gewesen wäre, um mich zu hören, oder als ob ein ganzes Publikum zugehört hätte, um mir dann Beifall zuzujubeln, antwortete ich:

      »Trau mir, das Licht ist nicht des Tages Licht.

      Die Sonne hauchte dieses Luftbild aus,

      Dein Fackelträger diese Nacht zu sein,

      Dir auf den Weg nach Mantua zu leuchten;

      D'rum bleibe noch, zu geh'n ist noch nicht not.«

      Es kam mir vor, als hätte ich in diesen letzten Vers nicht Leidenschaft genug gelegt und ich wiederholte ihn daher mit meiner ganzen Seele.

      Diesmal war ich mit mir zufrieden.

      Hierauf antwortete ich an Romeos Stelle mir selbst:

      »Lass' sie mich greifen, ja, lass' sie mich töten!

      Ich gebe gern mich drein, wenn du es willst.

      Nein, jenes Grau ist nicht des Morgens Auge,

      Der bleiche Abglanz nur von Cynthia's Stirn.

      Das ist auch nicht die Lerche, deren Schlag

      hoch über uns des Himmels Wölbung trifft.

      Ich bleibe gern; zum Geh'n bin ich verdrossen,

      Willkommen, Tod! hat Julia dich beschlossen,

      Nun, Herz? Noch tagt es nicht, noch plaudern wir.«

      Ich dachte daran, wie schön Mistreß Siddons in diesem Augenblick gewesen war, das heißt, als sie, indem sie einsieht, daß sie sich irrt, gewahrt, in welche Gefahr ihr Irrtum oder vielmehr ihre Liebe Romeo gebracht hat, und ich rief in einem Tone, der vor Angst und Furcht nicht weniger erbebte als der ihrige:

      »Es tagt, es tagt! Auf! Eile fort von hier!

      Es ist die Lerche, die so heiser singt,

      Und falsche Weisen, rauhen Mißton gurgelt.

      Man sagt, der Lerche Harmonie sei süß,

      Nicht diese: sie zerreißt die uns're ja.

      Die Lerche, sagt man, wechselt mit der Kröte

      Die Augen; möchte sie doch auch die Stimme!

      Die Stimm' ist's ja, die Arm aus Arm uns schreckt,

      Dich von mir jagt, da sie den Tag erweckt.

      Stets hell und heller wird's; wir müssen scheiden!«

      Kaum hatte ich diesen letzten Vers mit dem ganzen Ausdruck, den ich dareinzulegen vermochte, deklamiert, als eine Stimme »Bravo!« rief und lauter Beifall sich von der Seite her vernehmen ließ, auf welcher ich ein Fenster sich öffnen zu hören glaubte. Ich stieß einen Schrei aus, eilte in mein Zimmer zurück, schloß das Fenster wieder hinter mir und sank zitternd auf einen Divan. Ich hatte allein zu sein geglaubt. Ich irrte mich, ich hatte einen Zuhörer gehabt. Wer aber war dieser Zuhörer? Ganz gewiß ein junger Mann. Die Stimme war frisch und klangvoll. Was den Beifall betraf, so dauerte derselbe fort, selbst nachdem mein Fenster sich geschlossen. Es war als ob man, wie man im Theater zu tun pflegt, den Beifall verdoppelte, um den Künstler, dem dieser Beifall gilt, zum nochmaligen Erscheinen auf der Bühne zu veranlassen.

      So unruhig und aufgeregt ich aber auch war, so hatte diese Unruhe nichtsdestoweniger etwas Süßes und Berauschendes. Diese Einzelheiten erscheinen dem Leser vielleicht kindisch, aber wie soll ich mir Verzeihung für meinen Fall erwecken, wenn ich nicht die Steilheit des Pfades veranschauliche, welchen ich hinabglitt?

      Zehntes Capitel

      Meine Nacht war nach den Gemütsbewegungen des Abends nur Folge und die Entwicklung dieser Gemütsbewegungen. Es war mir, als hätte auch ich einen Roman begonnen.

      Zweierlei verfolgte mich in meinem Schlafe und drang durch das Tor der Sinne bis in mein Herz hinein.

      Das eine war jene Vision, welche mir jene beiden so schönen Häupter dicht nebeneinander zeigte, wie sie ihr Haar, ihren Atem, ihre Seufzer mischten, ein Bild, welches sich kräftig von dem hellerleuchteten Hintergrund des Zimmers abhob.

      Das andere war jener unsichtbare Zuhörer, welcher mir ohne Zweifel bei jenem nächtlichen Auftritt, wo ich allein zu sein glaubte, in allen Einzelheiten aufs genaueste gefolgt war.

      Auf diese Weise vereinigte sich alles, um mich dem Untergange entgegen zu drängen die Ereignisse meiner Tage, die Träume meiner Nächte.

      Miß Arabella war erst ziemlich spät sichtbar. Sie ließ mich rufen. Ich fand sie in demselben Boudoir, wo ich sie am Tage vorher gesehen.

      »Liebe Kleine,« sagte sie im Tone einer Königin zu mir, »ich verlasse London auf einige Tage. Ich möchte Sie gerne mitnehmen, leider aber ist dies unmöglich. Bleiben Sie daher in meiner Abwesenheit hier. Ich weiß, daß Sie das Theater lieben. Meine Loge steht zu Ihrer Verfügung. Sie können allein hineingehen, wenn Sie wollen, aber Sie sind noch sehr jung, Sie sind sehr hübsch, und es wird daher gut sein, wenn Sie in Begleitung von Mistreß Norton hingehen. Das einzige, um was ich Sie bitte, ist, daß Sie keine Besuche empfangen. Wenn Sie bei meiner Rückkehr immer noch von Ihrer Manie für das Theater besessen sind, so werde ich zwei Worte mit Sheridan sprechen und Sie können dann versuchsweise einmal auftreten. Wenn Sie zufällig Romney begegnen, so suchen Sie es so einzurichten, daß er Sie nicht sieht. Wenn er Sie dennoch sieht, so vermeiden Sie es, mit ihm zu sprechen, und wenn er mit Ihnen spricht, so sagen Sie ihm nicht, bei wem Sie sind. Wir haben uns veruneinigt und sind jetzt Todfeinde.«

      Ich versprach Miß Arabella, allen ihren Wünschen pünktlich nachzukommen.

      »Und nun,« sagte sie zu mir, »ist es Ihnen vielleicht gefällig, mich umgestalten zu helfen?«

      »Ich bin bereit, alles zu tun, was Sie mir befehlen wollen,« sagte ich. »Bin ich nicht bei Ihnen, um Ihnen zu gehorchen?«

      »Ja, bis du andern befiehlst, was bei einem Gesichtchen wie das deinige nicht lange dauern kann.«

      Indem Miß Arabella dies sagte, faßte sie mich beim Kinn.

      »In der Tat,« fuhr sie fort, »ich glaube, Romney hatte recht, und es ist eine große Anmaßung von mir, dieses reizende Antlitz in der Nähe des meinigen weilen zu lassen. Weißt du, was ich bedauere?« setzte sie hinzu, indem sie mir mit den Händen durch die Locken meines Haares fuhr.

      »Nein,« antwortete ich. »Ich wüßte wirklich nichts. Sie sind ja jung, schön, reich und werden geliebt.«

      »Findest du mich wirklich schön, oder sagst du dies wie die andern, bloß um mir ein Kompliment zu machen?« fuhr sie fort, indem sie sich vor einen Spiegel stellte und ihr Gesicht dem meinigen näherte, wie um die beiden Gattungen unserer Schönheit zu vergleichen.

      »Ja, Sie sind schön! sehr schön!« rief ich mit dem Ausdruck der vollkommensten Aufrichtigkeit.

      »Wohlan,« sagte sie, »ich bedauere, daß ich anstatt einer schönen, sehr schönen Frau nicht ein schöner, sehr schöner Mann bin, denn wenn ich ein Mann wäre, so schwöre ich, daß ich um deinetwillen alle Torheiten der Welt begehen würde. Ha,« setzte sie hinzu, »ich fange damit schon an, selbst ohne Mann zu sein, denn ich vergesse mich, indem ich mit dir plaudere, und den Prinzen warten lasse.«

      Sie küßte mich auf die Stirn und klingelte der Zofe. »Nun,« sagte sie, »sind meine Kleider noch nicht bereit? Der Schneider hatte dieselben doch bis um drei Uhr nachmittags zu liefern versprochen.«

      »Die Kleider sind schon seit einer halben Stunde da, Mylady,« antwortete die Zofe.

      »Nun, dann bringt sie


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