Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

Memoiren einer Favorite - Александр Дюма


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schwöre nicht beim Mond, dem wandelbaren,

      Der immerfort in seiner Scheibe wechselt,

      Damit nicht wandelbar dein Lieben sei!

      Romeo.

      Wobei denn soll ich schwören?

      Ich.

      Laß es ganz.

      Doch willst du, schwör' bei deinem edlen Selbst,

      Dem Götterbilde meiner Anbetung,

      So will ich glauben.

      Romeo.

      Wenn die Herzensliebe,

      Ich.

      Gut, schwöre nicht. Obwohl ich dein mich freue.

      Freu' ich mich nicht des Bundes dieser Nacht.

      Er ist zu rasch, zu unbedacht, zu plötzlich;

      Gleicht allzusehr dem Blitz, der nicht mehr ist,

      Noch eh' man sagen kann: es blitzt. Schlaf süß!

      Des Sommers warmer Hauch kann diese Knospe

      Der Liebe wohl zur schönen Blum' entfalten,

      Bis wir das nächste Mal uns wiederseh'n.

      Nun gute Nacht! So süße Ruh' und Frieden,

      Als mir im Busen wohnt, sei dir beschieden.

      Romeo.

      Ach, du verlässest mich so unbefriedigt?

      Ich.

      Was für Befriedigung begehrst du noch?

      Romeo.

      Gib deinen treuen Liebesschwur für meinen.

      Ich.

      Ich gab ihn dir, eh' du darum gefleht;

      Und doch, ich wollt', er stünde noch zu geben.

      Romeo.

      Wollt'st du ihn mir entzieh'n? Wozu das, Liebe?

      Ich.

      Um unverstellt ihn dir zurückzugeben.

      Allein ich wünsche, was ich habe, nur:

      So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe

      So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe,

      Je mehr auch hab' ich; beides ist unendlich.

      Ich hör' im Haus Geräusch. Leb' wohl, Geliebter.

      Hier fehlte uns eine dritte Person, denn in diesem Augenblicke verlangt das Stück, daß die Wärterin Julia ruft. Gerade aber, als ob der Zufall geschworen hätte, aus dieser Dichtung bis ans Ende eine Wirklichkeit zu machen, ließ sich in dem Augenblicke, wo Julias Name gerufen werden sollte, der Name Emma in meinem Zimmer hören.

      Er ward durch eine Frauenstimme ausgesprochen und ich sah, daß sich jemand dem Fenster näherte.

      Ich hatte nur eben Zeit, meinem Romeo anstatt in Versen in Prosa zu sagen:

      »Warten Sie, ich komme sogleich wieder!«

      Ich kehrte in mein Zimmer zurück und sah mich Amy Strong gegenüber, welche ich seit dem Tage meiner Ankunft in London und seit dem Augenblicke, wo ich sie in dem Gasthause in Villiersstreet verlassen, nicht wieder gesehen hatte. Das arme Mädchen schluchzte und weinte.

      Obschon ihr Erscheinen mir nicht sehr gelegen kam, so warf ich mich doch mit der ganzen Hingebung eines vollen jungen Herzens, welches eine Freundin wieder findet und das Bedürfnis, sich mitzuteilen empfindet, in ihre Arme. Gleich aus den ersten Worten, welche sie zu mir sprach, ersah ich, daß sie mir eine lange Geschichte zu erzählen hatte und daß, indem sie zu einer solchen Stunde kam, ihre Absicht darauf hinauslief, mich erst den nächstfolgenden Morgen wieder zu verlassen.

      Ich hatte noch Abschied von Romeo zu nehmen. Deshalb ließ ich Amy in mein Schlafzimmer treten, kehrte auf den Balkon zurück, neigte mich über das Geländer und streckte die Hand aus.

      Zwei Hände erfaßten dieselbe, ein brennender Mund drückte sich darauf und unsere beiden Stimmen murmelten gemeinschaftlich:

      »Morgen!«

      Dann kehrte ich wieder in das Zimmer zurück. Mein Herz pochte gewaltig und alle meine Sinne waren erschüttert durch dieses neue und unbekannte Gefühl, welches infolge dieser berauschenden Poesie und dieses seltsamen Geheimnisses meine Adern durchglühte.

      Zwölftes Capitel

      Es wäre für Amy Strong nicht schwer gewesen, zu sehen, daß etwas Ungewohntes in meinem Leben vorging. Sie war jedoch mit der Angelegenheit, welche sie hierherführte, so sehr beschäftigt, daß sie nichts zu merken schien, sondern das, was ihr auf dem Herzen lag, sofort zur Sprache brachte.

      Dick, man erinnert sich noch des Bruders meiner Freundin, jenes jungen Burschen, welcher mein Nachfolger im Dienste des Schafhütens gewesen, dann Schleichhändler geworden und mit uns von Chester nach London gekommen war. Dick, sage ich, war infolge des Verfahrens, womit England damals seine Marine rekrutierte, zum Matrosen gepreßt und der Mannschaft des Commodore John Payne zugeteilt worden.

      Es galt nun, von dem genannten Offizier die Freilassung des jungen Mannes zu erwirken. Man hatte Amy Strong gesagt, daß der galante Commodore einem jungen, hübschen Gesichte nichts abschlagen könne, und sie hatte nun an mich gedacht, um mich zu bitten, ihr bei diesem Unternehmen behilflich zu sein.

      Demgemäß hatte sie sich bei Mr. Hawarden nach mir erkundigt. Dieser hatte sie an Mr. Plowden verwiesen und Mr. Plowden hatte ihr Miß Arabellas Adresse gegeben und ihr gesagt, ich sei verschwunden, wahrscheinlich aber würde sie mich bei dieser Dame finden.

      Sie war an diesem Abend schon zweimal dagewesen. Man hatte ihr gesagt, ich sei nicht zu Hause, und ich war auch in der Tat, wie man sich entsinnen wird, ins Drury-Lane-Theater gegangen.

      Entschlossen jedoch, mich zu sehen, zu sprechen, zu welcher Stunde es auch sein möchte, war Amy zum drittenmal gekommen und hatte nicht eher mit Bitten nachgelassen, als bis man sie, obschon es beinahe Mitternacht war, in mein Zimmer geführt hatte.

      Sie war, wie man gesehen, gerade an der Stelle der Szene erschienen, wo die Wärterin Julien ruft, und sie hatte sich dabei eine doppelte Variante erlaubt die erste insofern als sie mich bei dem Namen Emma anstatt bei dem Namen Julia rief, und die zweite, indem sie mich zwang, von meinem Romeo schon lange vor dem Augenblick Abschied zu nehmen, wo die wirkliche Julia Abschied von dem ihrigen nimmt.

      Ich befand mich in jener glücklichen Stimmung des Geistes und des Herzens, wo man glaubt, man könne das ganze Menschengeschlecht glücklich machen. Ich versprach Amy Strong sofort, mich den nächstfolgenden Tag für Dicks Freilassung zu verwenden, und da sie zu einer so späten Stunde der Nacht nicht wieder nach Hause zurückkehren konnte, so bereiteten wir ihr ein Lager auf meinem Sopha, damit sie in meiner Nähe schlafen und wir den nächstfolgenden Tag die erforderlichen Schritte gemeinschaftlich tun könnten.

      Demzufolge, was Amy erfahren, befand sich Sir John Payne am Bord seines Schiffes, des »Theseus«, welches in der Themse zwischen Greenwich und London vor Anker lag.

      Amy hatte bemerkt, daß ich, ganz im Gegensatz zu ihr selbst, fröhlich und heiter war. Sie hatte mir ihr Unglück erzählt und ich erzählte ihr allerdings nicht mein Glück, denn ich hatte noch keinen Grund, mich glücklich zu fühlen, wenigstens aber war meine Einbildungskraft mit Träumen beschäftigt, welche, wenn sie für junge Mädchen auch nicht das Glück selbst, doch wenigstens das Spiegelbild desselben sind.

      Es versteht sich von selbst, daß, solange wir wach blieben, mein unbekannter Romeo Stoff zur Unterhaltung lieferte. Mit dem Namen Romeo im Herzen und den Lippen auf meiner Hand an der Stelle, auf welche er die seinigen gedrückt, schlief ich ein.

      Ich brauche nicht erst zu sagen, daß meine ganze Nacht ein einziger flammender Traum war.

      Als


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